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Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Titel: Leitfaden Homöopathie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Geißler , Thomas Quak
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homöopathische Ärzte“.
    Der Genius
    Ein zentraler Begriff bei Bönninghausen ist der des Genius einer Arznei. Dieser Begriff wurde von Hahnemann im Paragraphen 136 des „Organon“ in der 2.–5. Auflage verwendet, in der 6. Auflage jedoch durch Charakteristika ersetzt. Der Geniussetztsich gewissermaßen aus vielen Leitsymptomen zusammen. Insbesondere die Modalitäten und die Empfindungen repräsentieren Geniussymptome, auch Körperregionen oder Stimmungslagen können zum Genius beitragen. Der Genius gibt sich durch die charakteristischen Symptome zu erkennen. Die Summe der charakteristischen Symptome des Arzneimittels ist das Entscheidende. Dabei geht es weniger um Merkwürdigkeiten bzw. Kuriositäten einzelner Symptome, sondern darum, dass gewisse Symptome bei wenigen Arzneimitteln besonders hervorstechend sind und damit das Eigenheitliche einer Arznei widerspiegeln.
    Der Genius eines Arzneimittels wird aus der Gesamtheit der Symptome einer Arznei ermittelt, wobei zur Bestimmung des Genius die Symptome der Arzneimittelprüfungen herangezogen werden.
    Folgende Kriterien sollten für den Genius einer Arznei berücksichtigt werden: Das Symptom sollte häufig in den Arzneimittelprüfungen vorkommen, bei mehreren Prüfern auffallen, in verschiedenen Körperregionen auftreten und, was ganz wichtig ist: klinisch bestätigt sein. Wenn der Genius (zu dem z.B. stechender Schmerzcharakter oder Besserung durch Kälte zählen können) ermittelt worden ist, so wird die entsprechende Symptomatik auch auf Leibesbereiche übertragen, bei denen das betreffende Symptom in der Arzneimittelprüfung nicht auffiel.
    Der dritte und vierte Grad im „Therapeutischen Taschenbuch“ von 1846 repräsentieren die Geniussymptome einer Arznei. Mittel, die im dritten und vierten Grad aufgeführt sind, wurden durch Heilungserfolge in der Praxis bestätigt.
    Kapiteleinteilung „Therapeutisches Taschenbuch“

    Gemüt und Geist
    Körperteile und Organe
    Empfindungen und Befunde bzw. Beschwerden
    Schlaf und Träume
    Fieber (inkl. Frost, Schweiß etc.)
    Modalitäten
    Konkordanzen
    Eine von Fries überarbeitete Ausgabe des „Therapeutischen Taschenbuches“ erschien 1897. Diesem lag allerdings die englischsprachige Ausgabe von T.F. Allen zugrunde, die bereits erhebliche Abweichungen zu der Bönninghausens von 1846 aufwies. Im Jahr 2000 wurde von Gypser dann erneut eine überarbeitete Ausgabe des „Therapeutischen Taschenbuches“ anhand neu entdeckter, auf Bönninghausen zurückgehender Quellen herausgegeben. Darin wurden acht neue Arzneimittel integriert, alles sprachlich etwas moderner formuliert und übersichtlicher vom Layout gestaltet. Kleine und große Arzneimittel wurden extra in einem Kapitel aufgelistet, sodass man deren Repräsentanz im Repertorium erkennen kann.
    Die Rubriken sind bei Bönninghausen allgemeiner gehalten als bei Kent und weniger differenziert, sind daher auch relativ groß. Beispielsweise schlägt man im Therapeutischen Taschenbuch für Gesichtsschweiß die Rubrik „Schweiß der oberen Körperhälfte“ und für Wundheitsgefühl im Magen „Wundheitsgefühl innerlich“ nach. Ebenso verhält es sich mit der Gemütssymptomatik, die sehr allgemein gehalten ist (wie z.B. Angst oder Erregung).
    Anamnese und Mittelwahl bei Bönninghausen
    Die W-Fragen (Wer?, Was?, Wo?, Womit?, Weshalb?, Wie?, Wann?) stehen im Mittelpunkt der Anamnese. Dabei geht es um das Ermitteln vollständiger Symptome,bestehend aus Ort, Empfindung (Befund, Befindlichkeit), Modalität (einschließlich Zeit, causa occasionalis) und Begleitsymptomatik.
    Nach dem Hauptsymptom im Sinne der Hauptbeschwerde des Patienten, die er spontan schildert, richtet sich die Vorauswahl des Arzneimittels.
    Dazu kommen Nebensymptome (bei denen ein zeitlicher Zusammenhang mit der Hauptbeschwerde besteht), die den individuellen Fall charakterisieren. Nebensymptome, die bereits vor Auftreten des Hauptsymptoms bestanden, spielen eine untergeordnete Rolle. Primär geht es um die gegenwärtige Symptomatik, wobei auch die zuletzt aufgetretenen Nebensymptome einen hohen Stellenwert haben. Die gegenwärtige Symptomatik muss aber nicht gleichzeitig eine akute Krankheit bedeuten, sondern sie kann auch dem aktuellen Status quo einer langwierigen chronischen Krankheit entsprechen. Ganz entscheidend sind die Geniussymptome bzw. die charakteristischen Symptome im Sinne des „Organon“, § 153, und dabei insbesondere die aus dem Bereich der Modalitäten. Die Gemütssymptome dienen

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