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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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haben.
    Verdammt, was soll ich nur machen?
    Neben seinem Bett stand ein Medikamentenschälchen mit sieben bunten Tabletten und Dragees. Jenny hatte sie ihm gestern Abend auf sein Zimmer gebracht und ihm zudem zwei Spritzen gegeben. Florian Scheuermann setzte sich auf sein Bett, öffnete eine große Wasserflasche, legte sich die Tabletten einzeln auf die Zunge und schluckte sie nacheinander hinunter. Dabei verzog er das Gesicht, als wenn er sich gerade etwas absolut Ungenießbares hätte einverleiben müssen.
    Anschließend spülte er den Medikamentengeschmack mit großen Schlucken die Kehle hinunter und schlurfte ans Fenster. Mit traurigem Blick schaute er hinüber zur Lichtung, auf der die beiden Rehe noch immer in aller Seelenruhe grasten.
    Ihr habt’s gut, sinnierte er gerade, als ein schneidender Knall die friedliche Stille zerriss. Während er erschrocken zusammenzuckte, wurde das rechte Reh von einem Blattschuss getroffen und sank in sich zusammen. Das andere wartete einen Moment. Es schien die akute Gefahr erst mit zeitlicher Verzögerung zu begreifen. Doch bevor der Fluchtreflex des Tieres einsetzte, war es bereits zu spät: Ein weiterer Schuss streckte nun auch das zweite Reh nieder.
    Der junge Radprofi war von diesem Anblick derart geschockt, dass er sich ein paar Sekunden lang überhaupt nicht rühren konnte. Sein Herz raste, Tränen des Zorns perlten über seine Wangen. Er zitterte am ganzen Körper. In seinem rechten Augenwinkel tauchten zuerst zwei kläffende Jagdhunde und wenig später eine männliche Gestalt auf. Sie war ganz in Grün gewandet und stapfte mit einem Jagdgewehr über der Schulter durch das nasse Gras.
    Florian riss das Fenster auf und schrie mit zitternder Stimme »Mörder« hinüber zur Lichtung. Dann schloss er schnell wieder das Fenster und trat zwei Schritte zurück.
    Förster Kreilinger wandte den Kopf zur Geräuschquelle hin und blaffte in voller Lautstärke: »Bevor Sie sich über jemanden beschweren, der nur seiner Arbeit nachgeht, sollten Sie sich besser mal Gedanken über den Mord in Ihrem Scheiß-Hotel machen.«
    Kreilinger konnte auf die Entfernung hin die Person zwar nicht erkennen, die ihn um diese Uhrzeit so heftig anpflaumte. Aber das war ihm auch egal, schließlich hatte er sein Ziel erreicht und die Hotelgäste aufgeweckt.
    Immer, wenn er nachts nicht richtig schlafen konnte, legte er sich in seinem Forsthaus auf die Lauer und schoss vom Schlafzimmerfenster aus das Wild, das er gerade für diesen speziellen Zweck systematisch anfütterte. Für diese Wildwiese hatte er eigens einen Teil des Waldes roden lassen. Seitdem hegte und pflegte er diese Lichtung wie ein Kleinod.
    Das Waldhotel war ihm nach wie vor ein gewaltiger Dorn im Auge. Jahrelang hatte er gegen den geplanten Bau prozessiert, doch am Ende waren seine Klagen erfolglos geblieben und er musste die Errichtung des Hotelneubaus in unmittelbarer Nähe seines Forsthauses wohl oder übel über sich ergehen lassen.
    Aber Kreilinger wäre nicht Kreilinger, wenn er sich nicht auf seine Weise an den verhassten Hotelbesitzern rächen würde. Der Schabernack mit seinem hotelnahen Jagdrevier bereitete ihm jedes Mal aufs Neue eine riesige Freude und Genugtuung, von der er tagelang zehrte. Sie ähnelte in etwa derjenigen, die ein Trippstadter Bauer mehrmals im Hochsommer genüsslich auskostete, wenn er seine in unmittelbarer Nähe des Warmfreibads gelegenen Äcker mit Gülle düngte.
    Kreilinger packte eines der beiden erlegten Rehe an den Läufen und trug es hämisch grinsend zu seinem Forsthaus, wo die Jagdhunde wie stets nach dem Aufbrechen ihren Anteil an der Beute abbekommen sollten.
    Florian wühlte dieser Vorfall noch mehr auf. Sein Leidensdruck erreichte ein kritisches Stadium. Er musste unbedingt mit jemandem reden. Und zwar sofort. Für solch ein Gespräch kam eigentlich nur Heiko Bolander infrage, alle anderen waren ihm suspekt.
    Was soll’s, ich probier’s jetzt einfach aus, sprach er sich selbst Mut zu. Mehr als abweisen kann er mich nicht.
    Nach dem dritten, vorsichtigen Klopfen öffnete der Bergspezialist die Appartementtür.
    »Guten Morgen, Heiko, ich halt’s nicht mehr aus«, flüsterte Florian. »Ich muss einfach mal mit jemandem reden.«
    Bolander blickte seinem jungen Kollegen über die Schulter und sah sich nach allen Seiten um. Anschließend öffnete er die Tür und zog Florian ins Zimmer. »Komm schnell rein, die anderen müssen nicht unbedingt etwas davon mitbekommen.«
    Heiko Bolander war

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