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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Fokussierung, Rigel, der die Energieverteilung regelte, gab ihm dafür einen kurzen Energiestoß. Die Zusammenarbeit war gut - nicht ganz so reaktionsschnell wie bei der Automatik, aber völlig ausreichend.
    Noch eine Störung, und noch eine Störung - dann trat Ruhe ein. Zwei Sekunden wartete Gemma noch, ja, es blieb ruhig. Sie startete die Sendung.
    Drei Sekunden Laufzeit - da war wieder der Zacken bei fünfzehn Kilometern. Rigel gab Energie, Toliman fokussierte, der Zacken verschwand, nein, nicht ganz, aber er war hinreichend gedämpft. Gemma sah, daß Toliman die Fokussierung immer stärker aufdrehen mußte, das fraß Energie.
    Dann erschien plötzlich eine Echofrequenz der Impulse, die Fokussierung war zu hoch, Toliman drehte sie zurück, da verschwand das Echo, aber der Zacken wuchs wieder. Er schaltete einen parallelen Hochleistungslaser ein, er entlastete
    die Störung, aber - wieder ein Energiefresser.
    Zehn Sekunden Laufzeit. In fünfzehn Kilometer Höhe mußte eine mächtige ionisierte Wolke sein, Toliman bekämpfte sie abwechselnd mit dem Laser und mit starker Fokussierung, immer so, daß die Sendestörung unterhalb des zulässigen Rauschpegels blieb.
    Und jetzt fiel der erste Satz.
    »Energie reicht nicht«, sagte Rigel.
    Gemma hatte es auch schon erkannt - bei diesem hohen Verbrauch würde die Sendung nicht bis zu Ende geführt werden können. Zwei Möglichkeiten hatte sie: entweder Störungen in Kauf nehmen und die Botschaft bis zum Schluß senden - oder Störungen nicht zuzulassen und auf den Schluß zu verzichten. In beiden Fällen würde die Botschaft verstümmelt ankommen. Aber der unwichtigste Teil der Botschaft stand am Schluß: die Koordinaten ihres Landeplatzes auf dem Planeten. Gemma entschied ohne Zögern. »Weiter!« sagte sie.
    In der achtzehnten Sekunde brach die Plasmasäule zusammen.
    Bis zur zwanzigsten Sekunde blieben sie sitzen. Dann standen sie auf und sahen sich an, gingen aufeinander zu und umarmten sich.
    Toliman rüttelte sie, als müßte er sie wecken. »Sie werden uns bestimmt finden«, sagte er. »Sie finden uns.«
     

 
7
     
    Es schien alles gut zu gehen.
    Die nachträgliche Analyse der Vorgänge und Entscheidungen bei der Sendung des Leitstrahls zeigte, daß die Botschaft nach menschlichem Ermessen unverstümmelt abgegangen sein mußte, eben bis auf die letzten Informationen, die den genauen Standort des KUNDSCHAFTERS auf dem Planeten betrafen. Das sonnige Wetter hatte die Möglichkeit geschaffen, den Ballon wieder aufzulassen, die Schneisen im Süden waren noch unverändert, die Kuppeln und Säulen im Klippendreieck erschienen wieder, etwas dichter als früher, wie es aussah, was wohl der Einwirkung der Anomalie zuzuschreiben war. Die Wirkung ihres Randfelds, nachweisbar im Resonanzgerät, wuchs leicht an, blieb aber bis jetzt ohne Folgen auf das körperliche Befinden. Sie hätten zufrieden sein können. Sie waren es nicht. Sie waren unruhig.
    Zuerst glaubte Toliman, diese Unruhe, die sie sich bald auch gegenseitig gestanden, rühre daher, daß nun der Druck der täglichen Pflichten nachließ, daß das Wesentliche geschafft sei und man nur noch zu warten brauche. Das führte ihn zu dem Gedanken, daß wenigstens er selbst, Optimismus hin, Optimismus her, sich mit der anderen Möglichkeit zu beschäftigen habe, nämlich mit der, daß die Botschaft auf der ALDEBARAN nicht ankäme oder verstümmelt ankäme und daß - bestenfalls - das Mutterschiff lange nach ihnen suchen müßte. Daraus ergab sich die einfache Schlußfolgerung, daß sie für einen solchen Fall, wie wenig sie auch daran glauben mochten, gerüstet sein müßten. Die Vorräte mußten auf hohem Stand gehalten werden, das hieß also, weiterhin mit äußerster Kraft Energie zu akkumulieren und Nahrungsmittel zu speichern; und eine Strategie der Verteidigung gegen den, wenn auch nur denkbaren, Zug der Springmäuse mußte entwickelt werden. Oder weiter vervollkommnet, denn grundsätzliche Überlegungen dazu gab es ja schon.
    Da hatten denn nun alle wieder reichlich zu tun, von morgens bis abends, und Mira immer noch und wieder nachts, mit der weiteren Beobachtung der Anomalie. Zwei Tage hatten sie die Zügel schleifen lassen, verständliche Reaktion nach der großen Anspannung, nun ging es weiter wie zuvor.
    Aber die Unruhe blieb.
    Sie waren jetzt so einmütig, so offen zueinander, daß sie sich diesen Umstand nicht verhehlten. Wenn sie darüber sprachen, kamen die unterschiedlichsten Ursachen zum Vorschein: Gemma

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