Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Auffallend durch die Abfolge
Definition: Symptome treten immer in der gleichen Art und Weise auf in einer festen Reihenfolge, oder allein die Abfolge zweier Symptome ist auffallend.
Kopfschmerzen wechseln immer die Seite.
Ohrenabsonderung als Folgezustand nach Krankheit (nicht Otitis media).
Nasenbluten währen Menses.
Kopfschmerz zu Beginn der Menses.
Frost gefolgt von Schweiß, ohne Hitze dazwischen.
10 Auffallend durch vikariierende (stellvertretende) Symptome
Definition: Symptom tritt an Stelle eines anderen, zu erwartenden Symptoms auf.
Nasenbluten anstatt Menses.
Leukorrhoe anstatt der Menstruation.
Kopfschmerz beim Aussetzen der Menses.
11 Auffallend durch das Fehlen von zu erwartenden Symptomen
Definition: Symptome, die aufgrund einer bestimmten Erkrankung oder Symptomatologie folgerichtig zu erwarten sind, bleiben aus.
Augen offen im Schlaf.
Hautjucken ohne Hautausschlag.
Durstlos bei Fieber.
Schmerzlose Heiserkeit.
Schmerzlosigkeit gewöhnlich schmerzhafter Beschwerden.
Kann nicht weinen, obwohl traurig.
Fehlende Milchbildung nach der Entbindung.
12 Auffallend an sich
Definition: Symptome, die durch ihre Art und Weise auffallen, ohne dass sie einer der oberen elf Gruppen zugeordnet werden können.
Fadenziehende Nasenabsonderungen.
Fächerartige Bewegungen der Nasenflügel bei Pneumonie.
Nägelbeißen.
Verlangen nach Brathering.
Andauerndes Räuspern.
Strabismus links nach innen.
Wahnidee, vergiftet zu werden.
Pathologische Veränderungen
Pathologische Veränderungen sind das körperliche Endprodukt einer Erkrankung und in ihrer Art und Weise an die vorliegende Erkrankung gekoppelt, d.h. keine individuelle Krankheitsäußerung, also an sich nicht auffallend (z.B. Brustknoten bei Brustkrebs, Tonsillenschwellung bei Tonsillitis, Herzvergrößerung bei Herzinsuffizienz). Trotzdem repräsentiert die jeweils vorliegende Pathologie eine für den Organismus typische Art zu erkranken und ist somit etwas für den Patienten Charakteristisches (immerhin ist er der Patient, der gerade jetzt diese Erkrankung in der vorliegenden Art und Weise hat).
Somit sind die pathologischen Veränderungen mehr als nur ein Lokalsymptom ( Kap. 4.3.1 ). Befindet sich eine pathologische Veränderung an einer auffallenden Lokalisation, kann sie durchaus als §-153-Symptom gewertet werden (beispielsweise Warzen nahe den Fingernägeln, Pneumonie rechts unten, Tuberkulose von Lymphdrüsen).
Anmerkung: Die Bedeutung der pathologischen Veränderungen einer Erkrankung bei der Arzneiwahl wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich eingeschätzt. Ihre Bedeutung wurde erstmals von Kent hervorgehoben. Mit einer heute erneut zunehmenden Verbreitung der Homöopathie und deren konsekutive Anwendung auch auf schwere Erkrankungen (heute z.B. durch Spinedi) hat die Bewertung der pathologischen Veränderungen einer Erkrankung bei der Arzneimittelwahl erneut an Bedeutung gewonnen, vor allem, da sich in der Praxis zeigt, dass gerade bei schweren Erkrankungen das Spektrum an individuellen Symptomen mit Fortschreiten der Erkrankung abnimmt (= einseitige Erkrankung).
4.3 Fallanalyse und Arzneimittelwahl
Anmerkung
Letztlich hängt der Erfolg der Bemühungen des Arztes davon ab, am Patienten zu erkennen, was es nun gerade an ihm und seiner Erkrankung ist, dem das ausgesuchte Arzneimittel ähnlich sein soll. Obwohl die korrekte Arzneiwahl nur ein Standbein der erfolgreichen, homöopathischen Therapie ist (die anderen sind Dosierung und Verlaufsbeurteilung), befinden wir uns beim Thema „Arzneiwahl“ sozusagen direkt an der „Kernidee“ der Homöopathie.
Mit der korrekt durchgeführten Anamnese hat man sich – zumindest theoretisch – die Möglichkeit geschaffen, das für den vorliegenden Krankheitsfall passende Arzneimittel auszuwählen und dann auch zu verabreichen. Im folgenden Kapitel soll dargestellt werden, mit welchen Methoden das passende Arzneimittel möglichst sicher gefunden werden kann.
Alle klassisch homöopathischen Methoden der Fallanalyse gehen auf Hahnemanns Beschreibung der Fallanalyse im „Organon der Heilkunst“ zurück. Er erklärt darin die immense Bedeutung der individuellen Krankheitssymptomatologie bei der Suche nach dem passenden Heilmittel, er unterscheidet Gemüts-, Allgemein- und Lokalsymptome und hebt die Wichtigkeit von auffallenden Symptomen am Patienten hervor.
Hahnemanns Methodik wurde weiterentwickelt (nicht verändert!) unter anderem von Kent, Schmidt, Künzli von Fimmelsberg und
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