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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Moore
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unter der Nase ihres Vaters herum. Er nahm es und beeilte sich, aus dem Karton nachzuschenken.
    Mrs. Meadows funkelte ihre jüngste Tochter an. «Mich verblüfft es, dass sich eine Highschool-Abbrecherin auf allen Gebieten derart gut auszukennen glaubt, um –»
    «Ich hab keinen Fetzen Papier nötig, um mich auszukennen. Oder eine Meinung zu haben.»
    «Reich mir mal jemand die Erbsen!», dröhnte Mr. Meadows. Mit finsterem Stirnrunzeln händigte er Donna ihr fast randvolles Glas aus.
    Gott. Im Nu konnten Donna und Mrs. Meadows eine Plauderei in Angriffe ausarten lassen und taten es auch. Sarah war es leid. Und sie konnte nur ahnen, wie sehr es ihren Dad erschöpfte. Sie reichte ihm die Erbsen.
    «Und was macht ihr beiden zu Silvester?» Sarahs Blick glitt von ihrer Mom zu ihrem Dad.
    «Nicht viel», murmelte Mr. Meadows.
    «Würdest du bis Neujahr bleiben, würden wir wahrscheinlich eine Dinnerparty geben», sagte Mrs. Meadows. «Und alle deine alten Schulfreundinnen einladen.»
    Donna schnaubte. «Sarah hat nur eine, und Alice ist nicht zu Weihnachten gekommen.»
    «Sei nicht so gemein», ermahnte Mrs. Meadows sie.
    «Sie ist nun mal eine Einzelgängerin. So sind halt die Asperger», sagte Donna.
    «Da haben wir’s», seufzte Mrs. Meadows. «Dr. Donna und ihre Internet-Befunde.»
    «Sie passt ins Profil. Hochbegabt, sonderbar, saumäßige Selbstvermittlung. Sie ist sogar pingelig beim Essen.»
    Sarah ließ das Stochern auf ihrem Teller sein.
    «Ach, du bist doch bloß eifersüchtig auf deine Schwester, warst du schon immer», murrte Mrs. Meadows.
    «Bin ich nicht! Verdammt, Mom –»
    «Still jetzt.» Mr. Meadows richtete seine Gabel auf Donna. Er wandte den Kopf und fragte: «Was meinst du, Sarah?»
    «Ob ich eine hochfunktionale Autistin bin? Ich … ich hätte wohl gern noch etwas Wein bitte, Dad.»
    Sobald sie konnte, zog sich Sarah auf das Zimmer zurück, das sie sich mit ihrer Schwester teilte. Sie lag in ihrem Bett in dem Flanellpyjama, den sie am Morgen vom Weihnachtsmann bekommen hatte, und sehnte sich nach Schlaf. Vier Tage und vier Nächte hatte sie nun in St. Paul verbracht. Danach kamen nur noch ein Tag und eine Nacht, ehe sie nach Toledo zurückflog. Könnte sie sich doch bloß zum Einschlafen zwingen, jetzt sofort. Je mehr sie sich jedoch anstrengte, desto wacher wurde sie. Ihre Finger streunten zum Bund ihrer Pyjamahose. Selbstbefriedigung wäre ein Weg zur Entspannung, aber sie glaubte sich dazu außerstande, solange ihre Familie, ihre gestörte Familie, im Haus herumschlich.
    Donna kam ins Zimmer gestürzt. Sie knipste die Nachttischlampe an. «Ich hasse sie, verdammt.»
    «Ich weiß nicht», sagte Sarah müde. Sie fragte sich, wie lange sie wohl noch Frieden stiften könnte, ohne mal Pause zu machen. «Sie ist einfach nur Mom.»
    «Du hast leicht reden. Du bist ja die Gute.» Donna zog sich aus und streifte sich ihren neuen Pyjama über. «Was, zum Henker, sollen das für Dinger sein?» Sie deutete auf das Muster ihrer Pyjamahose.
    Sarah linste zu Donna hinüber. «Komm näher», bat sie ihre Schwester. Donna gehorchte und bückte sich, sodass ihr Hintern nur Zentimeter vom Gesicht der Schwester entfernt war. «Ich glaube, es sind Kätzchen», sagte Sarah. Sie warf ihre Bettdecke zurück. «Was hab ich denn da?»
    Donna hockte sich auf Sarahs Bett und begutachtete Sarahs Pyjama. «So ’ne abgedrehte Sorte Häschen?»
    Sie kicherten.
    «Häschen aus dem All?», fragte Sarah und schenkte ihrer Schwester einen übertrieben verwirrten Blick.
    «Kätzchen der Hölle?» Donna biss sich spöttisch auf die Lippe.
    Sie brachen in hemmungsloses Gelächter aus.
    «Klappe. Sonst hören sie uns noch», japste Sarah. Sie klatschte ihrer Schwester eine Hand vor den Mund.
    Sie hatten sich fast wieder gefangen, als sie die Schritte ihrer Eltern im Flur hörten. Sarah und Donna wechselten gleichermaßen entsetzte Blicke, und ihre überspannte Albernheit sprudelte erneut hoch.
    Erst als sie die Tür zum Elternschlafzimmer einrasten hörten, hatten sie sich beruhigt. Und Donna kroch bei Sarah unter die Decke.
    «Du fehlst mir manchmal», flüsterte Donna, «obwohl du ’ne Nervensäge bist.»
    «Danke», flüsterte Sarah. «Gleichfalls, da bin ich mir sicher.»
    «Ist so was von Scheiße hier.»
    «Ich weiß», gab Sarah zurück.
    Donna setzte sich auf. «Lust auf ’ne Runde durch die Clubs?»
    «Jetzt? Hier? Am Weihnachtstag in St. Paul? Du machst Witze.»
    «Ich kenn ’nen Schuppen, der immer aufhat. Und? Dir

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