Leitfaden Homöopathie (German Edition)
einen Anstieg der Beschwerden bis zu einem Höhepunkt (Krisis), zeigen dann eine deutliche Ausscheidungsreaktion (Schweiß, Erythem, Diarrhoe, Blutung etc.) und klingen danach rasch wieder ab, wenn nicht der Tod eintritt.
Sie hinterlassen bei sonst gesunden Individuen keine Folgeerscheinungen.
Behandlungsstrategie bei akuten Erkrankungen
Die Unterscheidung der Behandlungsstrategie akuter und chronischer Erkrankungen ist von großer praktischer Bedeutung. Verschreibt man ein Arzneimittel für die aktuelle Situation, ist klar, dass die beabsichtigte Wirkung der Arznei in der Regel auch nur den momentanen Zustand erfasst, da nur dieser betrachtet wird. Alte Symptome oder Symptome einer bestehenden chronischen Krankheit werden nicht für die Mittelwahl herangezogen . Unproblematisch ist dies bei der Therapie der wirklich akuten Krankheiten. Es findet keine Unterdrückung und keine Syndromverschiebung statt. Der Arzt verschreibt quasi für die Gesamtheit der Symptome der akuten Krankheit, die kein größeres Spektrum (keine Altlasten) hat als eben den aktuellen Verlauf. Die akute Krankheit verschwindet unter dem richtigen homöopathischen Heilmittel rasch, sanft und ohne Folgeerscheinungen.
3.3 Chronische Krankheiten – Einführung
„[…] die chronischen Miasmen (Psora, Syphilis, Sykosis), nimmt die verstandlose Lebenskraft im Körper ohne Bedenken auf , vermag aber keins derselben nicht einmal zu mindern, geschweige denn eigenthätig wieder aus dem Organism zu entfernen; vielmehr läßt sie dieselben darin wuchern, bis der Tod oft nach einer langen, traurigen Lebenszeit dem Leidenden die Augen schließt.“ (Organon, Einleitung).
Definition
Unter chronischen Krankheiten versteht man alle Krankheiten, die keine selbstlimitierende Tendenz haben. Sie beginnen in der Regel schleichend, entwickeln sich zentripetal (von außen nach innen), systemübergreifend (von unwichtigen Organen zu wichtigen), schreiten unaufhaltsam fort und enden unbehandelt immer mit dem Tod. Der Organismus ist ohne medizinische Hilfe nicht in der Lage, die Gesundheit vollständig wiederherzustellen. Er kann nur den Zustand eines labilen Gleichgewichts (Latenzphase) herstellen zwischen der Dynamik der Erkrankung und den Versuchen des Organismus, das Fortschreiten der Krankheit zu begrenzen (Somatisierung). Hierbei stellt der Organismus immer die für ihn augenblicklich bestmögliche Anpassung an die Krankheit her. Symptome des Patienten sind Ausdruck dieses Anpassungsversuches. Bricht das labile Gleichgewicht zusammen schreitet die Krankheit auf eine zentralere Ebene voran (Sekundärstadium), bis sich ein neues labiles Gleichgewicht einstellt (oder der Tod eintritt).
Chronische Miasmen sind infektiöser Natur. Sie werden von Eltern an Kinder weitergegeben (hereditäre Form).
Eigenschaften chronischer Erkrankungen
Chronische Erkrankungen sind infektiöser Natur und werden entweder direkt durch den oder die Erreger (Miasmen) oder dynamisch von einer Generation an die nächste weitergegeben.
Die Erreger persistieren im Organismus und/oder hinterlassen eine fortschreitende Schädigung auf zentraler Ebene.
Der Organismus ist nicht in der Lage, den Erreger (Miasma) zu überwinden oder die Schädigung langfristig aufzuhalten.
Chronische Erkrankungen können zeitweise in Latenzphasen („schubfreie Zeit“) übergehen, entwickeln sich aber ohne Behandlung schleichend weiter und enden mit dem Tod.
Chronische Krankheiten entwickeln sich zentripetal (von der Peripherie zum Zentrum, von unwichtigeren Organen zu wichtigeren) und systemübergreifend (Organwechsel in hierarchischer Reihenfolge).
Unterdrückung von Lokalsymptomen (scheinbar akute Lokalkrankheiten) führt zu einer Beschleunigung der Krankheitsentwicklung hin zu zentraleren Beschwerden.
Chronische Krankheiten äußern sich auch in ihrer Latenzphase (scheinbare Gesundheit) durch klar wahrnehmbare Symptome ( Kap. 3.4 ).
Behandlungsstrategie bei chronischen Erkrankungen
Die Behandlung der chronischen Krankheit erfolgt durch die Berücksichtigung der Gesamtheit der Symptome unter Einbeziehung der vollständigen historischen Krankheitsgeschichte (von der Geburt bis zur Gegenwart), der Krankheiten der Eltern, Geschwister und Großeltern und des aktuellen Geschehens. Die Wirkung des homöopathischen Mittels tritt ebenso rasch ein wie bei den akuten Krankheiten, die sichtbare Reaktion darauf hängt jedoch von der Schwere der Erkrankung ab und kann auch erst bis zu 35 Tage (selten auch
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