Leitfaden Homöopathie (German Edition)
eine Kontrolle der Nervenleitgeschwindigkeit sinnvoll.
Wahl der Symptome
Neurologische Ausfälle (z.B. Lähmung, Sensibilitätsstörungen, Missempfindungen, Gangstörungen)
Lokalisation der Symptome (distal, symmetrisch, beinbetont, proximal, asymmetrisch etc.)
Lateralität
Zeitliches Auftreten der Beschwerden (z.B. im Schlaf),
Begleitende Symptome (z.B. Hautveränderungen oder Schwitzen)
Miasmatische Zuordnung
Da die Polyneuropathie in der Regel nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit schweren Grunderkrankungen (z.B. Diabetes) oder Intoxikationen (Alkohol, Chemotherapie) auftritt, müssen die Symptome des Einzelfalls als Hinweise auf die miasmatische Zuordnung herangezogen werden. Es findet sich jedoch fast immer eine mehrmiasmatische Symptomatik ( Kap. 3.4 ).
Dosierung
In der Regel ist eine Behandlung mit hohen C-Potenzen (C30, C200, C1000) erforderlich. Nur eine konstitutionelle Behandlung ist Erfolg versprechend.
Prognose
Da es sich bei den Polyneuropathien meistens um die Spätfolge lange bestehender Krankheiten handelt, ist prognostisch oft nur eine Linderung der subjektiven Beschwerden wie Missempfindungen oder Schmerzen zu erzielen. Die motorischen Ausfälle (Lähmungen) haben eine geringere Rückbildungstendenz.
14.1 Einführung
„Es gibt keine Unterhaltung für ihren umnebelten Geist. Keine wohltätige Zerstreuung, keine Belehrung, keine Besänftigung durch Worte, Bücher oder andere Gegenstände für ihre Seele, die in den Fesseln des kranken Körpers schmachtet oder empört ist. Die einzige Erquickung für sie ist die Heilung. Erst wenn ihr Körper-Befinden zum Besseren umgestimmt ist, strahlt Ruhe und Wohlbehagen auf ihren Geist zurück.“ (Organon, § 229)
Es liegt in der Natur des Menschen, Andersartiges, Verrücktes als bedrohlich zu empfinden. Manische oder wahnhafte Patienten verunsichern mit ihrem Verhalten das sorgsam festbetonierte Weltbild der anderen, depressive Patienten stören in ihrer selbstbezogenen, negativen Weltanschauung das vordergründige Glück und die Selbstzufriedenheit der Gesellschaft. Psychologisch gesehen, ist es daher nachvollziehbar, dass man sich von abweichenden Empfindungs- und Verhaltensweisen zunächst distanziert und bemüht ist, sie auszugrenzen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden psychotische und schizophrene Patienten eingekerkert und gefesselt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts konnten Geistes- und Gemütskrankheiten mehr und mehr als ein medizinisches Problem erkannt werden, ohne dass jedoch damals angemessene oder gar Erfolg versprechende Therapieverfahren zur Verfügung standen.
Psychische Krankheiten bedeuten für den Erkrankten auch heute noch einen Makel. Die Patienten werden immer noch stigmatisiert. Obwohl wir in einem scheinbar aufgeklärten Zeitalter leben, werden schizophrene, manisch depressive oder wahnhafte Patienten nach wie vor als Bedrohung für die Gesellschaft empfunden. Erst im Jahr 2002 wurde von der Universitätsklinik München die Anti-Stigma-Bewegung (BASTA: Bayerische Anti Stigma Aktion) ins Leben gerufen.
Einschätzung psychischer Leiden
Die psychische Krankheit beginnt dann, wenn im einzelnen Individuum scheinbar autonom ablaufende Empfindungs-, Wahrnehmungs- und Handlungsveränderungen beobachtbar sind, die weder für die Familie noch für den Arzt oder Therapeuten psychologisch nachvollziehbar oder verständlich sind. Wir sprechen hier nicht von menschlich nachfühlbaren Reaktionen auf Schicksalsschläge, schwierige Lebenssituationen in Beruf, Familie, Ehe oder Partnerschaft. Psychische Reaktionen auf lang anhaltende Konflikte können ohne weiteres zunächst nachvollziehbar sein, bis sie schließlich bei einem Teil der betroffenen Menschen zu psychischen Erkrankungen führen.
Vor allem depressive Verstimmungen, Angst- und Panikerkrankungen sowie paranoide Entwicklungen scheinen häufig psychologisch erklärbar zu sein. Man möge sich aber davor hüten, den Patienten vorschnell verstehen zu wollen. Albert Camus hat das Wort geprägt, dass man jemanden „tot verstehen“ kann. Ordnet der Arzt oder Therapeut die Stimmungen und Ereignisse, die ihm der Patient erzählt, in sein fest gefügtes Weltbild ein, nützt dieses vorschnelle Verstehen-wollen dem Patienten nichts, fördert aber die heute übliche, voreilige Kategorisierung.
Natürlich sollte versucht werden, chronische Konflikte zu lösen bzw. wenigstens die Bedingungen für eine Entwicklung und eventuelle Lösung zu schaffen. Allerdings ist nicht
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