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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zeigte, sollte mit Steinen zugesetzt werden, gewiß kein absolutes Hindernis, aber der Zug würde wohl kaum so lange dauern, bis die Bespritzung und die doch nur geringe mechanische Beeinflussung einen massiven Steinhaufen zerstört hatte. Offen blieb aber, ob man das gleiche mit dem andern Zugang tun würde - die Belüftung wurde unterbrochen, und man nahm sich jede Möglichkeit, nach draußen zu wirken. Doch das konnte später entschieden werden.
    Die Diskussion bestätigte den Plan und erweiterte und verfeinerte ihn durch eine Reihe von Vorschlägen - Beobachtungssysteme, Schlechtwettervarianten und dergleichen.
    »Das wichtigste scheint mir«, schloß Toliman ab, »daß wir die schwersten und wichtigsten Arbeiten dafür innerhalb der nächsten drei, vier Tage abschließen. Für den Fall, daß die Einwirkung der Anomalie unsere Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt.«
    Alle nickten. »Du drückst dich aber sehr umständlich aus«, bemerkte Rigel.
    »Nein«, antwortete Toliman, »bloß vorsichtig.«
    Der Zeitpunkt, an dem der KUNDSCHAFTER in die Anomalie - ja, wie soll man sagen; eingedrungen war oder eindringen würde? - dieser Zeitpunkt rückte näher, Mira hoffte, daß ihre Zeitrechnung stimmte, dann nämlich würde die Explosion der Außentanks um Mitternacht hiesiger Zeit stattfinden, und wenn dann noch das Wetter günstig war, könnte man vielleicht diese Explosion beobachten und damit zugleich die Zeitrechnung präzisieren.
    Da es unmöglich war, daß ein einzelner Mensch, nämlich Mira, gute acht Stunden ununterbrochen in den Nachthimmel starrte, um die eine Sekunde nicht zu versäumen, wo die Explosion vielleicht sichtbar sein würde, hatten sie beschlossen, daß alle vier diese Nacht oben im Observatorium verbringen und sich bei der Beobachtung ablösen sollten - falls eine Beobachtung möglich sein sollte.
    Das Wetter war günstig, die Beobachtung möglich. Die Spannfolie reichte aus, um Insekten und kleine Tiere aus dem Schiff fernzuhalten, und so kletterten sie gegen Abend hinauf zu Miras Teleskop.
    Es heißt, daß die Dunkelheit gesprächig macht. Hier kam noch die ungewohnte Umgebung hinzu, die nicht mehr sichtbaren Folien, die ringsum als Windschutz gespannt waren, die man aber fühlte, wenn man den Arm ausstreckte, und der klare Himmel über ihnen - plötzlich war ein Gespräch da über ein Thema, das sie in all den Tagen, Wochen und Monaten seit der Katastrophe nicht mehr berührt hatten: was sie zu tun gedachten, wenn sie wieder auf der Erde waren, nach der Rückkehr vom ALDEBARAN also, den sie ja noch nicht einmal erreicht hatten; was sie überhaupt für Pläne für die Zukunft hatten. Toliman, der am Fernrohr saß, beteiligte sich nicht daran, er mußte ja beobachten. Außerdem gefiel ihm das Thema nicht. Dieses Was-machen-wir-wenn hatte im Hintergrund immer die Frage Aber-was-wenn-nicht, und die konnte ohnehin keiner beantworten. Er hörte jedoch auf eine träge, abwesende Weise zu, die seine Konzentration auf das Blickfeld nicht störte.
    Rigel erklärte eifrig, daß er und Gemma auf jeden Fall zusammenbleiben und sicherlich noch ein paar Raumreisen machen würden, bis sie auf etwas gekommen wären, was sie beide auf der Erde gemeinsam tun könnten, bestimmt würde es irgendwie mit Tieren zusammenhängen, weil Gemma eben jetzt und hier ihre Vorliebe dafür entdeckt habe. Sieh mal an, dachte Toliman, die haben ja schon Pläne gemacht, die sind schon gar nicht mehr richtig hier. Ihm fiel auf, daß das, laut ausgesprochen, wohl ein wenig mißgünstig klingen würde, und da wurde ihm klar, daß er neidisch war. Nun ja, die beiden hatten es einfacher, Rigels Talente waren überall und bei jeglicher Arbeit einsetzbar und gefragt, und er konnte sich nach Gemma richten, ohne das geringste aufzugeben, in beruflicher Hinsicht. Bei Mira und ihm war das ja anders. Für sie als Kosmogonin war die Raumfahrt nur eine Art Praktikum, eine Erlebnisgrundlage für ihre eigentliche Arbeit, die sie auf der Erde oder allenfalls gelegentlich auf Stationen im erdnahen Raum ausüben würde; sie hatte schon mehrere Reisen hinter sich, diese würde ihre letzte sein, ihr zukünftiger Platz war schon geplant. Er dagegen würde als Navigator auf Sternfahrten bleiben, solange er dafür tauglich sein würde. Eines Tages würde er sicherlich Kommandant werden. Oder? Wäre er in der Lage, um Miras willen den Beruf zu wechseln? Was sollte er denn dann machen? Vielleicht Wissenschaftsorganisator? In irgendeiner Planungsabteilung der

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