Leitfaden Homöopathie (German Edition)
wichtig ist also die größtmögliche Übereinstimmung des homöopathischen Arzneimittels mit dem Mittel, mit dem ursprünglich die Arzneimittelprüfung vorgenommen wurde; denn nur dann kann das homöopathische Arzneimittel beim Kranken die Symptome heilen, die das Mittel in der Arzneimittelprüfung beim Gesunden hervorgerufen hat. Diese Übereinstimmung wird durch das pharmazeutische Qualitätssicherungssystem nicht erfasst . Hier wird zwar die Identitätsprüfung nach dem jeweils geltenden Arzneibuch gefordert, aber nicht die Übereinstimmung mit der Prüfsubstanz. Die Frage nach der Identität der Prüfsubstanz kann nur anhand der historischen Quellen und der Originalliteratur beantwortet werden. Obwohl bei vielen homöopathischen Arzneimitteln die Identität der geprüften Substanzen feststeht, bleiben bei zahlreichen Arzneimitteln allerdings hierzu noch Fragen offen.
Abweichungen zwischen heutigen Handelspräparaten und Prüfsubstanzen
Arnica
AMP-Grundlage (Hahnemann):
Zubereitung aus ganzer frischer Pflanze
Handelspräparate gem. HAB-Monographie:
Arnica montana
(= getrocknete unterirdische Teile)
Arnica montana ex planta tota
(= ganze frische Pflanze)
Als
Arnica
-Zubereitungen sind sowohl Präparate aus der ganzen frischen Pflanze als auch aus der getrockneten Wurzel im Verkehr, wobei laut Hahnemann erstere vorzuziehen sind. Nach der HAB-Monographie
Arnica montana
wird die getrocknete Wurzel (diese entspricht der Standardregistrierung
Arnica montana
), nach der Monographie
Arnica ex planta tota
dagegen die Tinktur der ganzen frischen Pflanze verwendet. Dies sollte beim Rezeptieren beachtet werden.
Bryonia
AMP-Grundlage (Hahnemann):
Bryonia alba
Handelspräparate gem. HAB-Monographie:
Bryonia alba
und B. cretica ssp. dioica
Da Hahnemann
Bryonia alba L.
geprüft hat, leiten sich die meisten Symptome der Materia medica von dieser Stammpflanze ab. Stattdessen wurde aber lange Zeit
Bryonia cretica
ssp.
dioica
(Jacq.) Tutin (= B.
dioica
Jacq.) verwendet. Im HAB ab Ausgabe 2000 sind in der Monographie
Bryonia
beide Stammpflanzen zulässig. Hier wird also neuerdings die Möglichkeit eröffnet, ein „Bryonia-Komplexmittel“ herzustellen.
Aloe
AMP-Grundlage (Hering):
Aloe soccotrina
Handelspräparate gem. HAB-Monographie:
Kap-Aloe (
Aloe ferox
Miller)
Aloe
wurde von Hering geprüft und, ergänzt durch Symptome früherer Prüfer, in die Materia medica eingeführt. Seine Stammpflanze war Aloe von der Inselgruppe Sokotra, nach heutiger Nomenklatur vermutlich
Aloe perryi
Bak. Die HAB-Monographie schreibt dagegen Kap-Aloe vor (Stammpflanzen u.a.
Aloe ferox
Miller).
Apis
AMP-Grundlage (Hering):
reines Bienengift, Tinktur
Handelspräparate gem. HAB-Monographie:
ganze lebende Bienen, Tinktur
Apis
wurde von Hering geprüft und in die Materia medica eingeführt. Das Präparat des isolierten Bienengiftes, das er
Apis
nannte, hielt er für die einzig richtige Zubereitung. Die Verwendung von ganzen Bienen lehnte er wegen Verunreinigung durch Darminhalt und anhängende Blütenpollen ab. Die HAB-Monographie beschreibt unter
Apis
dagegen die Verwendung von ganzen Bienen, die lebend in Ethanol eingebracht werden. Die HAB-Monographie
Apisinum
schreibt „schonend getrocknetes Gift“ als Ausgangssubstanz vor. Also entspricht
Apisinum
der geprüften Substanz am ehesten.
Murex
AMP-Grundlage (Pétroz):
Saft von zerquetschten Meeresschnecken der Gattungen Purpura, Murex oder Buccinum
Handelspräparate:
Ausgangssubstanz: Saft der Hypobranchialdrüse unbekannter Arten
Das Arzneimittel
Murex
geht auf den Prüfer Pétroz zurück, der sein Präparat mit dem Phantasienamen „Murex purpurea“ bezeichnete. Eine unsinnige Bezeichnung, die bei keiner der so genannten Purpurschnecken der Gattungen Purpura, Murex und Buccinum u.a. zu finden ist. Bis heute konnte leider nicht geklärt werden, von welcher Meeresschnecke das Sekret als Ausgangssubstanz zur Arzneimittelherstellung verwendet werden muss. Heute wird vermutlich das Sekret der Hypobranchialdrüse verschiedener Schnecken verarbeitet. Dieses Organ war allerdings zur Zeit der Prüfung noch nicht bekannt.
Nosoden
Nosoden stellen die Gruppe von Arzneimitteln mit den größten Problemen bei der Identifizierung und Standardisierung der Ausgangssubstanzen dar.
Bacillinum/Tuberculinum Burnett
AMP-Grundlage (Burnett):
Kaverneninhalt und angrenzendes Gewebe eines Tbc-Kranken, von Burnett selbst als
Bacillinum
bezeichnet.
Handelspräparate gemäß heutiger Monographie
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