Leipziger Affären - Kriminalroman
biederen Siedlung, in der ein Eingang dem anderen glich.
»Du solltest dich waschen«, sagte er.
Leonhardt lächelte gequält, dann stieg er aus.
Henne schaute ihm nach. Es gab ihm einen Stich ins Herz, als er sah, dass Manuela ihren Mann an der Tür in Empfang nahm. Auf ihn wartete niemand daheim.
Fleur wiegte sich vor und zurück. Sie summte vor sich hin. Die hinter ihr liegenden Stunden waren gut gewesen. Alexa war ausgegangen, Fleur hatte das Haus für sich gehabt. Ruhelos war sie durch die Zimmer gestreift. Wieder und wieder. Es hatte ihr Freude gemacht, die Einrichtungsgegenstände zu berühren, Alexas Schreibtisch, den Bücherschrank. Bald würde alles ihr gehören. Jedes einzelne Stück.
Wenn es nur schon so weit wäre! Das Warten war lästig, aber jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
Sie hatte einige Stunden geschlafen. Eine Seltenheit, denn sie fand immer weniger Ruhe. Kaum machte sie sich lang, hämmerte das verdammte Herz, als wolle es ihr die Rippen brechen. Dazu das Zucken, das Kribbeln. Unerträglich.
Erst spät am Abend war sie aufgewacht. Immerhin, sie hatte neue Kraft geschöpft. Dunkelheit umgab sie, sie hatte einen Moment gebraucht, um zu sich zu kommen. Dann hatte sie ein Scharren gehört.
Die Polizei war da gewesen. Heimlich, sie hatten nicht geschellt. Dieser riesige Schwarze hatte sich an der Hintertür zu schaffen gemacht. Er war leise gewesen, aber nicht leise genug. Vor ihr konnte niemand etwas verbergen. Schon gar nicht in ihrem eigenen Haus.
Sie summte lauter, wiegte sich stärker und stieß fast mit dem Kopf an ihr Bettgestell. Auf dem Boden vor dem Bett war kaum Platz.
Sie hatte den Schwarzen beobachtet. Anfangs hatte sie gedacht, er wäre ein Einbrecher. Erst als das Außenlicht angegangen war, hatte sie ihn erkannt. Wie ein ertappter Dieb hatte er dagestanden und gewittert. Hätte sie eine Waffe gehabt, wäre er ein toter Mann gewesen. Doch sie hatte sich damit begnügen müssen, ihn zu beschatten.
Katzensanft war sie ihm nachgeschlichen. Dann waren da Geräusche gewesen. Ein Rumpeln und Stöhnen. Sie war nach oben geflohen, in Sicherheit.
Das Summen schwoll an. Sie warf sich nach vorn und knallte mit dem Kopf an das Bett. Augenblicklich brach das Summen ab. Benommen rieb Fleur sich die Stirn. Woran hatte sie eben noch gedacht?
Richtig, diese Jakob musste Alexa angezeigt haben. Wozu sonst strolchte dieser große Bulle im Haus herum, wenn nicht, um Beweise für die Schuld der Schwägerin zu finden? Zu gern hätte sie gewusst, ob er etwas gefunden hatte.
Vielleicht sollte sie nachschauen. Außerdem musste sie wissen, was die beängstigenden Geräusche aus dem Wohnzimmer zu bedeuten hatten. Sie könnte hinuntergehen …
Doch sie blieb reglos auf dem Boden hocken. Das Summen setzte wieder ein. Langsam stand sie auf und tappte die Treppe hinab. Sie drehte das Licht an. Sie brauchte es im Grunde nicht, doch sie wollte ganz sicher sein, dass der Kommissar weg war. Das leise Türenklappern allein war noch kein Beweis.
Der Flur lag vor ihr, rein und ordentlich. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor Kurzem jemand entlanggeschlichen war.
Sie ging in Alexas Empfangsraum, wie sie ihn nannte. Auch hier war alles beim Alten.
Die Tür zu Dankwarts Arbeitszimmer war angelehnt. Fleur lief hin und drückte sie auf. Im ersten Moment wollte sie nicht glauben, was sie sah. Sie biss sich auf die Lippen, bis sie Blut schmeckte, aber das Bild blieb. Dankwarts Arbeitszimmer war ratzekahl leer. Wütend hämmerte Fleur gegen die Wand. »Alexa, du Miststück. Das ist dein Werk!«
»Guten Morgen.« Ulrike, Erikas Freundin, lächelte Henne an und zwängte sich an ihm vorbei in den Korridor.
»Erika ist nicht da.«
»Ich weiß.« Ulrike war schon in der Küche und füllte die Kaffeemaschine. »Mach dich gesellschaftsfein, ich mach inzwischen Frühstück.«
Henne verzog sich ins Bad. Als er zehn Minuten später wieder auftauchte, hatte Ulrike den Tisch gedeckt und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. »So, jetzt erzähl mal, was du dir bei der Sache gedacht hast.«
Er schielte auf ihren dünnen Pullover, der gelb und orange war, mit pinkfarbenen Sternen auf der Vorderseite, dass ihm vom Anblick die Augen brannten. »Keine Ahnung. Was meinst du?«
»Ich sage bloß: Miriam Jakob.«
»Das geht nur Erika und mich etwas an.«
»Erika ist meine Freundin. Wenn es ihr schlecht geht, leide ich mit.«
Er sollte sie hinauswerfen, doch Henne wusste, er würde nichts dergleichen tun, sondern ihr
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