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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Vermutungen erhärtet haben. Ich bin fast sicher, daß die Anomalie in zehn Tagen, also eine Woche nach unserem Eintauchen in sie, ihr Maximum erreichen und dann wieder abflauen wird. Fragt mich aber bitte nicht, was sie nun eigentlich ist, ich weiß es so wenig wie zu Anfang. Wir haben nur eine Analogie, nicht einmal zu einem realen Vorgang, wenigstens zu keinem bekannten - nur die Analogie zu Teilen des mathematischen Modells dieser Eichfeldtheorie. Aber diese Analogie ist inzwischen so frappierend geworden, daß ich sogar noch ein paar weitere, winzige Dinge mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussagen kann. Das wichtigste ist: Das Randfeld wird sehr wahrscheinlich die Sonnenaktivität beeinflussen, mindestens die der kleinen, hellen Sonne. Vor letzterem können wir uns einigermaßen schützen, aber wie wir uns vor dem Randfeld schützen können - na, das hat ja Toli schon gesagt. Wir können nur hoffen, daß wir uns gar nicht zu schützen brauchen.«
    Toliman nickte. Fragen hatte niemand - wenn schon Mira das alles nicht begriff, wie sollten sie das können? Und ein Mindestmaß an Begreifen ist ja wohl die Voraussetzung für sinnvolle Fragen.
    »Erst mal das Grundsätzliche«, begann Rigel, denn eben das wollte er schnell hinter sich bringen, um zum Praktischen zu kommen. »Wir nehmen also an, diese Mäuse sind Zugtiere, und ihr Zug geht durch unsere Täler. Was wird dann passieren? Sie werden die Schneisen entlangkommen, dabei immer fressen, also langsam vorwärtskommen. Der Eingang zum Gebirge wirkt wie eine Düse: Er beschleunigt ihren Strom und verstärkt seinen Druck. Am Eingang zur Schlucht, wo der Bach sich nach Norden wendet, teilt sich der Strom, die größere Masse wird durch das benachbarte Kleine Tal weiterziehen, ein kleinerer Teil der Mäuse wird durch dieses Tal kommen. Dabei verlangsamt sich der Zug in dem Maße, wie das Tal breiter wird, und es wird auch wieder gefressen. Hindernisse werden mindestens angegriffen, glaubt Gemma, weil sich hier und im Nebental keine Steine finden, kein Geröll.
    Da steht nun hier, mitten im Tal, unser KUNDSCHAFTER. Wir haben kein Schutzfeld, wir können ihn nicht starten, wir können ihn nicht mal aufrichten, so daß wir die Schleusen schließen könnten. In diesem Zustand ist er vor Angriffen nicht viel sicherer als die schweren Schutzanzüge. Außerdem sind hier die Nahrungsmittelvorräte, und Gemma sagte, man muß damit rechnen, daß die Tiere das wittern oder sonst irgendwie mitkriegen.
    Nun gäbe es dagegen ein einfaches Mittel. Die Tiere marschieren durch die Täler, nicht oben auf den Hängen, denn da haben wir ja älteren Pflanzenwuchs gefunden. Wir könnten uns also alle nach oben verziehen, wenn sie kommen. Geht aber nicht, wegen des Kapitäns. Wenn die hier hereinmarschieren und alles mit ihrem Saft bespritzen - na ja, was die schweren Schutzanzüge kaputtfrißt, das schafft auch die Anabiosewanne. Und wenn da nur das kleinste Loch - ach, ist ja klar, nicht? Geht also nicht. Andere Möglichkeit: die Wanne mit hinaufnehmen, sie hat ja ein autonomes System. Geht aber auch nicht, wir kriegen sie nicht heraus, sie ginge nur durch die untere Ladeluke, und da stehen wir im Moment drauf. Schlußfolgerung: Eine absolute Lösung für das Problem gibt es nicht. Es gibt aber eine Lösung in Etappen. Schrittweise.«
    Und nun erläuterte er den Plan, den Gemma und er ausgeheckt hatten. Er war einfach und bestand darin, den Wachhund, diesen überhängenden Felsen in der Schlucht, zu sprengen, den südlichen Stau zu öffnen, vielleicht später auch den nördlichen, die trockenen Pflanzen zu stapeln, kurz vor dem Schiff, und den Haufen anzuzünden - kurz, jede irgendwie brauchbare Möglichkeit des Tals zu nutzen, um den Zug zu bremsen, aufzuhalten, zu dezimieren. Es gab viele Wenn und Aber dabei, weil man ja nicht wußte, wie der Zug reagieren würde, aber Gemma hatte sich mit der Dynamik solcher instinktgetriebenen Züge befaßt und hoffte, daß es irgendwelche inneren Signalkanäle gäbe, die bei Hindernissen wenigstens einen größeren Teil durch das Nachbartal leiten würden, und daß zweitens der Zug um so ungefährlicher würde, je geringer der Druck der Nachfolgenden würde; daß also etwa eine kleinere Gruppe ohne Platzmangel solche Hindernisse wie das Schiff einfach umgehen würde und so weiter. Meinungsverschiedenheiten gab es nur noch über die allerletzte Hürde, die man aufrichten konnte. Der Zugang zum Schiff, der nach Süden, also gegen die Zugrichtung

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