Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Therapieziel ja der Rückgang der Entzündung des Hodens, um Spätfolgen zu vermeiden.
Oft verbleibt trotz gelungener homöopathischer Akutbehandlung eine harte Schwellung des Nebenhodens für etwa vier Wochen. Sollte sie nicht vollständig verschwinden, muss die Schwellung auch bei sonstiger Beschwerdefreiheit zur Grundlage einer neuen, meist konstitutionellen Verschreibung gemacht werden.
Nach Abklingen der Akuterkrankung sollte zur Behandlung der miasmatischen Wurzeln der Orchitis/Epididymitis auf jeden Fall eine längerfristige homöopathische Konstitutionstherapie erfolgen.
Prognose
Für eine vollständige Ausheilung einer akuten Infektion des Hodens/Nebenhodens ist eine rasche und sichere Erstverordnung erforderlich. Erfolgt diese, gelingt dieRestitutio ad integrum vollständig. Auch für die chronischen Entzündungen ist die Prognose gut, die Behandlungsdauer muss jedoch wesentlich länger angesetzt werden.
Wichtige homöopathische Arzneimittel und ihre Differenzierung
!!! Aur., Clem., Con., Merc., Puls., Rhod.
!! Abrot., Acon., Jab., Nux-v., Rhus-t., Spong.
! Agn., Apis, Gels., Ham., Nit-ac., Plb.
In der homöopathischen Praxis hat sich gezeigt, dass bei der Behandlung sowohl von Orchitis als auch Epididymitis die meisten Arzneimittel gleichermaßen angezeigt sind. Deshalb werden im Folgenden beide Diagnosen nicht mehr klar getrennt. Letztlich sind daher alle Aussagen zur Orchitis übertragbar auf die Epididymitis und umgekehrt.
Bei chronischer Entzündung kommen Mittel wie
Aurum metallicum
,
Clematis
,
Mercurius
oder
Pulsatilla
zum Einsatz.
Dabei zeigt
Aurum metallicum
eine rechtsseitige Entzündung von syphilitischem Charakter, d.h. Einschmelzungstendenz, Schweiß des Skrotums und nächtlicher Verschlimmerung, aber unter Umständen nur geringen Schmerzen.
Clematis
hat eine ähnliche Lokalsymptomatik, aber meist brennende Schmerzen. Im Unterschied zu
Aurum
ist das Skrotum jedoch schlaff und geschwollen.
Bei
Mercurius
stehen Kälte des Skrotums mit Juckreiz im Vordergrund, die Schmerzen sind ähnlich wie bei
Aurum
ziehend oder drückend oder auch neuralgisch, evtl. ist eine unterdrückte Gonorrhoe die Ursache.
Äußerst starke Schmerzen des Hodens mit Ausstrahlung in die Samenstränge auch ohne Miktion sind kennzeichnend für
Nitricum acidum
;unter Umständen zeigen sich Exkoriationen oder Ulzera im Genitalbereich oder Eiterausfluss.
Nach Kälteexposition oder Sitzen auf feuchtem Grund denke man an
Pulsatilla
,vor allem wenn sich die Schmerzen nach der Harnentleerung nicht bessern. Auch bei Orchitis während oder nach Mumps-Parotitis ist häufig
Pulsatilla
(auch
Jaborandi
) angezeigt; dann besteht allerdings in der Regel eine deutliche Schwellung des Skrotums mit livider Verfärbung.
Berichtet der Patient bei Mumpsorchitis über Strangulationsgefühl von Hoden und Skrotum, so ist möglicherweise
Plumbum
das richtige Mittel.
Auch
Abrotanum
findet Verwendung bei metastatischer Entzündung; die Schmerzen strahlen in den Rücken aus; es besteht eine Begleithydrozele.
Bei
Nux vomica
besteht ebenfalls die Empfindung der Abschnürung, meist mit Schweregefühl und Verhärtung des Hodens, aber schlaffem Skrotum.
Lokale Kälte des Hodens findet sich bei
Gelsemium
und
Agnus castus
:bei
Gelsemium
ziehen die Schmerzen vom Hoden in die Leiste, bei
Agnus castus
in die Samenstränge.
Schmerzausstrahlung in die Samenstränge und bis in den Darm oder Magen ist ein Hinweis für
Hamamelis
;Hitze, Begleithydrozele und nächtliche Verschlimmerung der Symptomatik vervollständigen das Bild.
Apis
und
Belladonna
sind wie
Hamamelis
weitere Akutmittel.
Belladonna
zeigt neben den bekannten Allgemeinsymptomen wie Verlangen nach Ruhe, allgemeineHitze mit kalten Extremitäten etc. auch lokale Hitze und Schweiß des Skrotums, vor allem nachts.
Apis
zeigt ödematöse oder erysipelartige Schwellung, vor allem des Skrotums. Es kommt vorrangig infrage bei entzündlicher Hydrozele, weniger bei Epididymitis oder Orchitis.
Eine auffällige Schmerzmodalität ist Besserung durch Bewegung und Verschlechterung beim Sitzen und in Ruhe: Hier ist
Rhododendron
zu wählen, vor allem wenn der Hoden verhärtet ist und eine Begleithydrozele besteht.
Rhododendron
und
Pulsatilla
haben viele Gemeinsamkeiten: Kälte als Auslöser, Rechtsseitigkeit, Verschlimmerung im Sitzen, Schwellung und Hydrozele, Mitbeteiligung des Samenstrangs.
Pulsatilla
spürt jedoch meist Hitze am Skrotum (mit Verlangen nach lokaler Kühlung), ein Unbehagen,
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