Leitfaden Homöopathie (German Edition)
– vorderer Teil
Dosierung
Wahlweise können bei akuten Urethritiden mittelhohe C-Potenzen (30 oder 200) als Einmalgabe bzw. niedrige D-Potenzen (z.B. D12 regelmäßig wiederholt) eingesetzt werden. Bei länger bestehenden Urethritiden sind die hohen C-Potenzen (200, M, XM) angezeigt. Für Q-Potenzen ergibt sich bei Urethritiden keine Indikation.
Verlaufsbeurteilung
Bei reiner Urethritis kommt es bei erfolgreicher Erstverschreibung bereits in den ersten drei Tagen nach Mittelgabe zu einer kompletten Ausheilung des Infektes. Fehlt dieses eindeutige Ansprechen, kann ein anderes Arzneimittel verabreicht werden.
Liegt eine chronische Urethritis (z.B. als Symptom einer chronischen Prostatitis) vor, so kann es notwendig sein, nach dem Akutmittel eine zweite Verordnung zu treffen, welche die unter Umständen zugrunde liegende miasmatische Belastung berücksichtigt. Dafür ist eine das ganze Individuum umfassende Anamnese erforderlich.
Prognose
Die Urethritis heilt, homöopathisch richtig behandelt, rasch aus. Bei Rezidiven ist daran zu denken, dass Partnerinfektionen vorliegen können bzw. eine chronische Prostatitis, insbesondere wenn vorwiegend die hintere Harnröhre von der Infektion betroffen ist. Die Behandlung muss dann unter Berücksichtigung der Prostatitis ( Kap. 20.3.1 ) gemäß den Kriterien zur Behandlung chronischer Krankheiten fortgeführt werden.
Wichtige homöopathische Arzneimittel und ihre Differenzierung
!!! Cann-s., Canth., Thuj., Sulph.
!! Arg-n., Cann-i., Clem., Merc., Petros.
! Camph., Kali-i., Nux-v., Sep.
Cannabis sativa
erzeugt meist dickflüssige oder schleimige Absonderungen und eine Entzündung der gesamten Harnröhre, auch des Meatus; die Schmerzen sind brennend, stechend oder beißend und auch außerhalb der Harnentleerung anhaltend; sogar während der Erektion besteht ein Spannungsgefühl oder Schmerzen in der Harnröhre.
Ebenfalls dickflüssige Absonderungen, grünlich oder gelb, beobachtet man bei
Mercurius
. Der Patient empfindet Hitze oder Wundheit in der Harnröhre, unter Umständen auch ein Pulsieren; die Schmerzen sind brennend oder stechend und treten zu Beginn oder gegen Ende, aber auch außerhalb der Harnentleerung auf. Der Meatus ist verschwollen, evtl. ulzeriert.
Weitere Mittel bei Hitzeempfindung der Harnröhre sind
Argentum nitricum, Cantharis
und
Sulfur:
Sulfur
zeigt dabei stinkende Absonderungen und Juckreiz in der vorderen Harnröhre, die Schmerzen in der Harnröhre erstrecken sich nach hinten, auch während der Stuhlentleerung bestehen Schmerzen in der Harnröhre; der Meatus ist rot oder verschwollen, evtl. ulzeriert.
Heftigste Schmerzen, auch im Zusammenhang mit Blasensymptomen (Krämpfe, Tenesmen, Einschnürungsgefühl), deuten auf
Cantharis
hin, vor allem bei blutigen Absonderungen.
Argentum nitricum
dagegen hat neben einem Einschnürungs- oder Engegefühl das für dieses Mittel typische Zeichen eines oder mehrerer zurückbleibender Tropfen, die letzten Tropfen der Harnentleerung verursachen heftiges Brennen mit Ausstrahlung zum Anus, es besteht Nachtröpfeln oder die Empfindung davon.
Auch bei
Thuja, Petroselinum
und
Sepia
ist das Gefühl eines oder mehrerer Tropfen in vielen Varianten ein typisches Zeichen (Gefühl, als ob wenige Tropfen abgingen; Tropfen, die entlanglaufen; als ob Harn in der Harnröhre zurückbleibt; Tröpfeln nach der Harnentleerung); wässrige, starke Absonderungen zählen ebenso zu den
Thuja
-Symptomen wie Kribbeln oder wollüstiger Juckreiz. Die Schmerzen sind stechend, schneidend oder brennend und betreffen meist die vordere Harnröhre.
Sepia
dagegen zeigt eine milde Symptomatik: wässrige, milchige Absonderung, wenig Schmerzen (am ehesten nach Samenerguss), Juckreiz oder Kribbeln.
Petroselinum
wiederum ist angezeigt bei chronischer Urethritis mit brennenden, beißenden oder stechenden Schmerzen im Bereich des Meatus. Die Absonderung ist milchig oder klar, aber unter Umständen scharf oder ätzend.
Ebenfalls einsetzbar bei chronischer Urethritis ist
Cannabis indica
. Die typischen Empfindungen, die der Patient dabei angibt, sind Stiche oder stichelnde Schmerzen, Prickeln oder Zucken in der Harnröhre.
Wenn Drogen angezeigt erscheinen und
Cannabis indica
oder
Cannabis sativa
nicht infrage kommen, so ist ein weiteres Mittel
Camphora
. Es besteht ein Einschnürungsgefühl der Harnröhre mit brennenden oder beißenden Schmerzen während der Harnentleerung. Nur die hintere Harnröhre ist betroffen.
Clematis
ist evtl. hilfreich
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