Leitfaden Homöopathie (German Edition)
gehen.
Wirklich alle Daseinsbereiche berücksichtigen, nicht nur die Krankheitszeichen.
Schritt 2: Hierarchisierung
Zur Arzneimittelauswahl nach der Kent-Künzli-Methode ( Kap. 10.3 ) werden die anamnestisch erhaltenen Symptome des Patienten folgenden hierarchisch angeordneten Symptomengruppen zugeordnet ( Tab. 4.2 ):
Tab. 4.2 Symptomengruppen
1.
Auffallende, charakteristische Symptome (§-153-Symptome)
2.
Psychische Symptome
3.
Allgemeinsymptome
4.
Lokalsymptome
5.
(Causa)
6.
(Pathologie)
Tab. 4.3 Konstruierter, schematisierter Beispielfall
1. Auffallende Symptome
•Hitze der Fußsohlen nachts, deckt sie ab
•Nackenschmerz erstreckt sich nach oben
2. Psychische Symptome
•Schüchternheit
•Langsamkeit
3. Allgemeinsymptome
•Verlangen nach Eiern
•Verlangen nach Salz
4. Lokalsymptome
•Zervikale Lymphknotenschwellung
•Warzen an den Händen
Dabei muss zu Beginn entschieden werden, ob der Krankheitsfall unter dem Aspekt einer akuten oder chronischen Erkrankung betrachtet werden soll:
Akut: nur die Symptome der gerade vorhanden Erkrankung gehen in die Auswertung ein.
Konstitutionell: alle anamnestischen Krankheitszeichen des Patienten können für die Arzneifindung von Bedeutung sein.
Dabei haben die Symptome in den Gruppen von 1–4 eine eindeutig hierarchische Wertung:
Auffallende, charakteristische Symptome (Gruppe 1) haben den höchsten Stellenwert.
Psychische Symptome (Gruppe 2) rangieren vor den Allgemeinsymptomen (Gruppe 3).
Allgemeinsymptome (Gruppe 3).
Lokalsymptome (Gruppe 4) haben den geringsten Wert bei der Bestimmung des passenden Arzneimittels.
Die Ursache der Erkrankung (Causa) kann, wenn sie eindeutig und auffallend ist durchaus als Symptom der Gruppe 1 gewertet werden.
Das homöopathische Medikament sollte in der Lage sein, die vorliegende Pathologie zu heilen, d.h. vorangegangene klinische Erfahrungen indizieren das Medikament bei bestimmten pathologischen Veränderungen.
Je nach vorliegendem Krankheitsfall werden den einzelnen Gruppen bei der individuellen Auswertung dabei evtl. viele oder wenige oder auch keine Symptome zugeordnet. Wichtiger als eine ausgeglichene Symptomverteilung zu den einzelnenGruppen ist dabei eine „ehrliche “ Symptomenauswahl , d.h. es finden nur Symptome Verwendung, die tatsächlich und ohne Vorbehalt am Patienten beobachtet wurden, selbst wenn am Ende z.B. „nur“ Lokalsymptome aufgelistet sein sollten.
Die Anzahl der Symptome in den einzelnen Gruppen oder die Anzahl aller verwendeten Symptome kann unter Umständen sehr stark variieren.
Als Faustregel gilt: „Auf drei Beinen steht der Stuhl“, d.h. mindestens drei verlässliche Symptome sollten zur Arzneimittelwahl zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite ist eine zu große Anzahl von Symptomen kontraproduktiv, da hierbei häufig die gut geprüften Arzneimittel (mit starker Präsenz im Repertorium, z.B.
Sulfur, Phosphor, Natrium muriaticum, Sepia
) bei der Auswertung bevorzugt werden.
Schritt 3: Symptomensuche im Repertorium
Das Ergebnis von Schritt 1 (Hierarchisieren) ist eine hierarchisch geordnete Liste mit Symptomen. Im 2. Schritt werden jedem Symptom die entsprechenden Arzneimittel mit deren Wertigkeit aus dem Repertorium zugeordnet. Die Wertigkeiten können dabei z.B. mit einer Zahl hinter dem Arzneimittel (Ars. 3 = dreiwertig, Phos. 1 = einwertig etc.) oder auch durch Unterstreichungen (Ars. [doppelt unterstrichen] = dreiwertig, Phos. [einfach unterstrichen] = zweiwertig, Sep. [ohne Unterstreichung] = einwertig etc.) gekennzeichnet werden.
Im folgenden Repertoriumsauszug (RADAR) sind die Wertigkeiten der Arzneimittel durch unterschiedliche Schrifttypen und durch Groß- und Kleinschreibung gekennzeichnet ( Tab. 4.4 ):
standard, Kleinschreibung = einwertig,
kursiv, Anfangsbuchstabe groß = zweiwertig
(im Computerprogramm blau),
FETTGEDRUCKT, GROSSBUCHSTABEN = dreiwertig (im Computerprogramm rot),
WIE DREIWERTIG (plus Unterstreichung) = vierwertig.
Tab. 4.4 Beispielfall: Symptome im Repertorium auffinden
1. Auffallende Symptome
Symptom „Hitze der Fußsohlen nachts, deckt sie ab“:
• Extremitäten – Hitze – Füße – Fußsohle – entblößt sie:
Calc.
CHAM . cur. fl-ac. mag-m.
Petr. Phos.
PULS .
Sang. Sanic.
SULPH .
Symptom „Nackenschmerz erstreckt sich nach oben“:
• Rücken – Schmerz – Zervikalregion – erstreckt sich zu – oben , nach: aml-ns. bamb-a. berb. calc. cann-s. canth. dios. form. GELS . lach.
Nat-s. Petr.
sang. sep.
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