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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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barfuß und trug lediglich karierte Boxershorts sowie ein weißes Baumwoll-T-Shirt über dem Körper.
    »Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt«, sagte Florian in entschuldigendem Ton.
    »Nein, nein, das haben schon diese blöden Schüsse besorgt«, gab der Bergspezialist gähnend zurück. »Ich hab so richtig tief und fest geschlafen. Und dann dieser Unfug. Solch einen rücksichtslosen Kerl müsste man glattweg einsperren.« Er schnaubte und schüttelte dabei den Kopf. »Im ersten Moment hab ich wirklich gedacht, dass schon wieder einer von uns dran glauben musste.«
    Während der erfahrene Berufsrennfahrer seinen durchtrainierten Körper dehnte, setzte sich Florian auf einen der beiden Stühle, die gegenüber dem Bett an einer weißen Wand standen.
    »Wer könnte denn hinter dieser Mordserie stecken? Hast du irgendeine Vermutung?«, fragte der Jungprofi.
    »Keinen blassen Schimmer.« Bolander lupfte die Schultern. »Na ja, es wird wohl schon jemand sein, der sehr genau weiß, warum er tut, was er tut«, erklärte er nebulös.
    »Was meinst du konkret damit?«, bat Florian um Aufklärung.
    »Konkret?«, wiederholte Heiko Bolander. Sein unruhiger Kopf baumelte hin und her wie der einer Marionette. Er ließ die Atemluft knatternd über seine vollen Lippen hinwegstreichen. »Etwas Konkretes weiß ich wirklich nicht. Und ich bin ehrlich gesagt auch gar nicht darauf erpicht, etwas zu wissen.« Er atmete tief durch. »Ich bin wirklich heilfroh, dass ich nichts Näheres weiß oder irgendwas gesehen habe.«
    Der Bergspezialist nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz und packte Florian an den Schultern. »Mensch, Junge, ich hab zu Hause eine Frau und zwei kleine Kinder sitzen. Die sind auf meine Einnahmen angewiesen. Darum würde ich, selbst wenn ich etwas wüsste, schön den Schnabel halten. Das kann ich dir übrigens auch nur wärmstens empfehlen. Diejenigen, die hinter diesen Morden stecken, kennen absolut keine Skrupel, das haben sie nun wirklich jedem bewiesen.«
    Florian nickte mit betretener Miene.
    »Du solltest übrigens besser nicht so viel fragen und dich vor allem nicht mit deinen Problemen an die anderen wenden. Mir kannst du voll und ganz vertrauen, aber bei den anderen wäre ich ausgesprochen vorsichtig. Wer da mit wem paktiert, ist nicht so leicht zu durchschauen. Vor allem von einem Neuling wie dir nicht. Und ich alter Hase halte mich aus allem raus und verzieh mich immer, so schnell es geht, allein auf mein Zimmer.«
    »Sollten wir nicht besser die Polizei informieren?«
    »Das musst du natürlich für dich selbst entscheiden. Aber denk doch mal in aller Ruhe darüber nach: Wem sollte dies denn nützen? Du weißt doch gar nichts. Was solltest du der Polizei denn sagen? Also nutzt es niemandem, oder?«
    Der Jungprofi nickte nochmals.
    »Gewaltig schaden würde es aber auf alle Fälle jemandem – und zwar dir. Legslow würde dich sofort rauswerfen und kein anderer Rennstall würde einen Verräter wie dich jemals in seiner Mannschaft haben wollen. Überlege dir deshalb genau, was du tust. Versprichst du mir das?«
    »Ja.«
    »Gut. Und ich halte mich wie gesagt auch weiterhin völlig raus. Morgen beginnt meine letzte Tour. Sehr wahrscheinlich ist es sogar meine letzte Saison als Radprofi.«
    »Was?«, stieß Florian Scheuermann entsetzt aus.
    »Ja, so ist es – leider!«, seufzte Heiko Bolander. »Irgendwann ist für jeden einmal Schluss. Und ich steige lieber selbst aus, als dass ich mich von irgendjemandem rausschmeißen lasse. Ich habe darüber bereits im Frühjahr mit Legslow gesprochen. Er hat großes Verständnis dafür gezeigt. Ist ja auch kein Wunder, schließlich hat er es genauso gemacht. Und er hat mir großzügigerweise nach meinem Karriereende einen gut dotierten Job im Management unseres Teams angeboten.«
    Bolander schaute hinüber zur Lichtung, auf der vorhin noch die beiden Rehe friedlich gegrast hatten. »Weißt du, Flo, ich kann nicht so einfach aussteigen. Die Existenz meiner gesamten Familie hängt davon ab, dass ich dauerhaft die Kohle heranschaffe. Und dies wird nur dann der Fall sein, wenn ich auch weiterhin den Mund halte. Ich hab ja schließlich nichts anderes gelernt, als mit meinen Beinen in Pedale zu treten.«
    Florian konnte es immer noch nicht fassen. »Aber, Heiko, du bist doch noch topfit. Einer der stärksten Bergfahrer überhaupt.«
    »Von wegen, mein Junge. Ich bete jeden Tag zum lieben Gott, dass er mich auch noch dieses eine letzte Mal heil über diese verfluchten

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