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Leise weht der Wind der Vergangenheit

Leise weht der Wind der Vergangenheit

Titel: Leise weht der Wind der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarit Graham
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gehabt.
       „Darf ich nach draußen gehen, Dad?“, fragte Josh in diesem Moment und riss den Mann aus seinen schweren Gedanken. Der Junge hatte die Veränderung des Vaters ebenfalls bemerkt, und er hätte sich darüber nur zu gern gefreut wenn er gewagt hätte, ihm zu vertrauen. Doch Greg hatte ihn schon viel zu oft enttäuscht, deshalb blieb der Junge vorsichtig.
       „Das Wetter ist zu schlecht, Josh." Seufzend zog der Mann den Vorhang vor die kleine Waschnische. „Du weißt, dass du dich nicht erkälten darfst. Dein Husten ist in letzter Zeit immer schlimmer geworden." Seine Stimme klang ehrlich besorgt.
       Joshua blickte den Vater zweifelnd an. „Ich habe Anne versprochen, mich mit ihr zu treffen. Sie kennt noch niemanden hier und außerdem ist sie meine Nebensitzerin." Der Junge hatte bereits die Stoffmütze vom Haken genommen und wartete jetzt offensichtlich nur auf Gregorys Erlaubnis, weggehen zu dürfen.
       „Du verstehst dich prächtig mit Anne, hab ich recht?“
       Josh nickte. „Mir ist, als hätte ich ein ganzes Leben lang auf sie gewartet." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Auf einmal ist alles anders.“
       „Junge, du weißt nicht, was du sagst." Erschrocken richtete sich Greg auf. „Du bist kaum zwölf Jahre alt und tust gerade so, als hättest du dich unsterblich verliebt. Dabei bist du noch nicht einmal richtig trocken hinter den Ohren." Er furchte die Stirne. „Außerdem ist Anne... sie ist krank.“
       „Genau wie ich." Zur Bekräftigung seiner Worte nickte Josh mit dem Kopf. Sein dunkles Haar fiel in wirren Locken in die Stirne und in seinen hellen Augen stand Trotz. „Darf ich gehen, Dad?“
       Greg seufzte auf. „In Ordnung, Sohn. Vielleicht hast du ja recht. Mary gefällt mir auch sehr gut. Sie..." er zögerte einen Moment lang, ehe er weiter sprach. „Du magst sie doch, oder?“
       Der Junge lächelte kaum merklich. „Sie ist eine gute Frau, fast zu schade für dich." Er erschrak über seine Worte, denn er kannte den Zorn des Vaters. „Entschuldige bitte, ich hab es nicht so gemeint.“
       Gregs angespannte Miene löste sich in einem breiten Lächeln. „Ich bin dir nicht böse, Josh. Du hast sogar recht. Ich... war wohl ein rechtes Ekel in der Vergangenheit. Doch das soll sich jetzt ändern, das verspreche ich. Und wenn Mary..."
       „Darf ich jetzt gehen, Dad?“
       Greg lächelte seinen Sohn verständnisvoll an. „Du darfst, Junge. Und sei nett zu Anne, dann habe ich vielleicht mehr Chancen bei ihrer Schwester." Er fuhr seinem Sohn fast zärtlich mit der rechten Hand durch das dichte nachtschwarze Haar. Dann blickte er auf die Uhr. „Sie wird gleich hier sein. Wir haben uns zu einer Besprechung verabredet. Mary hat noch etwas Schwierigkeiten mit dem Unterricht.“
       Joshua war schon an der Tür. „Tu Mary nichts", bat er leise, „nicht Mary. Sie ist so gut und sie sorgt sich um meine Anne. Du darfst sie nicht auch..." Er drehte sich hastig um und war im nächsten Moment bereits aus dem Haus. Die Tür fiel ins Schloss und im Raum dröhnten noch immer Joshs letzten Worte: Du darfst sie nicht auch...
       Gregory Simpson stand nur da und wusste nicht, ob er sich wundern oder aufregen sollte. Was hatte Josh damit gemeint? Er konnte doch nicht wissen, was geschehen war, dessen war sich Greg ganz sicher. Dennoch deutete sein ganzes Verhalten darauf hin, als sei er hinter ein furchtbares Geheimnis gekommen.
       „Greg! Sind Sie da, Greg?" Es klopfte an der Haustür, dann war es wieder still. Marys Stimme klang ein wenig unsicher, fast sogar ein bisschen ängstlich, als sie erneut nach dem Schulleiter rief.
       Der Mann erwachte aus seiner Erstarrung. Plötzlich hatte er das untrügliche Gefühl, als würde entsetzliches Unheil drohen. Sein Verstand sagte ihm, dass seine Angst natürlich unbegründet war, und doch lief eine Gänsehaut über seinen Rücken und seine Arme, die ihn für einen Moment lang unfähig machte zu reagieren.
       „Greg, sind Sie da?“
       Mit mechanisch wirkenden Bewegungen setzte sich der Mann in Gang. „Ich komme schon, Mary." Etwas atemlos riss er die Tür auf und rang sich ein fröhliches Lächeln ab. Er reichte ihr die Hand und zog sie sanft ins Haus. „Ich musste nur noch etwas aufräumen. Mein Sohn hat eben erst das Frühstück beendet, und da wollte ich...“
       „Es ist schon in Ordnung, Greg", beschwichtigte die junge Frau ihn. Nachdenklich betrachtete sie sein erhitztes Gesicht.

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