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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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getroffen. Ich kannte Jim persönlich. Er war ein netter Kerl mit Frau und zwei Kindern. Es gab Gerüchte, dass er zu der Zeit eine Affäre mit Alex Morse gehabt hatte, aber man weiß unter solchen Umständen nie, was wahr ist und was nicht.«
    Chris bemühte sich, das Gehörte schnell genug zu verdauen, um kluge Fragen stellen zu können. »Also weißt du nicht, ob Agentin Morse legitim ist oder nicht«, versuchte er Zeit zu schinden.
    »Nein. Möchtest du, dass ich es herausfinde?«
    »Kannst du das, ohne dass in Washington Alarmglocken schrillen?«
    »Vielleicht. Aber dann musst du mir verraten, um was es geht.«
    »Wäre es möglich, dass Agentin Morse in eine Morduntersuchung verwickelt ist?«
    Foster schwieg ein paar Sekunden. »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte er dann. »Wir sind nicht zuständig für gewöhnliche Mordfälle. Es sei denn, es liegen besondere Umstände vor. Menschenrechtsverletzungen, Rassendiskriminierung …«
    »Im Fernsehen jagt das FBI auch immer Serienmörder.«
    »Das sind Hollywood-Märchen. Eine sehr kleine Abteilung des FBI berät die örtliche Polizei und die State Police bei Mordfällen, falls die jeweiligen Behörden um Hilfe nachsuchen, doch sie nehmen niemals selbst Verhaftungen vor.«
    Chris fielen keine weiteren Fragen ein, so sehr er sich auch den Kopf zermarterte, und er wollte nicht, dass Foster seinerseits anfing, aggressive Gegenfragen zu stellen. »Okay. Danke, dass du zurückgerufen hast, Darryl.«
    »Und du kannst mir wirklich nicht mehr verraten als das bisschen, was du mir gesagt hast?«
    Chris suchte hektisch nach einer plausiblen Erklärung. »Morse kommt ursprünglich aus Mississippi, nicht wahr? Das ist alles, was ich im Augenblick sagen kann. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, melde ich mich wieder bei dir.«
    »Tja, das muss dann wohl genügen«, sagte Foster. Er klang alles andere als zufrieden. »Wie ist eigentlich deine neue Frau so?«
    »Alles bestens.«
    »Tut mir leid, dass ich die Hochzeit verpasst habe. Aber Jake Preston hat erzählt, dass sie heiß ist. Ein richtig heißes Gerät.«
    Chris stieß ein Lachen aus. »Sie sieht sehr gut aus.«
    »Verdammte Ärzte. Ihr kriegt immer die besten Weiber.«
    Diesmal war Chris’ Lachen echt, als er den Charakter seines alten Freundes durchschimmern hörte. »Danke noch mal, Darryl.«
    »Ich ruf dich wieder an, wenn ich mehr über Morse herausgefunden habe. Könnte schon heute sein. Vielleicht aber auch erst morgen. Wahrscheinlich morgen.«
    »Egal, jeder Zeitpunkt ist mir recht. Sag mal, wo wohnst du jetzt eigentlich?«
    »Immer noch in der Windy City. Hier oben in Chicago ist es so schweinekalt, dass ich mir im letzten Winter fast den Arsch abgefroren habe. Ich bin reif für Miami oder L.A., das kann ich dir sagen.«
    »Viel Glück.«
    »Ja. Wir hören bald wieder voneinander.«
    Chris verstaute sein Mobiltelefon in der Satteltasche und stemmte sich kraftvoll in die Pedale. Inzwischen waren Trucks und andere Fahrzeuge auf dem Natchez Trace unterwegs, hauptsächlich Berufsverkehr – Leute, die irgendwo außerhalb lebten. Das Tempolimit auf dem Natchez Trace war auf achtzig Stundenkilometer festgesetzt – großartig für Radfahrer, hätten die Pendler sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten, was aber keiner tat. Ein Blick auf die Uhr verriet Chris, dass er es wohl nicht rechtzeitig zurück nach Hause schaffen würde, um Ben zur Schule zu bringen. Das würde Thora zwar verwundern, aber er hatte keine andere Wahl gehabt; er hatte etwas tun müssen, um die Spannung zu vertreiben, die der Besuch von Alex Morse in ihm aufgebaut hatte.
    Leider hatte Darryl Fosters Anruf jedes Gefühl von Entspannung vertrieben, das er aufgrund des Trainings empfunden hatte. Er hatte jetzt mehr Antworten, doch keine echten Informationen. Alex Morse war ein Star beim FBI, der Mist gebaut und den Tod eines Kollegen verschuldet hatte. Schön und gut. So viel hatte sie selbst zugegeben. Doch was war sie jetzt? Eine Agentin, die an einem legitimen Fall arbeitete? Oder eine Abtrünnige, die unerlaubt den Mord an ihrer Schwester rächen wollte? In gewisser Weise spielte es keine Rolle. Chris war überzeugt, dass sie mit der Einschätzung seiner Situation gründlich danebenlag.
    Er riss den Lenker nach rechts, als ein Wagen von hinten hupend an ihm vorbeischoss, wobei er eine Wasserfontäne hinter sich her zog. Fast wäre Chris auf die Bankette gestürzt, doch in letzter Sekunde fing er das Rad wieder und lenkte es zurück

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