Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Arzneimittel sollte aber prinzipiell in der Lage sein, auf Erkrankungen aus dem jeweiligen Bereich einzuwirken („Pathologische Veränderungen“, Kap. 4.2.2 ). Auch bei pathologischen Gewebsveränderungen handelt es sich im Prinzip um pathognomonische Symptome.
Achtung: Je spezieller oder ungewöhnlicher ein pathognomonisches Symptom geschildert wird, desto hilfreicher kann es auch bei der Arzneifindung sein. Es ist dann eben kein rein pathognomonisches Symptom mehr, sondern wird charakteristisch und eigenheitlich:
pathognomonisch: Ekzeme mit Absonderungen bei Neurodermitis,
charakteristisch, auffallend: Ekzeme mit honigartigen, klebrigen Absonderungen.
Gerade bei der Behandlung von Schwer- und Schwerstkranken („Einseitige Erkrankungen“, Kap. 4.3.3 ) kommt diesen Symptomen eine erhebliche Bedeutung bei der Arzneiwahl zu. („Pathologische Veränderungen“, Kap. 4.2.2 )
Ein Symptom wird immer dann auffallend, wenn es untypisch für die vorliegende Erkrankung ist (also nicht pathognomonisch) oder sie auf eine besondere Weise charakterisiert. So kann ein Pruritus ohne (äußerliche) Causa bei bestimmten Lebererkrankungen völlig normal sein, ohne jede Ursache wird er jedoch zum auffallenden Symptom. Um den Wert eines Symptoms also richtig beurteilen zu können, ist ein umfassendes Wissen im Bereich der Krankheitslehre erforderlich.
Laborwerte, klinische Befunde
Laborwerte und deren pathologische Veränderungen (Leukozytose, Thrombozytopenie etc.) stellen selten ein wertvolles, individuelles Symptom für die Arzneimittelwahl dar, da sie selten individuell charakteristisch für den Patienten sind. Sie fungieren für den Homöopathen – wie in der Schulmedizin – vor allem als Anzeiger für den Krankheits-/Heilungsverlauf der jeweils vorliegende pathologische Veränderungen, z.B. Tumormarker bei Krebserkrankungen, Hb bei Anämie, BKS bei Polymyalgie. Bedeutung haben die Laborwerte also vor allem bei der Verlaufsbeurteilung.
4.2.2 Homöopathische Klassifizierung von Symptomen
Um die Symptome eines Patienten möglichst übersichtlich zu ordnen und auch zu bewerten, werden sie in verschiedene Klassen eingeteilt. Die korrekte Zuordnung der Symptome ist die Grundvoraussetzung für die Be- und Auswertung der Symptome (Symptomenanalyse).
Alle Symptome eines Patienten lassen sich in eine der folgenden Gruppen einordnen:
Lokalsymptome,
Allgemeinsymptome,
Psychische Symptome,
Causa,
auffallende und charakteristische Symptome,
pathologische Veränderungen.
Nicht immer ist eine eindeutige, klare Zuordnung von Symptomen zu den aufgeführten Gruppen möglich, Überschneidungen sind nicht selten. Die kategorische Einteilung dient als Orientierungshilfe ohne dass von ihrer ausschließlichen, sklavischen Einhaltung der Behandlungserfolg abhängig ist.
Lokalsymptome
Symptome, die sich an nur einem bestimmten Organ oder Körperteil zeigen, sind Lokalsymptome. Der Patient sagt typischerweise: „ Mein Fuß schmerzt“, „ Meine Leber drückt“, „ Mein Kopf juckt“ etc. Jede einzeln auftretende Veränderung giltprimär als Lokalsymptom, z.B. Tonsillenschwellung, Nasenpolypen, lokale Lymphknotenschwellungen etc.
Allgemeinsymptome
Symptome, die den gesamten Organismus betreffen , sind Allgemeinsymptome. Typisch für Allgemeinsymptome ist die Formulierung des Patienten in der „Ich-Form“: „ Ich fühle mich schlecht vor einem Gewitter“, „Kälte tut mir nicht gut“, „Schlafmangel macht mich krank“, „Nachmittags geht es mir deutlich schlechter“ etc.
(Im Gegensatz dazu handelt es sich bei folgenden Symptomen um Lokalsymptome: „Mein Fuß schmerzt bei Kälte“, „Meine Leber schmerzt nach fettem Essen“, „Durch Schlafmangel bekomme ich Kopfschmerzen“, „Nachmittags werden die Magenschmerzen schlimmer“.)
Die folgenden Erscheinungen werden ebenfalls den Allgemeinsymptomen zugeordnet:
Ausscheidungen und Absonderungen bzw. das Fehlen von Absonderungen (z.B. Obstipation), unabhängig davon, ob sie pathologischer Natur oder den normalen Lebensvorgängen zugehörig sind (Stuhlgang, Urin, Sperma, Regelblutung, Schweiß, Rhinitis, Otorrhoe, Erbrechen, Speichel etc.).
Nahrungsmittelverlangen und -abneigungen sowie Unverträglichkeiten.
Symptome von Frost , Fieber , Schweiß (als Absonderung).
Schlafsymptome (z.B. Schlaflage, Symptome von Schlafstörungen etc.) und Träume (die von manchen Autoren auch als psychisches Symptom gewertet werden).
Symptome der Sexualität , sofern diese nicht den
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