Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Manifestationsalter meist nach dem 50. Lj., aber auch bei Schwangeren, bei Hypothyreose, Diabetes mellitus, Gicht, chronischer Polyarthritis, Amyloidose, Trauma. Arbeitshand meist zuerst betroffen, später nicht selten Übergreifen auf die andere Hand.
Symptome: Schmerzen und Sensibilitätsstörungen, bei ausgeprägter Schädigung auch Lähmungen der medianusversorgten Handmuskulatur. Die Finger sind steif und werden als geschwollen und gespannt empfunden. Betroffene wachen mit zunehmender Häufigkeit morgens mit eingeschlafener Hand auf, manchmal treten die Beschwerden schon nachts auf (Durchschlafstörungen).
Therapeutische Strategie
Die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms erfolgt durch eine neurologische Untersuchung und durch die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit des N. medianus und in manchen Fällen einem zusätzlichen EMG (Elektromyogramm).
Wenn sich eine therapierbare Ursache finden lässt (beispielsweise Schilddrüsenunterfunktion), so muss diese selbstverständlich behandelt werden. Leichte Druckschädigungen kann man mit einer gut gepolsterten Schiene, die während der Nacht das Handgelenk in neutraler Mittelstellung fixiert, behandeln. Leichte Beschwerden mit geringen Verlangsamungen der Nervenleitgeschwindigkeit bessern sich dadurch häufig. Bei schlimmeren Beschwerden und deutlicherer Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit oder wenn neurologische Ausfälle (ständige Gefühlsstörungen oder Lähmungen) erkennbar werden, erfolgt eine operative Entlastung des Nervens.
Homöopathische Behandlung
Beim Karpaltunnelsyndrom handelt es sich aus homöopathischer Sicht in den meisten Fällen um eine chronische Erkrankung. Vor jeder Behandlung müssen mögliche auslösende Ursachen berücksichtigt und gegebenenfalls therapiert werden (z.B. Hypothyreose, Polyarthritis, Tumor). Bei einer knöchernen oder tumorbedingten Nervenkompression sind der konservativen Behandlung Grenzen gesetzt. Bei richtiger homöopathischer Therapie ist oft mit einer erheblichen Besserung zu rechnen. Insbesondere beim Vorliegen einer chronischen Erkrankung sind häufig mehrere homöopathische Arzneigaben nötig.
Zur Verlaufsdokumentation sind gelegentliche neurologische Untersuchungen und eine Kontrolle der Nervenleitgeschwindigkeit empfehlenswert.
Bei der Arzneifindung sollten eventuelle neurologische Ausfälle (Lähmung, Sensibilitätsstörungen, Muskelatrophien), die Lateralität, das zeitliche Auftreten der Beschwerden berücksichtigt werden. In der Regel ist eine Behandlung mit hohen C-Potenzen (C30, C200) erforderlich.
Auch eine konstitutionelle Behandlung ist Erfolg versprechend, insbesondere wenn entzündliche oder Stoffwechselleiden vorliegen ( Kap. 4.3 ).
Miasmatische Zuordnung
Taubheit und Kribbeln der Hand und der Finger sind psorischer Natur.
13.6.2 Polyneuropathie
Krankheit des peripheren Nervensystems, sowohl sensibler als auch motorischer Nerven. Folge oder Symptom verschiedener Erkrankungen. Vielfältige mögliche Ursachen, v.a. alkoholische und diabetische Polyneuropathie (ca. je 1/3 der Fälle).
Symptome: Beginn oft mit Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen oder unangenehmen Temperaturempfindungen. Im weiteren Verlauf Sensibilitätsstörungen, Schmerzen und Lähmungen.
Therapeutische Strategie
Kausale Therapie der Polyneuropathie: Am häufigsten wird der Arzt wegen einer Polyneuropathie bei Diabetes mellitus ( Kap. 18.3 ) aufgesucht. Zur Stabilisierung eines möglichen Therapieerfolgs, aber auch um eine weitere Beschwerdezunahme zu verhindern, ist es sehr wichtig, die Stoffwechsellage zu optimieren.
Die häufigste Ursache für eine toxische Polyneuropathie ist der Alkoholmissbrauch. Eine Besserung ist nur bei Alkoholkarenz möglich. Gegen die Schmerzen bei einer Polyneuropathie wirken am besten Antiepileptika. Als erste Wahl gilt heute Gabapentin(Neurontin®), als zweite Wahl Carbamazepin (z.B. Tegretal®). Die mehr oder weniger hochdosierte Verabreichung von Vitaminen führt bei einer Polyneuropathie in den wenigsten Fällen zu einer Verbesserung.
Homöopathische Behandlung
Vor jeder Behandlung sollten mögliche auslösende Ursachen berücksichtigt und ggf. therapiert werden. Bei einer toxischen alkoholbedingten Polyneuropathie ist ohne Alkoholkarenz kein Therapieerfolg zu erwarten. In der Regel sind mehrere Arzneigaben nötig, die Therapie ist langfristig zu planen.
Zur Verlaufsdokumentation sind gelegentlich neurologische Untersuchungen und
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