Leitfaden Homöopathie (German Edition)
solcher Fragestellungen ist auch deshalb schwierig, weil die fehlende Wirkung eines homöopathischen Arzneimittels erfahrungsgemäß eher auf eine Fehlverordnung zurückzuführen ist.
In der täglichen Praxis steht die fehlende Arzneiwirkung aufgrund äußerer Einflüsse eher am Ende der Liste von Gründen für einen fehlenden Therapieerfolg.
8.5.3 Einnahmezeitpunkt
Auch der Einnahmezeitpunkt wird als Einflussfaktor auf das Behandlungsergebnis diskutiert. Grundsätzlich werden homöopathische Konstitutionsmittel häufig abends vor dem Schlafengehen eingenommen ( Kap. 6.1.3 ). Eine ebenso gute Wirkung lässt sich bei Patienten erzielen, die aufgrund ihrer Lebensführung zur Arzneimitteleinnahme zu einem anderen Zeitpunkt gezwungen sind. Ob sich die zeitliche Nähe zur Nahrungsaufnahme negativ auswirkt (wenn man das Arzneimittel nicht gerade zum Essen einnimmt), ist unklar – Hahnemann favorisierte bei Säuglingen die Einnahme der Arzneien über die Muttermilch (also mit der Nahrungsaufnahme). Des Weiteren verbietet es der gesunde Menschenverstand, z.B. im akuten Notfall die Medikamenteneinnahme zu verschieben, nur weil gerade etwas gegessen wurde. Ebenso würde auch der Genuss von Alkohol oder Kaffee nicht zu einem Hinauszögern der Verabreichung des Medikaments führen, wenn ein Notfall vorliegt. Dies wird in der Praxis durch gute Arzneimittelwirkungen in allen Lebenslagen bestätigt.
Bei elektiver (also nicht im akuten Notfall) Arzneimittelgabe empfiehlt sich zur „Optimierung“ der Wirkung der Verzicht auf Alkohol und ein gehöriger Abstand zur letzten oder zur nächsten Nahrungsaufnahme.
8.5.4 Weitere Einflussfaktoren rund um die Einnahme des Arzneimittels
Verfallsdatum von Arzneimitteln: Da sich die Heilwirkung eines Arzneimittels im Globuli nicht nachweisen lässt, sondern sich erst in der Wirkung am kranken Patienten zeigt, existieren keine Untersuchungsmethoden, die Auskunft darüber geben könnten, wie viel Zeit vergehen muss, bis die Heilwirkung abgeschwächt oder aufgehoben ist. Die praktische Erfahrung legt nahe, dass homöopathische Arzneimittel wohl kein Verfallsdatum haben. Unabhängig davon muss darauf geachtet werden, dass das Trägermedium (Globuli, alkoholische Lösungen) mit der Zeit verderben kann.
Die Frage, ob man einem Patienten mitteilt, welches homöopathische Arzneimittel er zur Einnahme bekommen hat , betrifft indirekt die Handhabung der Arzneimittel. Bei der homöopathischen Behandlung ist es systemimmanent, dass die Arzneimittel wirken, sobald sie vom Patienten eingenommen wurden, unabhängig davon, ob er sie namentlich kennt oder nicht. Es scheint also mehr vom Therapiekonzept des Arztes und vom Arzt-Patienten-Verhältnis abhängig zu sein, wie mit dieser Frage in der Praxis umgegangen wird.
Gabengröße: Die Frage, wie viele Globuli des passenden Arzneimittels eingenommen werden sollen, kann pauschal mit „nicht zu viele“ beantwortet werden. SchonHahnemann favorisierte die kleinste mögliche Dosis. Eine zu kleine Gabe, also z.B. nur ein kleines Globuli (weil das andere eventuell heruntergefallen ist) gefährdet die Arzneiwirkung nicht. Ebenso verhält es sich mit durch Transport zerdrückten Globuli – sogar ein kleiner Rest ist in der Regel ausreichend, um eine Wirkung hervorzurufen. Da auf dem Markt die unterschiedlichsten Globuligrößen erhältlich sind und nur selten die Möglichkeit besteht, zwischen diesen auszuwählen, ist über die Angabe einer bestimmten Anzahl von Globuli (z.B. zwei oder drei) die Gesamtmenge an Trägermedium nur sehr ungenau zu bestimmen. Ob letztlich ein, zwei oder fünf Globuli eingenommen werden, scheint bezüglich der Arzneiwirkung keine große Rolle zu spielen, weder bei Einmalgaben von Hochpotenzen noch bei der häufigen Gabe von niedrigeren Potenzen. Die Einnahme von zu viel arzneilich wirksamer Substanz sollte dagegen vermieden werden, da die Gefahr einer Arzneimittelprüfung besteht. In der Praxis treten Symptome solcher unfreiwilliger Arzneimittelprüfungen allerdings erst bei Einnahmemengen auf, die weit über das empfohlene Maß hinausgehen (z.B. akzidentelle Einnahme von mehreren Gramm Globuli bei Kindern).
Applikationsart: Die These, dass nicht oral applizierte homöopathische Arzneimittel (z.B. Injektion oder Ohrentropfen) eine bessere oder spezifischere Wirkung zeigen, ist homöopathietheoretisch nicht schlüssig und in der Praxis nicht nachvollziehbar. Grundsätzlich sollten homöopathische Medikamente oral verabreicht
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