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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dann...
    Das war nun leider kein schönes Erwachen mehr.
    Toliman stand auf und ging zur Wanne des Kapitäns. Ein Knopfdruck ließ alle Angaben aufleuchten - die Wanne war offen gewesen, etwa zwei Stunden lang, jetzt war sie gesperrt, der Kapitän lebte, aber sein Zustand war irregulär, was Gefahr für die Gesundheit bedeutete. Und die anderen? Er ging zu ihnen - ja, ihr Zustand war regulär. Die Wannen hatten sie geschützt.
    Irgend etwas mußte geschehen sein. Irgend etwas Schlimmes. Aber der KUNDSCHAFTER war unversehrt, und - und der Kapitän hatte ihn zum Nachfolger bestimmt, nicht Mira, die doch einen höheren wissenschaftlichen Grad hatte.
    Flüchtig wurde ihm bewußt, daß er wohl um ein Haar überhaupt nicht wieder aufgewacht wäre, aber er war noch jung genug, um diese Möglichkeit als Berufsrisiko abzutun. Und außerdem ermutigte ihn das Vertrauen, das der Kapitän in seine Fähigkeiten gesetzt hatte.
    Der Kapitän! Ihm hatte seine erste, spontane Sorge gegolten. Für ihn konnte er jetzt nichts tun. Die Anabiose, die alle Lebensprozesse aufhielt, auch die schädlichen, würde ihn bewahren bis zur Rückkehr ins Mutterschiff. Jetzt mußte seine ganze Sorge dem Schiff gelten, dem Schiff und seiner Besatzung, und seinem Auftrag vor allem. Er hatte nicht das Recht, sich um Dinge zu sorgen, die er nicht beeinflussen konnte, also etwa um die Gesundheit des Kapitäns. Er hatte jetzt eine Aufgabe, die größte seines bisherigen Lebens, und, das machte er sich klar, eine weitaus größere, als er sie je bei dieser Reise erwartet hätte. Er mußte sie erfüllen oder, falls er versagte, soviel wie möglich davon erfüllen und dabei so wenig Fehler wie möglich machen.
    Was war als erstes zu tun? Feststellen, ob eine akute Gefahr vorlag, denn davon hing ab, ob er die anderen wecken konnte oder nicht. Wie war die jetzige Lage des KUNDSCHAFTERS im Raum? Die Position lag abseits vom programmierten Kurs, aber nicht so weit, daß es ihn beunruhigt hätte. Der Flug war antriebslos, die Geschwindigkeit konstant, die Richtung bildete mit dem Programmkurs einen Winkel von dreißig Grad in der galaktischen Ebene. Die Umgebung war leer; der nächste Stern, ein massiver Infraroter, lag zwei Lichtstunden voraus - zu weit entfernt, um den Kurs jetzt schon merkbar zu beeinflussen. Das Schiff selbst war intakt in allen seinen Teilsystemen. Nur die Außentanks fehlten, und die Aktivkomponente des Treibstoffs war bis auf einen kleinen Rest verbraucht. Das aber beunruhigte Toliman jetzt nicht mehr - irgend etwas war geschehen. Man würde feststellen, was, und dann die ALDEBARAN benachrichtigen. Und dafür, für einen Leitstrahl mit aufmodulierter Botschaft, reichte der kleine Rest Treibstoff allemal.
    Also keine akute Gefahr, er konnte seine Gefährten wecken. Zuerst natürlich Mira - Toliman war froh, daß sie und nicht Gemma Kosmogonin war, so geriet er nicht in Konflikt; denn bevor man die ALDEBARAN warnen konnte, mußte man wissen, wovor, und um das festzustellen, war Kosmogonie nötig.
    Er trat an Miras Wanne, deren Deckel jetzt noch undurchsichtig war, und schaltete die Weckvorrichtung ein.
    Und nun, was war das Wichtigste? Energie. Die passive Komponente des Treibstoffs, die Stützmasse, war noch ausreichend vorhanden, außerdem konnten sie sie überall im interstellaren Raum aufsammeln, allerdings nur bei höherer Geschwindigkeit. Die Aktivkomponente aber fehlte. Wenn sie die Botschaft abgegeben hatten, blieb kaum genug übrig für das Leben an Bord, bis das Mutterschiff eintraf.
    Ob die Infrarotstrahlung des nächstgelegenen Sterns stark genug war, einen Aktivgenerator zu speisen? Toliman maß sie noch einmal genauer - ja, das könnte gehen. Und da der Stern voraus lag, würde seine Strahlung nach und nach stärker werden. Das wäre also schon mal ein Auftrag für Rigel, der als nächster nach Mira zu wecken wäre; aber, da keine akute Gefahr vorlag, erst dann, wenn sie problemlos erwacht war.
    Als letzte wäre Gemma dran, sie konnte dann den Leitstrahl programmieren, bis dahin würden sie wohl die Botschaft fertig formuliert haben.
    Da hatte er ja schon ein ganzes Arbeitsprogramm zusammen, na also. Er grinste - wie hatten sie immer so schön als Grundprinzip der Organisation formuliert, als sie noch Studenten waren? Es kommt darauf an, daß jeder gleich morgens was zu tun hat.
    Dann aber wurde er wieder ernst. Er mußte jetzt Standort und Kurs mit der erforderlichen Präzision vermessen, schließlich war er nicht nur

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