Lektionen (German Edition)
war zu verspannt und wund für irgendwelche heftigen Dinge. Schließlich kam sie, nur ein leichtes Krampfen und Entladen. Ein wenig später ergoss er sich in ihren Mund. Sie dösten eine Weile, bis er sie an der Schulter berührte.
«Zeit für dich zu gehen, fürchte ich, süße Sarah.»
«Du hast mich bis zehn, und das ist noch eine Stunde.»
«Ich muss meinen Flug erwischen. Für mich ist’s Zeit, zu packen und mich fertig zu machen.»
«Und später fliegen?»
«Ich muss in mein richtiges Leben zurück. Tut mir leid.» Sein Kuss war zwar zärtlich, erstickte aber ihre Widerworte, so deutlich zeigte er den Abschied an.
Als Sarah nach unten zu ihrem Volvo kam, blieb sie eine Weile drin sitzen, ohne den Motor anzulassen. Sie weinte ein bisschen.
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Kapitel 16
«Was haben du und David zu Silvester vor, Sarah?» Mr. Meadows biss noch einmal von der Truthahnkeule ab und kaute mit offenem Mund. «Köschlisch», lobte er seine Frau.
Sarah senkte den Blick, um keine Grimasse über die schlechten Tischmanieren ihres Vaters ziehen zu müssen. Bis zu diesem Elternbesuch hatte sie nie bemerkt, wie sehr es ihm an Etikette mangelte. Kein Wunder, dass ihre Schwester gewohnheitsmäßig mit einer Hand am Gesicht aß wie ein Pferd mit Scheuklappen.
«Wahrscheinlich gehen wir zu einer Dinnerparty an der Uni. Sollte sich nichts Besseres ergeben.» Sie spielte mit einem Rosenkohl. Die bloße Erwähnung Davids schlug ihr auf den Magen. Sie hatte es nicht geschafft, vor ihrem Aufbruch von Toledo in die Weihnachtsferien mit ihm Schluss zu machen. «Und was ist mit dir, Donna?»
Donna zuckte mit den Schultern. «Ich werde wohl durch die Clubs ziehen.»
Mrs. Meadows schnalzte ungehalten mit der Zunge. «Und den ersten Tag im neuen Jahr mit einem Kater im Bett verbringen.»
«Jep», erwiderte Donna fröhlich. «Wahrscheinlich.»
Sarah nippte an ihrem Wein. Seit ihrer Ankunft in St. Paul hatte sie Friedensstifterin zwischen ihrer Mutter in den Wechseljahren und ihrer Schwester mit angeblichem Asperger-Syndrom gespielt. Es wurde langsam ermüdend. Sie warf ihrem Vater einen Blick zu. Er grinste gutmütig und deutete auf den Karton Wein auf dem Tisch. Sosehr sie seinem unausgesprochenen Hinweis beipflichtete, wonach Alkohol immer half, war sie zu wählerisch, um mehr Wein aus einem Karton zu trinken, als um der Höflichkeit willen nötig war.
«An welchen Hochschulen hast du dich für das Hauptstudium beworben, Liebling?» Mrs. Meadows sprach mit Sarah, ihre Blicke waren jedoch auf Donna gerichtet.
«Ich hab noch nicht entschieden, was ich nächstes Jahr tun werde. Ich habe einen neuen Teilzeitjob bei einer Cateringfirma, der mir sehr gut gefällt. Ist wirklich anständig bezahlt. Daher könnte ich mir eine Weile von der Schule freinehmen und mich ganz dem Geldverdienen widmen.»
Sie sah die zwischen ihren Eltern gewechselten Blicke. War es Erleichterung? Warum war es ihr bis jetzt nie in den Sinn gekommen, dass die Kosten für ihre Ausbildung eine Last für sie waren, selbst mit dem Studiendarlehen?
«Jedenfalls war die Abschlussprüfung bei Professor Braun völlig abgefahren. Lediglich eine Aufgabe stand auf dem Bogen. ‹Notieren Sie alles, was Sie über den Sinn des Lebens wissen.› Ein Freund von mir, Christopher, schrieb: ‹Ich weiß nichts über den Sinn des Lebens›, und ging raus.»
«Hinreißend!» Mr. Meadows lachte herzlich.
«Wir werden sehen. Ich glaube, er würde uns am liebsten alle durchfallen lassen. Dann würde uns der nötige Schein fehlen, um sein zweites Semesterseminar in Ethik zu belegen. Alle mit erweitertem Abschlussziel haben dieses Problem.»
«Braun. Ist das der Professor, von dem du meinst, dass er den Verstand verliert?» Mr. Meadows tippte sich mit der Gabel an die Stirn und ließ ein bisschen Kartoffelbrei an seiner Braue zurück.
«Ja», bestätigte Sarah. «Ich kann dir also nicht mehr sagen, Mom, als dass ich vorläufig erwäge, in Toledo zu bleiben.»
«Wunderbar!» Mrs. Meadows klatschte in die Hände. «David muss begeistert sein. Ich bin so froh, dass du auf meinen Rat hörst. Steh zu deinem Mann, Sarah, das ist mein ganzes Reden.»
Donna verschluckte sich beinahe an ihrem Wein. «Was ist aus ‹niemals heiraten, niemals Kinder kriegen› geworden? Herrje, Mom, du schlägst inzwischen völlig andere Töne an.»
«Nun, Germaine Greer sagt –»
«Germaine Greer ist eine Verräterin am Feminismus», warf Donna ein. Sie wedelte ungeduldig mit ihrem Glas
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