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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Moore
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könnte eine Prise Unterwelt glatt schmecken.»
    «Ich bin gar nicht so lieb und nett, wie alle denken», erwiderte Sarah.
    «Beweis es», forderte Donna sie heraus und hüpfte aus dem Bett. «Wir gehen so.»
    «In unseren Pyjamas?»
    «Jep. Das wird lustig. Komm schon, Sarah.»
    Sarah verharrte einen Augenblick und dachte an all die Nächte zurück, die sie im Bett gelegen und halb neidisch, halb mitleidig gelauscht hatte, wie ihre kleine Schwester klammheimlich diesem zugeknöpften Vorortzuhause entflohen war. Was war da draußen, hatte sie gerätselt, dass es Donna unweigerlich von Wärme und Sicherheit fortlockte und in Dunkelheit und Gefahr trieb? Sie sprang aus dem Bett. «Bin dabei.»
    Die Straßen von St. Paul waren still, selbst die Innenstadt wirkte verlassen. Sobald sie auf der anderen Seite des Ortes waren, fuhr Donna langsam und spähte angestrengt durch die Windschutzscheibe. «Hier ist’s irgendwo», murmelte sie. «Bin ’ne Weile nicht mehr da gewesen.»
    Sarah saß auf dem Beifahrersitz und hielt eine Schuhtüte mit ihren flauschigen Hauspantoffeln.
    Sie hatten ihre Mäntel und Stiefel über die Pyjamas gezogen und leise das Haus verlassen. Als sie angeschnallt waren, hatte Donna die Feststellbremse gelöst und den Leerlauf eingelegt. Da die Auffahrt ein Gefälle aufwies, rollte der Wagen einfach rückwärts auf die Straße. Dort erst drehte sie den Zündschlüssel ganz nach rechts und schaltete das Licht ein.
    «Deshalb bist du immer davongekommen, wenn du dir das Auto geklemmt hast. Konnte mir nie ’nen Reim drauf machen.»
    «Ich bin ein verruchtes Genie», hatte Donna entgegnet.
    «Da ist es!» Donna machte eine auftrumpfende Miene.
    Sarah lugte durch die Windschutzscheibe. Sie sah nichts als dunkle, scheinbar verlassene Lagerhäuser. «Bist du sicher?»
    Donna parkte das Auto. «Vertrau mir. Schein und Sein sind nicht immer dasselbe.»
    Zum Beweis klopfte Donna in einer Seitengasse an eine Tür, und ein großer Mann in schwarzem Leder öffnete. «Süße!», rief er mit überraschend schriller Stimme. «Lange nicht gesehn!»
    Er und Donna deuteten Wangenküsse an.
    «Herein, herein. Wie geht’s meiner allerliebsten Schwuchtelbraut?»
    «Spitze», erwiderte Donna.
    Die Schwestern stiegen eine scheinbar endlose Metalltreppe hoch.
    «Schwuchtelbraut?», raunte Sarah ihrer Schwester von hinten zu. «Ist das hier ’ne Schwulenbar?»
    «Irgendwas dagegen?»
    «Na, nein, nicht wirklich. Hatte nur gehofft, es würde irgendwas abgehen.»
    Donna hielt auf einer Stufe inne, um einen Blick zurück auf Sarah zu werfen. «Echt? Meine Güte, hast du dich verändert.»
    Sarah zuckte mit den Schultern.
    «Irgendwann muss ich diesen David mal kennenlernen. Ich will dem Mann begegnen, der meine große Schwester entjungfert hat.» Donna setzte sich wieder in Gang.
    Sarah lachte in sich hinein. Sollte Donna doch denken, was sie mochte. Sarah dachte an all die Männer zurück, mit denen sie etwas gehabt hatte. Bis auf drei – David, Christopher und Luigi – hatten alle für das Vergnügen ihrer Gesellschaft bezahlt. Sie erlaubte sich gedankliches Verweilen bei ihrem letzten Stelldichein, dem mit John verbrachten Wochenende, und schlug ihn sich dann entschlossen aus dem Kopf. Auch nur ein Mann unter vielen, wenngleich einer, der sie berührt hatte wie keiner mehr seit Jack, der Mann, der ihr tatsächlich ihre Jungfräulichkeit genommen hatte. Ihr wurde klar, dass sie in der Zwischenzeit viele Männer gehabt hatte.
    Als sie sich dem obersten Geschoss näherten, wurde das Bumm, Bumm, Bumm elektronischer Musik lauter. Zwei große Kerle öffneten Stahl-Doppeltüren, und ein Getöse schlug über die jungen Frauen zusammen, dass Sarah glaubte, sie würde wieder die Stufen hinuntergestoßen.
    Sie betraten einen dunklen, grottenartigen Raum, der von sich windenden, brünstigen Männerkörpern belebt und von kreiselnden farbigen Punktstrahlern beleuchtet wurde. Donna grinste ihre Schwester an, während sie Mantel und Stiefel abschüttelte. Sie schnappte sich ihre Pantoffeln von Sarah und streifte sie sich über die Füße. «Na komm!» Sie zerrte Sarah durch das dichte Gedränge aus zumeist männlichen Leibern zum Tresen.
    Etwas Ähnliches hatte Sarah noch nie gesehen. Der Ort erzitterte unter der vereinten Gewalt von Musik und tanzenden Männern. Wohin sie auch schaute, sah sie Männer sich an andere Männer pressen und dabei tanzen, einander begrapschen oder beides zugleich. Der Tresen war schwer belagert, doch Donna

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