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Leise weht der Wind der Vergangenheit

Leise weht der Wind der Vergangenheit

Titel: Leise weht der Wind der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarit Graham
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Noch immer atmete er heftig, als hätte er bereits einen Gewaltmarsch hinter sich oder sonst eine Anstrengung. „Soll ich lieber ein anderes Mal kommen? Im Augenblick ist es Ihnen ungelegen, nicht wahr?“
       „Bitte, bleiben Sie, Mary. Ich bin ja froh, dass Sie... dass ich... Setzen Sie sich bitte. Möchten Sie Kaffee?" Inständig hoffte er auf Marys Zustimmung. „Ich habe gerade frischen aufgebrüht." Er ging zum Schrank und nahm zwei Tassen. Eine davon stellte er vor Mary auf den Tisch, die andere füllte er bereits am Herd mit dem duftenden Getränk. Dann brachte er die Kanne und bediente nun auch seinen Gast.
       „Ich hoffe, Sie sind zufrieden mit meiner Unterrichtsmethode", begann sie ein Gespräch, als sie die Stille nicht mehr ertragen konnte. „Allerdings bin ich von meinen früheren Klassen her gewöhnt, dass sich die Kinder in etwa demselben Alter befinden.“
       „Oh, Sie machen das wirklich sehr gut, Mary. Und ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen, dass unsere Schule, unsere Schüler sehr froh sein können, Sie als neue Lehrerin bekommen zu haben. Es ist alles ein wenig einfach, um nicht zu sagen primitiv hier. Hoffentlich halten Sie unter diesen Umständen eine Zeitlang durch. Ich würde mich sehr darüber freuen." Verlegen blickte Greg zur Seite.
       Mary war es gewöhnt, zwischen den Zeilen zu lesen. Sie lächelte in sich hinein. Greg Simpson wollte ihr möglichst unauffällig auffällig den Hof machen, dessen war sie sich sicher. Und eigentlich, wenn sie es sich recht überlegte, war ihr der Schulleiter gar nicht so unsympathisch, obwohl sie natürlich vom ersten Moment an gewusst hatte, dass er nicht gerade der Typ Mann war, in den sie sich verlieben konnte.
      „Es hat mich schon immer gereizt, einmal Unterricht unter erschwerten Umständen abzuhalten. Sie brauchen sich also wirklich keine Sorgen zu machen. Anne und ich werden Ihnen sicher eine ganze Weile erhalten bleiben. Außerdem gefällt es uns hier. Zum ersten Mal seit zwei Jahren hat meine Schwester wieder etwas Farbe auf den Wangen, und ihre Augen sprühen geradezu vor Lebensfreude.“
       „Mit Josh ist es genau dasselbe", stimmte Greg freudig ein. „Die beiden Kinder stecken in jeder freien Minute zusammen, und ich habe ebenfalls den Eindruck, als hätte sich der Gesundheitszustand meines Sohnes etwas gebessert." Er nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Kaffeetasse. „Möchten Sie noch? Ich habe eine zweite Kanne auf dem Herd stehen.“
       Mary lehnte dankend ab. „Vielleicht später", sagte sie und blickte den Mann abwartend an. „Sie sagten, wir sollten einiges Organisatorisches bezüglich des Unterrichts besprechen", versuchte sie ihn zur Sachlichkeit zu überreden. „Ich finde, es klappt schon recht gut, wenn man bedenkt, dass wir kaum zwei Wochen hier sind.“
       Der Schulleiter nickte anerkennend, dann erhob er sich und füllte seine Tasse erneut aus der Kanne am Herd. Dann goss er rasch noch einen kräftigen Schuss aus einer Flasche hinzu, die er gleich wieder im Schrank verschwinden ließ. „Sie haben recht, Mary", gab er zu und nahm erneut einen Schluck. „Sie sind wirklich eine sehr fähige Lehrerin. Mir ist, als würde ich Sie bereits eine Ewigkeit kennen. Und die Schüler lieben Sie.“
       Mary errötete ein wenig. Sie mochte Komplimente dieser Art nicht so gern, denn ihr Wahrheitsgehalt war mehr als zweifelhaft. Nach noch nicht einmal zwei Wochen war die Qualität einer Lehrkraft kaum zu beurteilen, das wusste sie aus Erfahrung. „Warten wir es ab", schwächte sie seine Begeisterung ab und warf einen demonstrativen Blick auf ihre Armbanduhr.
       „Möchten Sie nicht doch noch eine Tasse...“
       Hastig schüttelte die junge Frau den Kopf. „Ich sollte mich wieder auf den Heimweg machen. Anne wird sicher bald zurückkommen, und dann wird sie eine leere Wohnung vorfinden.“
       „Anne und Josh sind zusammen unterwegs. Da brauchen Sie sich gewiss keine Sorgen zu machen." Greg legte seine Hand auf die ihre und blickte ihr in die Augen. Diese Geste sollte beruhigend wirken, genau wie seine Worte. Sein Mund lächelte, und seine Wangen waren leicht gerötet. „Ich bin froh, dass Sie da sind, Mary.“
       „Bitte, Greg, ich...“
       „Lassen Sie mich etwas sagen. Ich weiß nämlich nicht, ob ich so schnell wieder einmal den Mut zu diesen Worten finden werde. Damals, als Paula mich verließ, weil sie angeblich die Einsamkeit dieser Gegend nicht ertragen konnte, da dachte

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