Leitfaden Homöopathie (German Edition)
sind wie die akuten Krankheiten primär exogener Genese, können aber vom Organismus nicht abgeschüttelt werden, sondern platzieren sich dauerhaft im Körper. Die beständigen Versuche, das biologische innere Gleichgewicht unter der ständig störenden Einwirkung des chronischen Pathogens zu erhalten, führen zu den Krankheitssymptomen (Regelkreisgegensteuerung).
2 Prinzip der Weitergabe an die nächste Generation (= hereditäre chronische Krankheiten)
Chronische Krankheiten werden an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Dies zeigt sich häufig in Miasma-spezifischen Stigmata, die bei den Nachkommen erkrankter Eltern festzustellen sind. Die Behandlung zukünftiger Eltern und der Mutter in der Schwangerschaft dienen daher einer wichtigen Krankheitsprophylaxe.
3 Prinzip des Lokalaffektes als Schutz des Organismus vor der inneren Krankheit
Da die Symptome der Krankheit als Versuch einer Gegensteuerung gegen einen pathogenen Einfluss zu verstehen sind, kann man sie als die zunächst bestmögliche Reaktion des Organismus auf die Störgröße (Erreger) betrachten. Gelingt es dem Organismus, eine stabile lokale Symptomatik (z.B. einen Hautausschlag) zu schaffen, gibt dies den Hinweis auf eine Stabilisierung des Systems, wenn auch auf einem „ungesunden“ Niveau. Die kybernetische Gegensteuerung hat quasi ein Ventil geöffnet, durch das „Dampf“ abgelassen werden kann. Der Organismus wird temporär entlastet, jedoch ohne grundsätzliche Veränderung des aktiven Krankheitsprozesses.
4 Unterdrückung verschlimmert das chronische Leiden
Wenn man den Lokaleffekt unterdrückt (das Ventil verschließt), verschlechtert sich die innere Krankheit. Umgekehrt verbessert sich das innere Leiden, wenn der Lokalaffekt sich verschlechtert (Druckentlastung). Es ist also aus homöopathischer Sicht eindeutig abzulehnen, Lokalkrankheiten rein lokal unterdrückend zu behandeln – es sei denn das Überleben des Patienten hängt momentan davon ab.
5 Keine spontane Selbstheilungstendenz
Chronische Krankheiten heilen nicht von selber aus. Sie entwickeln sich systemübergreifend von außen nach innen weiter und enden immer mit dem Tod.
Auswirkung auf die ärztliche Praxis
Die Prinzipien der Miasmenlehre sind von großer Bedeutung für das ärztliche Handeln:
Krankheitsprophylaxe , z.B. die Behandlung der Eltern vor oder während der Schwangerschaft mit dem passenden Homöopsorikum, -pseudopsorikum, -sykotikum, -syphilitikum für gesündere Nachkommenschaft.
Der Arzt muss die Unterdrückung der Primäraffekte sowie aller Folgesymptome verhindern . Diese außerordentliche Entdeckung wird weltweit verkannt, und ihr ständig zuwidergehandelt.
Verlauf der homöopathischen Behandlung ( Kap. 7 ): Das Wiederauftreten eines unterdrückten Lokalleidens während einer homöopathischen Therapie weist auf einen Heilungsverlauf hin und darf keinesfalls lokal behandelt werden (Wiederauftreten alter Symptome, zentrifugale Richtung der Symptome).
Die Kenntnis des zugrunde liegenden Miasmas kann die Wahl des erforderlichen Heilmittels entscheiden.
Die Behandlung von chronischen Erkrankungen schon im Latenzstadium (s.u.), die nur möglich ist durch die Kenntnis der Lehre und der der Symptomatologie der chronischen Krankheiten.
Krankheitserkenntnis
Die Kenntnis der Symptome der chronischen Krankheiten (Psora, Pseudopsora, Sykosis und Syphilis), also das Wissen, wie sich die Krankheit im Menschen ausprägt, ist die Voraussetzung für das Erkennen des Krankheitsprozesses in seiner Art, seinem Stadium und seinem Verlauf während der Behandlungsphase. „Man sieht nur das, was man kennt“!
Prognosestellung
Die Prognose einer Erkrankung ist einerseits abhängig von der Konstitution des Patienten (Alter, Lebensenergie, Reaktionsfähigkeit, frühere unterdrückende Maßnahmen), andererseits aber auch vom Krankheitsstadium. Eine Sykosis III ( Kap. 3.4.2 ) z.B. ist schwer zu behandeln und bedarf einer langfristigen Strategie. Nur durch Kenntnis der Krankheitsstadien lässt sich eine Prognose abschätzen.
„Die Heilung zehn-, zwanzig-, dreißig- und mehrjähriger großer chronischer Krankheiten (wenn sie nicht vorher durch ein Übermaß allöopathischer Kuren verhudelt oder wohl gar, wie so oft, bis zur Unheilbarkeit verdorben worden) kann man schnell verrichtet nennen, wenn man sie in einem bis zwei Jahren zustande bringt.“ (CK, Bd. 1, theoretischer Teil)
Verlaufsbeurteilung
Sieht man während der homöopathischen Therapie schwerer
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