Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Tatsache, dass gewisse Mittel, obgleich scheinbareinander ähnlich, nicht mit Nutzen aufeinanderfolgen können. Sie scheinen den Fall zu verwirren. Solche Mittel sind China und Psorinum, Apis und Rhus, Phosphor und Causticum, und Silicea und Mercur. [..] Wiederum gibt es manche Mittel, die, obgleich sie eine große Ähnlichkeit zur Schau tragen, so erscheinen, als müssten sie in Konkordanz stehen; und doch sind sie sich feindlich“ (Klinische Arzneimittellehre).
Feindliche Mittel sind empirisch gefundene Arzneimittel, die vor oder nach einem anderen homöopathischen Mittel ungünstig wirken, z.B.
Causticum
nach
Phosphorus
(oder umgekehrt). Obwohl beide Mittel durchaus Symptomenähnlichkeit aufweisen, folgen sie – nach wiederholter Erfahrung – nicht gut aufeinander. Feindlichkeiten bestimmter Arzneimittel lassen sich nicht aus ihrer Symptomatik ableiten, sondern sind Zufallsfunde aus der Praxis . Manche Homöopathen berichten dennoch von guten Ergebnissen mit „feindlichen“ Mittelfolgen. Trotzdem sollte man Vorsicht walten lassen. Die Beurteilung, ob und in welchen Fällen tatsächlich „Feindlichkeit“ wirksam ist, oder ob es zufällige Einzelbeobachtungen ungünstiger Behandlungsverläufe sind, die unkritisch durch das homöopathische Schrifttum weitergeführt werden, bleibt der zukünftigen Homöopathieforschung überlassen.
Calcarea ostrearum
(
Calcarea carbonica
) und
Barium carbonicum
werden in den „Arzneimittelbeziehungen“ als feindliche Mittel aufgeführt. Bei Bönninghausen und Boger werden sie dagegen als Folgemittel und Homöodote genannt.
Sepia
/
Pulsatilla
: Bei Hering und Bönninghausen wird
Pulsatilla
als Feind, gleichzeitig aber auch als Folgemittel genannt. Dies ist offensichtlich ein Widerspruch, da feindliche Arzneimittelbeziehungen eine Folge verbieten.
Ein weiteres, häufig genanntes Beispiel, ist die bekannte – als feindlich postulierte – Beziehung von
Lachesis
und
Sepia
bei Hering, Guernsey und H.C. Allen. Zahlreiche andere Autoren aber wie Bönninghausen, Boger, Farrington und Lippe führen diese feindliche Arzneimittelbeziehung nicht an oder relativieren sie, indem sie einzelne Symptomenkomplexe ausschließen. Einige Autoren beschreiben sogar günstige Arzneimittelbeziehungen für den gesamten Wirkungsbereich von
Sepia
und
Lachesis
. Andere wiederum schränken diese ein, indem sie nur bei einzelnen Symptomenkomplexen günstige verwandtschaftliche Beziehungen zwischen
Sepia
und
Lachesis
angeben.
Wie bei der Anwendung aller anderen Arzneimittelbeziehungen gilt auch für die „feindlichen“ Arzneimittel, dass diese Beziehungen grundsätzlich nur dann Anwendung finden können, wenn das zuletzt verabreichte und damit möglicherweise in „feindlicher“ Beziehung zum folgenden Arzneimittel stehende Arzneimittel eine Wirkung auf den Patienten erzielt hat.
Schädliche Substanzen und Arzneimittel (Nocentia)
In enger Anlehnung an die Beobachtungen Hahnemanns versteht Bönninghausen unter Nocentia die Arzneimittel sowie Lebens- und Genussmittel, welche die homöopathische Heilung durch ein passendes Arzneimittel stören oder verhindern. Nocentia sind somit während einer homöopathischen Behandlung zu meiden.
Schädliche Substanzen und Arzneimittel (nach Bönninghausen)
Nocentia bei der Behandlung mit Belladonna: „Essig erhöht die Beschwerden ungemein“ („Systemisch-alphabetisches Repertorium der homöopathischen Arzneien. Erster Theil“).
Nocentia bei der Behandlung mit Zincum: „Wein, Krähenaugen und Chamille erhöhen sehr fast alle Beschwerden, (besonders die Nachtunruhe und Leibesverstopfung)“ („Versuch über die Verwandtschaften der homöopathischen Arzneien“).
10.2 Bönninghausen-Methode
Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785–1864) studierte zunächst Jura und besuchte dabei nebenbei medizinische Vorlesungen. Er schlug anfangs eine Beamtenlaufbahn ein, erhielt dann 1824 einen außerordentlichen Ruf als Botaniker und wurde zum Direktor des Botanischen Gartens von Münster ernannt. Im Alter von 42 Jahren erkrankte er lebensbedrohlich an Schwindsucht und kam durch eine erfolgreiche homöopathische Behandlung durch August Weihe selbst zur Homöopathie. Bereits ein Jahr später behandelte er u.a. Anette von Droste-Hülshoff und befasste sich sehr intensiv mit der Homöopathie. Mit Hahnemann stand er dabei über Briefwechsel in enger Verbindung.
Sein bedeutendstes Werk veröffentlichte er 1846 mit dem „Therapeutischen Taschenbuch für
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