Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Erkrankungen eine Verschiebung auf eine niedrigere Ebene der vorliegenden chronischen Erkrankung (z.B. von sekundärer Psora zur latenten Psora oder von Sykosis II zu Sykosis I), ist die Prognose positiv, weil dies per definitionem ein Heilungsverlauf ist. Ein Wiederauftreten alter Symptome ebenso. Aktuelle Symptome der Psora, Pseudopsora, Sykosis oder Syphilis sind wichtige Verlaufsparameter in der Behandlung. Nur ihr Verschwinden zeigt einen echten und dauerhaften Heilerfolg an.
Solange ein Miasma (Psora, Pseudopsora, Sykosis, Syphilis) aktiv ist, muss der Therapeut „misstrauisch“ bleiben.
Miasmatische Krankheitsphasen
Hahnemann unterteilt den Verlauf der chronischen Krankheiten in drei Phasen:
In der Latenzphase fühlt sich der Mensch noch weitgehend gesund und nur „kleinere“ Beschwerden führen zu geringfügigen Störungen im Allgemeinbefinden. Die Symptome zeigen sich auch nicht ständig, sondern können intermittierend auftreten und zeitweise wieder verschwinden. Unterdrückende medikamentöse Therapien bewirken eine schnelle und deutliche Linderung der Beschwerden.
Schicksalsschläge, große emotionale Belastungen, Kummer, übermäßige körperliche oder geistige Anstrengungen, Traumata, akute Infekte etc. können eine Erkrankung aus dem Latenzstadium in die Sekundärphase bringen (Krankheitsschub).
In der Sekundärphase entwickeln sich die Symptome zu einer größeren Heftigkeit, beeinträchtigen das Allgemeinbefinden bereits stark. Die Krankheitsphasen werden länger oder zeigen keinen intermittierenden Verlauf mehr. Erste Organpathologien beginnen sich zu entwickeln. Unterdrückende medikamentöse Therapien brauchen höhere Arzneimengen und wirken nur noch partiell und immer kurzfristiger.
In der Tertiärphase zeigen sich manifeste Organpathologien ohne Remissionstendenz. Die Krankheitszeichen entwickeln hartnäckige Beständigkeit. Das Allgemeinbefinden ist deutlich beeinträchtigt. Unterdrückende medikamentöse Therapien müssen entweder ständig und in oft rasch steigender Dosierung oder sogar in Kombinationen angewendet werden. Massive Eingriffe (Chirurgie, Chemotherapie, Bestrahlung etc.) werden nötig.
Die Kenntnis der Symptome einer Erkrankung in der Latenzphase ist von eminenter Bedeutung für die rechtzeitige Behandlung der chronischen Erkrankungen. Noch lange vor der Manifestation von schwereren Organpathologien lässt sich hier kurativ eingreifen und Schlimmeres verhindern. Viele so genannte „funktionelle Beschwerden“ oder scheinbar „psychosomatische Symptome“, die von uns Ärzten oft als nebensächlich abgetan werden, sind der Schlüssel zu einem tieferen Krankheitsverständnis, wenn man deren Bedeutung im Gesamtzusammenhang der chronischen Krankheiten der Menschen sehen und verstehen kann.
Auch bei der Behandlung schwerer Krankheiten (neurologische Krankheiten, Krebs, Diabetes, etc.) ist das Wissen um die verschiedenen Stadien der chronischen Krankheiten sehr wichtig. Im Fall eines Wiederkehrens von Symptomen früherer Stadien wird erkennbar, dass das therapeutische Eingreifen tatsächlich heilend ist.
Die Rückkehr der Krankheit zu früheren Stadien bestätigt den richtigen Therapieverlauf.
Mehrmiasmatische Erkrankungen
Die Erfahrung mehrerer Generationen von Homöopathen zeigt, dass bei vielen Patienten nicht nur ein einzelnes Miasma als Grundlage ihrer Störungen vorliegt, sondern eine Verquickung von zwei oder sogar mehreren Miasmen – zu jeweils unterschiedlichen Anteilen.
Als theoretische Begründung werden dafür eine Miasmenvermischung oder ein Erklärungsmodell mit jeweils übereinander gelagerten Schichten (Zwiebelschalenmodell) der einzelnen Miasmen herangezogen.
Da in der Praxis das zur Symptomatologie des Patienten passende Mittel verschrieben wird und viele Medikamente mehrmiasmatisch wirksam sind, ist zumindest der Therapieerfolg bei der Behandlung chronischer Erkrankungen nicht ausschließlich von der Klärung dieser Frage abhängig.
Dennoch ist dies die theoretische Erklärung für das Phänomen, dass Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen oft mehr als ein einziges Arzneimittel im Laufe der chronischen Kur benötigen oder dass zwischen zwei oder drei verschiedenen Medikamenten in langen Abständen gewechselt werden muss.
Chronische Miasmen und ihre Heilmittel – Grundsätzliches
Hahnemann gelangte im Zuge seiner Studien zu der Erkenntnis, dass für jedes der chronischen Miasmen bestimmte „homöomiasmatische“ Arzneimittel
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