Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Kürzungen, Auslassungen und Zusammenfassungen ähnlicher oder auch verschiedener Symptome, z.B. unter einem Oberbegriff, zu verstehen.
Dadurch wird auch ersichtlich, wie viele Symptome in so genannten gesichteten Arzneimittellehren eliminiert wurden. Weiterhin ist zu ersehen, wie weit sich manche zeitgenössische Autoren von der Grundlage der Homöopathie (Heilung nach Symptomenähnlichkeit von Arzneimittel und Krankheitssymptomen) entfernen, indem sie Repertoriumsrubriken – zum Teil durchaus phantasievoll – interpretieren, aber damit dem zugrunde liegenden Arzneimittelprüfungssymptom nicht mehr gerecht werden und so zu einer Verwässerung der homöopathischen Therapiemethode beitragen.
Ein allererster Einstieg in das Materia-medica-Studium kann auch mit den „Leitsymptomen“ von Nash vorgenommen werden. Der Begriff „Leitsymptom“ sollte allerdings nicht mit Bönninghausens Genius der Arzneimittel verwechselt werden. Außerdem sollte man sich der Knappheit des Werkes bewusst sein, da es sich um stark gekürzte Auszüge handelt.
Wie sollte man Materia medica studieren?
Symptome bzw. Symptomenelemente nach Ort, Empfindung, Modalität und Begleitsymptom markieren.
Symptomenelemente nach Geniusgraden kennzeichnen.
Geniusgrade im Vergleich mit anderen Arzneimitteln nach Symptomenverwandtschaft studieren.
Anamnese: Ausgehend von der Arzneimitteldifferenzierung sollte man die zur Wahl stehenden Mittel ausgiebig studieren.
9.1.2 Techniken zum komparativen Erlernen von Arzneimittelbildern
Das Erlernen der Arzneimittelbilder ist sehr aufwändig und ein Prozess, der letztlich nie zu einem wirklichen Abschluss kommt. Der Umfang von ca. 1300 ernst zu nehmenden Mitteln, die in verschiedenen Materiae medicae mit z.T. über 6000 Seiten stichwortartig aufgelistet sind, lässt ein Erlernen aussichtslos erscheinen. Der planlose Versuch, einfach in einer Materia medica vorne anzufangen und die Symptome der Reihe nach zu lesen, führt wohl bei niemandem zu einem befriedigenden Lernerfolg. Deshalb ist es erforderlich, beim Studium eine Strategie zu entwickeln, mit der man persönlich tatsächlich weiterkommt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das komparative Erlernen der Arzneimittelbilder einprägsamer zu gestalten.
Erfahrungen an Patienten
Vorteile: Manche Fälle sind ohne Lernmühe unvergesslich; das Erfahrene ist nicht nur Vorbereitung, sondern bereits das Ziel des Lernens. Erfahrungen sind nicht spekulativ oder dogmatisch, sondern praxisnah.
Nachteile: Jeder Patient ist anders, die Erfahrungen also nur begrenzt übertragbar. Das Lernen am Krankenbett ist kaum planbar, sondern abhängig von den Patienten, die gerade kommen. Erst im hohen Lebensalter ist man wirklich erfahren.
Eine gründliche wissenschaftliche Auswertung des Patientengutes zählt jedoch zu den sichersten Wegen zu echtem Fortschritt in Arzneikenntnis und Methodik.
Lebendige Darstellung durch Schauspiel, Karikatur
Vorteile: unvergesslich, dabei unterhaltsam und (für Zuschauer) mühelos.
Nachteile: nur begrenzt verfügbar; anfällig für Klischees und praxisirrelevante Symptomenauswahl.
Interaktives Lernen mit Rollenspiel, gemeinsamem Zusammentragen usw
Vorteile: viel einprägsamer als Lesen, anregend.
Nachteil: erfordert eine motivierte Arbeitsgruppe, die auch die Vorbereitungsarbeit dauerhaft übernimmt.
Erzählende, fallbezogene oder karikierende Arzneidarstellungen in Buchform
Vorteile: einprägsamer als die schlichten Symptome; jederzeit verfügbar.
Nachteil: Vorauswahl der Mittel und Aspekte durch den Autor kann einseitig und begrenzt sein.
Ein systematisches eigenständiges Erarbeiten der Materia medica kommt also nicht ohne Lektüre der Arzneimittelbilder aus. Statt nun das ganze Bild von vorne zu lesen, ist es aussichtsreicher, sich zunächst auf ganz wenige Hauptaspekte eines Mittels zu beschränken, diese zu wiederholen und erst später zu ergänzen, wenn einem das Mittel vertraut erscheint.
Betrachtung der Arzneimittel gemäß ihrer Ausgangssubstanzen
Eine weitere Methode, um mit homöopathischen Arzneimitteln vertraut zu werden, ist die vergleichende Betrachtung der Ausgangssubstanzen ( Tab. 9.1 ). Es ist hilfreich zu wissen, zu welchem Naturreich eine Arzneisubstanz gehört – am besten, wenn man sie aus der Realität kennt. Aus Ähnlichkeiten von Substanzeigenschaften und Arzneisymptomen ergeben sich zahlreiche Merkhilfen. Von allen geprüften Mitteln sind ca. 80 Prozent pflanzlichen Ursprungs, 15 Prozent
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