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Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Titel: Leitfaden Homöopathie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Geißler , Thomas Quak
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auch Horst Barthel (Wegbegleiter und Erben Hahnemanns Kap. 1.3 , Kap. 10 ). Ihnen gelang es, ein System auszuarbeiten, das nachvollziehbar und unabhängig von individuellen Ansichten des Arztes , zumindest theoretisch, immer zum gleichen Ergebnis führt („nach deutlich einzusehenden Gründen“, Organon, § 2), nämlich der Verordnung des homöopathisch angezeigten Arzneimittels – diese Methode wird „Hierarchisieren“ genannt.
    Andere wichtige Persönlichkeiten der Homöopathie entwickelten diese klassische Form der Arzneiwahl in unterschiedliche Richtungen weiter, unter ihnen Bönninghausen, Vithoulkas, Sankaran etc. (zu den Ansätzen klassischer Homöopathie und abgeleiteten Gegenwartsströmungen Kap. 10 ).
    Allen Methoden ist jedoch gemeinsam, dass das Medikament nach dem Ähnlichkeitsgesetz verordnet wird, d.h. auf der Grundlage der Ähnlichkeit zwischen der Symptomatologie des Patienten und der des Heilmittels.
    Grundsätzliche Anmerkung zur Notwendigkeit bzw. Berechtigung verschiedener Methoden der homöopathischen Fallanalyse:
    Die Art und Weise, einen Fall zu analysieren, bekommt bei erfahrenen Homöopathen häufig eine „individuelle Note“, d.h. der Charakter des Homöopathen fließt in die Art der Fallanalyse mit ein (z.B. eher intuitives Vorgehen bei der Anamnese oder aber sehr strukturiertes Arbeiten).
    Es scheint keine Methode zu geben, mit der bei allen Fällen immer ein positives Ergebnis erzielt werden kann, sodass die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Vorgehensweisen letztendlich eine Erweiterung des therapeutischen Spektrums bedeutet. (Das Bestimmen von homöopathischen Arzneimitteln durch etwaige Apparate, Pendeln, Akupunkturverfahren etc. kann vom Autor nicht befürwortet werden.)
    Im Folgenden wird die Methode der klassischen Fallanalyse (nach Kent) ausführlich und als Standard beschrieben, weil
    sie am systematischsten nachvollzogen (also auch gelehrt) werden kann,
    sie dem Homöopathieneuling am meisten Erfolg verspricht,
    auf ihr alle anderen Methoden aufbauen.
    Es empfiehlt sich, diese Methode ausführlich zu studieren und zu Beginn der praktischen Tätigkeit relativ rigide anzuwenden. So erarbeitet man sich eine sichere Basis, von der aus agiert werden kann.
    Als weitere Möglichkeit zur Arzneifindung wird die Methode der homöopathischen Fallanalyse nach R. Morrison skizziert, die etwas weniger schematisiert ist und mehr Grundwissen aus dem Bereich der Materia medica sowie praktische Erfahrung erfordert.
    Am Ende des Kapitels werden noch einige methodische Aspekte der Fallanalyse dargestellt, die unabhängig von der jeweils angewandten Analysemethode berücksichtig werden sollten.
    Andere, meist deutlich komplexere Methoden der Fallbetrachtung und Mittelfindung (z.B. nach Sankaran, Kap. 10.7 ) sind dem Spezialisten vorbehalten und werden hier nicht aufgeführt.

4.3.1 Klassische Fallanalyse nach Kent
    Die Methode der klassischen Fallanalyse nach Kent beinhaltet fünf hintereinander geschaltete Arbeitsschritte:
    1.Erfassen und Isolieren von Symptomen = Individualisieren,
    2.Hierarchisierung,
    3.Symptomensuche im Repertorium,
    4.Numerische Auswertung,
    5.Bewertung des Hierarchisationsergebnisses.
    Schritt 1: Individualisieren
    Der erste, grundsätzliche Schritt, um zum passenden, das heißt für den Patienten „homöopathischen“ Arzneimittel zu gelangen, ist es festzustellen, was an ihm und seinem Krankheitsfall besonderes, auffallendes ist, wodurch er sich von anderen Kranken mit der gleichen Diagnose unterscheidet . Oder etwas weiter gefasst, wodurch er sich als erkrankter Mensch von anderen erkrankten Menschen unterscheidet . Dieser Vorgang wird „Individualisieren“ genannt, das Extrakt dieses Vorgangs, die individuelle Symptomatologie des Patienten, ist die Grundlage der homöopathischen Verschreibung.
    Alle Menschen weisen, gesund oder krank, Gemeinsamkeiten auf, bei jedem Individuum sind aber auch Lebens- oder Krankheitsäußerungen zu finden, die selten zu beobachten, ungewöhnlich oder sogar einzigartig sind. Vergleichbar haben die meisten Tische vier Tischbeine und eine Tischplatte gemeinsam. Trotzdem lassen sich Unterschiede im Material, der Tischgröße, der Verarbeitung etc. beschreiben.
    In welchem Bereich des Daseins des Patienten solche Charakteristika zu finden sind, ist individuell sehr unterschiedlich. Wichtig ist deshalb:
    Augen und Ohren (eventuell auch Nase, Tastsinn etc.) offen halten und möglichst unvoreingenommen an den Patienten heran

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