Leitfaden Homöopathie (German Edition)
mit Destruktion bis hin zum Zelltod ( Tab. 10.2 ).
Tab. 10.2 Miasmatische Einteilung nach Ortega
Psora
Sykosis
Syphilis
Mangel
Erhöhung
Perversion
Verminderung
Exzess
Degeneration
Hypotrophie
Hypertrophie
Destruktion
Bradykardie
Tachykardie
Arrhythmie
Introversion
Extraversion
Misstrauen, Chaos
Hemmung
Flucht, Zerstreuung
Angriff
Ängstlichkeit
Prahlerei
Aggression
Bewegung <
Ruhe <
(Widersprüchl. Modalitäten)
Kälte <, Morgen <
Wärme <, Abend <
(Widersprüchl. Modalitäten)
Ekzeme, Pruritus
Blasen, Tumoren
Degenerationen
Ortega schrieb 1943 eine Doktorarbeit zu den chronischen Krankheiten und den Miasmen, die seitdem den Schwerpunkt seiner Arbeit bilden. Erst 40 Jahre später gab Ortega ein umfangreicheres Buch zur Miasmenlehre heraus, wobei er sich im Rahmen seiner Arbeit vor allem um eine Erleichterung des Verständnisses der Miasmen bemühte.
Sehr plakativ beschrieb er drei miasmatische Typenbilder:
Der „Psoriker“ ist bestimmt durch seine Hemmung und seinen Mangel, den er selbst empfindet. Es ist ein Mangel an Energie, Tatkraft, Durchsetzungsvermögen und nicht zuletzt an Selbstvertrauen. Hinzu kommt eine allgemeine Lebensangst; Angst vor allem Neuen, seine Aufgabe nicht zu bewältigen, ausgelacht, benachteiligt und übergangen zu werden. Er ist unscheinbar und hat eine empfindsame und zugleich schwärmerische Seele. Er neigt zur Beschaulichkeit und hat ein inniges Verhältnis zur Natur, zu allem Schönen und Großen. Hinzu kommt seine ausgesprochene Schutzbedürftigkeit, es handelt sich um einen zutiefst religiösen Menschen mit einem Sinn für den über alles erhabenen, liebenden Gott und Schöpfer.
Der „Sykotiker“ lebt in einer ständigen Übertreibung, in einer Art „Flucht nach vorne“, mit der seine innere Schwäche und Leere überspielt werden soll. Er wirbt um jede Form der Anerkennung und Aufmerksamkeit anderer, woraus er sein Selbstwertgefühl nährt; dabei ist er oberflächlich und egoistisch. Er verkörpert den Typen der Ellenbogengesellschaft, der sich auf Kosten anderer durchschlägt, im Grunde genommen ist er jedoch feige. Sein Lebensziel ist auf das Diesseits ausgerichtet.
Der „Syphilitiker“ sprengt alle Normen und zwischenmenschlichen Übereinkommen. Er kann und will sich nicht anpassen, bleibt immer Außenseiter, Sonderling, Anarchist. Er fühlt sich zu nichts verpflichtet, letztlich verachtet er die Welt, ja sogar sein eigenes Leben und das Leben anderer. Bei ihm dominieren Aggression und Destruktion, er ist ein kaltblütiger Egoist.
Die hier skizzierten Typen stellen natürlich Extreme der Ausprägung dar und beinhalten eine unvermeidbare Wertung der jeweiligen Menschentypen.
Konsequenzen der Miasmenlehre für Repertorisation und Hierarchisierung
Anhand der Übersicht und der miasmatischen Typen ist es möglich, den Miasmen weitere Symptome zuzuweisen. Ortega ordnet alle Repertoriumssymptome jeweils einem Miasma zu und räumt damit der Miasmenlehre eine ganz neue Dimension ein.
Manche Arzneimittel sind nur einem oder zwei Miasmen zugeteilt, die meisten gelten aber als trimiasmatisch und können nach Abschluss einer systematischen Analyse anteilshalber den drei miasmatischen Komponenten zugeordnet werden. Demzufolge betrachtet Ortega Calcarea carbonica und China als vorwiegende Homöopsorika, Pulsatilla und Thuja als vorwiegende Homöosykotika und Mercurius als primäres Homöosyphilitikum. Als trimiasmatisch ausgeglichenstes Mittel stuft er Lycopodium ein.
Ortega weicht bei den Haupt-Antipsorika von der Lehre Hahnemanns ab, der
Sulfur
als an erster Stelle stehendes Antipsorikum nannte;
Sulfur
betrachtet Ortega hingegen lediglich als hervorragendes Mittel gegen Unterdrückung.
Dem Zuordnen einzelner Symptome zum jeweiligen Miasma kommt, wie bereits angedeutet, eine besondere Rolle zu. Doch am Anfang der Fallaufnahme steht zunächst die Anamnese. Bei der Anamneseerhebung sollte man sich besonders auf den miasmatischen Hintergrund konzentrieren und die zugrunde liegende Intention bei den Handlungen des Patienten verstehen. Oftmals versucht der Patient diese „mit Hilfe einer Maske“ zu verbergen, doch gerade diese Maske gilt es zu durchschauen oder gar zu durchbrechen.
Was das Hierarchisieren betrifft, so wurden dazu von Ortega spezielle Regeln und Prinzipien aufgestellt: Die Gemütssymptome werden als die weitaus wichtigsten betrachtet, es werden größere Repertoriumsrubriken bevorzugt, und den Miasmen wird eine Sonderstellung eingeräumt. Dadurch wurde eine
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