Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Homöopathie gehören. Er gewichtete die Symptome, anders als Bönninghausen, in der Rangfolge: sonderliche Symptome, Geist und Gemüt, Allgemein- und Lokalsymptome. Seine hohe Wertung der Geistes- und Gemütssymptome lässt sich u.a. auch auf die religiösen Lehren von Emanuel Swedenborg (1688–1772) zurückführen.
Adolph zur Lippe (1812–1888) wurde in der Nähe von Görlitz geboren und kam 1837 in die USA. Er praktizierte in Philadelphia und erwarb sich einen hervorragenden Ruf als erfolgreicher homöopathischer Arzt und Lehrer. Sein Repertorium floss in das von Kent ein. Er gründete den „Lippe Club“, ein ärztliches Diskussionsforum und Vorläufer unserer Qualitätszirkel.
Timothy Field Allen (1837–1902) aus Westminster, Vermont, war Chirurg, bevor er zur Homöopathie kam. Sein Hauptwerk ist die zwölfbändige „Encyclopedia of Pure Materia Medica“, welche in einer einzigartigen Vollständigkeit sämtliche Prüfsymptome aller bekannten Arzneimittel in wörtlichen Zitaten enthält. Nicht verwandt mit ihm sind Henry Clay Allen (1836–1909), geboren in Ontario (Kanada), Autor der „Keynotes to the Leading Remedies of the Materia Medica“ und der „Materia Medica of the Nosodes“, sowie John Henry Allen (1854–1925), Chicago, der „The Chronic Diseases“ schrieb.
Cyrus Maxwell Boger (1861–1935) war Arzt und Apotheker. Er praktizierte in Parkersburg (West Virginia) und war ein ausgezeichneter Kenner der Literatur und Methode Bönninghausens. Sein Werk umfasst unter anderem wichtige Publikationen wie „Bönninghausen’s Charakteristics and Repertory“, „Synoptic Key“ und „General Analysis“.
2.1 Grundsätze der Homöopathie
Die Homöopathie befasst sich, wie jede medizinische Methode, mit den drei grundlegenden Themen Krankheit, Heilmittel und Therapie (vgl. Organon, § 71).
Die Erforschung der Krankheit geschieht im individuellen Fall durch die klassische homöopathische Anamnese mit dem unverfälschten Spontanbericht und dem Nachfragen zur Vervollständigung. Ihr liegt die homöopathische Krankheitslehre mit der Klassifizierung von akuten und chronischen Krankheiten und der Einteilung letzterer in Psora, Sykose und Syphilinie zugrunde.
Die Erforschung der Arzneiwirkung geschieht durch die Arzneiprüfung am Gesunden, ergänzt durch die Toxikologie und die gesammelten Erfahrungen in der therapeutischen Anwendung. Ihr liegt das Ähnlichkeitsgesetz oder Simileprinzip zugrunde, nach dem die Arznei im Krankheitsfall heilt, was sie beim Gesunden hervorruft.
Die Anwendung homöopathischer Arzneien beruht auf dem Prinzip der kleinsten Dosis. Dazu wird die Arzneisubstanz potenziert und in seltenen Gaben verabreicht. Die Heilwirkung ist nicht die Erstwirkung, die in jedem Anwendungsfall gleich ist, sondern die Nachwirkung, die Antwort des Organismus auf den Arzneireiz. Diese muss individuell analysiert und beurteilt werden, bevor die nächste Gabe verabreicht wird.
2.1.1 Das Ähnlichkeitsgesetz nach Hahnemann
„Blos jene Eigenschaft der Arzeneien, eine Reihe spezifischer Krankheitssymptomen im gesunden Körper zu erzeugen, ist es, wodurch sie Krankheiten heilen, das ist, den Krankheitsreiz durch einen angemessenen Gegenreiz aufheben und verlöschen können.“ (Hahnemann, Heilkunde der Erfahrung)
„Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll!“ (Hahnemann, Vorwort zum Organon)
Wird dem kranken Organismus – im Rahmen seiner Reaktionsfähigkeit – ein Reiz angeboten, der seiner Erkrankung ähnlich ist, werden seine Selbstheilungskräfte aktiviert. Der Weg zur Heilung wird eingeleitet. Eine gegensinnige Wirkung tut das Gegenteil: Für kurze Zeit werden Symptome vermindert, um anschließend unverändert oder verstärkt wieder zu erscheinen ( Kap. 1.1.1 ). In akuter Krankheit und grundsätzlich bei ausreichenden Selbst- oder Spontanheilungskräften kann Gesundheit sowohl ohne als auch mit gegensinnigem Arzneireiz eintreten. Bei chronischen Krankheiten ist eine Heilung nur aufgrund des Ähnlichkeitsprinzips möglich.
Vermutlich der früheste Hinweis auf dieses universale Heilgesetz ist in der Sage von Troja zu finden. Dort wird vom Überfall der Griechen auf Mysien in Kleinasien berichtet. Im Kampf verletzt Achill den mysischen König Telephos mit seinem Speer an der Flanke. Die Wunde wird sehr schmerzhaft und heilt nicht. Kein Mittel hilft. Das Orakel des
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