Leitfaden Homöopathie (German Edition)
besonders angezeigt sind. Seine Hauptarzneimittel waren Sulfur für die Psora, Thuja für die Sykosis und Mercurius für die Syphilis . Neben diesen Medikamenten wurden von ihm und den späteren Autoren aufgrund der Ähnlichkeit zu den Symptomen der jeweiligen chronischen Miasmen noch eine Reihe von anderen Medikamenten als homömiasmatisch wirksam eingestuft, Medikamente also, die in der Lage sind, tiefgreifende, chronische Störungen zu heilen (eine Liste mit den Medikamenten findet sich am Ende der Kapitel zu den einzelnen Miasmen, Kap. 3.4.1 - 3.4.3 ). Interessant ist hierbei, dass viele Medikamente Symptome von zwei oder sogar allen drei Miasmen im Arzneimittelbild zeigen, also „mehrmiasmatisch“ wirksam sind.
Im Zuge der Überarbeitung der hahnemannschen Miasmenlehre gelangten einige Autoren zu Ergebnissen, die von denen Hahnemanns abweichen, so sind z.B. nach Sanchez Ortega
Calcarea carbonica
für die Psora und
Pulsatilla
für die Sykosis spezifisch. Für die Pseudopsora (Tuberkulinie) ist nach J.H. Allen
Tuberculinum
das Hauptmittel.
Die Kenntnis der Symptome und des Verlaufs der chronischen Krankheiten hat praktische Bedeutung bei der Klassifizierung von Erkrankungen, deren Prognosestellung, deren Therapie und deren Verlaufsbeurteilung.
Im Folgenden werden die chronischen Miasmen, wie Hahnemann sie beschrieb, detailliert behandelt. Um das Verständnis zu erleichtern und der Übersichtlichkeit wegen, wird seine Miasmenlehre z.T. mit heutiger Terminologie versehen und tabellarisch geordnet. Da dies immer eine Verkürzung der detaillierten Originalbeschreibung der Symptome ist, empfiehlt es sich für den Praktiker, zusätzlich den vollen Wortlaut in den „Chronischen Krankheiten“ und ggf. im „Organon der Heilkunst“ nachzulesen. Klinische Begriffe werden als Stichworte für das Gedächtnis verwendet, die daran erinnern, dass der Patient mit dem entsprechenden Symptom möglicherweise an einer chronischen Störung leidet und sind ein Hinweis darauf, dass eine vertiefte Auseinandersetzung mit dieser Krankheit notwendig ist, will man „ein ächter Heilkünstler“ sein (vgl. Organon, § 104).
Die Miasmen – Lernen und Verstehen
Die folgenden Kapitel zu den chronischen Erkrankungen mögen aufgrund der vielen Tabellen und Symptomenaufzählungen „trocken“ wirken. Ein echtes Verständnis dessen, was chronische Krankheiten im Allgemeinen und die drei chronischen Miasmen im Speziellen sind, kann nur durch den praktischen Bezug, also die Erfahrungam Patienten erreicht werden. Dieser ist aber ausschließlich durch das Erkennen von Symptomen und Symptomenkomplexen zu erreichen. Eine praktische Hilfe können hier z.B. auch das „Miasmatische Symptomenlexikon“ von Horst Barthel und das „Repertorium miasmatischer Symptome“ von Laborde und Risch liefern, die das unten aufgeführte Wissen gebündelt und in einer Symptomensammlung nach dem „Kopf-zu-Fuß-Schema“ ( Kap. 5.3.1 ) enthalten.
3.4.1 Psora
„In den unvenerischen, folglich am gewöhnlichsten, aus Psora entstandenen, chronischen Krankheiten, bedarf man zur Heilung oft mehrer, nach einander anzuwendender, antipsorischer Heilmittel, doch so, daß jedes folgende dem Befunde der, nach vollendeter Wirkung des vorgängigen Mittels übrig gebliebenen Symptomen-Gruppe gemäß, homöopathisch gewählt werde.“ (Organon, § 171)
Die Psora ist laut Hahnemann und auch nach den Erfahrungen in der heutigen homöopathischen Praxis das häufigste chronische Miasma . Man versteht unter Psora eine spezifische chronische Diathese, deren Erstmanifestation ein juckender Hautausschlag ist (der bei vererbter Psora fehlen kann) und dessen Unterdrückung (auch in früheren Generationen) zu erheblichen Folgekrankheiten beim Patienten und/oder dessen Nachkommen führt und keinerlei Selbstheilungstendenz aufweist.
Da es sich bei der Psora (wie auch der Pseudopsora, Syphilis und Sykosis) um kein theoretisches Konstrukt, sondern um eine konkret fassbare Erkrankung handelt und da die latente Psora eines der in der Praxis häufigsten Krankheitsstadien ist, werden zunächst die Symptome der latenten Psora (nach Hahnemann, CK) praxisnah so weit als möglich vollständig tabellarisch aufgeführt und mit klinisch orientierten Diagnosen sowie den jeweiligen Repertoriumsrubriken (Complete Repertory) versehen ( Tab. 3.1 ).
Tab. 3.1 Vollständige Symptomliste der Psora in der Latenzphase
Hahnemann (CK)
Repertorium
Klinik
Gemüt
Unruhige, schreckhafte oder doch allzu lebhafte
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