Lelord, Francois
Heil seiner Freunde sein Leben opfern.
Valerie hielt
es nicht mehr aus: »Edouard, uns muss etwas anderes einfallen! Du kannst das
nicht tun. Denk an all die Leute, denen du mit deiner Arbeit hilfst!«
»Auf die
eine oder andere Weise wird ihnen weiterhin geholfen werden. Sprecht darüber
doch mal mit der Dame, die jetzt zu uns kommt.«
Edouard
hatte gerade die Lady erblickt, die auf sie losmarschiert kam. Maria-Lucia
stürzte aus der Hütte und rannte ihr entgegen. Für einen Augenblick hielten
sich die beiden Frauen fest umschlungen. Dann näherte sich die Lady den
anderen.
»Ich bin
noch immer die Einzige, mit der Sie nicht sprechen«, sagte sie zu Edouard, als
sie die Stufen zur Hütte emporstieg. »Was habe ich Ihnen nur getan?«
Edouard
lächelte: »Beunruhigen Sie sich nicht, wir werden noch miteinander reden
können, wenn auch wahrscheinlich nicht sehr lange.«
Die Lady
blieb abrupt stehen und sah von einem zum anderen. Ihre empfindlichen Antennen
hatten die Tragödie erspürt. »Was ist denn los? Ist jemand gestorben?«
Hector ist bewegt
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und man hatte die
Elefanten vorbereitet, die Hector, Valerie, die Lady und Maria-Lucia zurück
über die Grenze bringen sollten. Edouard stand inmitten der Varak Lao und
erklärte ihnen, womit sie rechnen mussten, wenn er in den Dschungel zu seiner
Begegnung mit Leutnant Ardanarinja aufbrach.
Und wieder
hatte Hector den Eindruck, im bläulichen Morgenlicht eine Szene auf einem
alten Kirchenfenster zu sehen: Idwa als Mönch sprach, umringt von Eingeborenen,
in ihren altüberlieferten Trachten - Männern, Frauen und Kindern in stummer
Bewunderung und oft mit Tränen in den Augen. Edouard versuchte seine Getreuen
zu trösten, wobei er gewiss andere Worte wählte als für Hector und Valerie:
Egal, wo er sich befinde, in dieser Welt oder einer anderen, er würde weiterhin
unter ihnen sein ...
Den
Freunden hatte Edouard erklärt, dass er mehrere Tage brauchen werde, um all die
Überweisungen zu veranlassen; er sah auch keinen Grund, sich damit besonders zu
beeilen, denn solange der General dachte, dass Edouard noch irgendwelche
Gelder in der Hinterhand hatte, hatte dieser noch nichts zu befürchten. Und vor
allem wollte er den General persönlich treffen. Natürlich verfolgte der General
Edouard mit seinem Hass, aber vielleicht wäre er von Idwa beeindruckt? Während
all dieser Vorbereitungen zu ihrer Abreise in die jeweilige Richtung zeigte
Edouard beziehungsweise Idwa weder Angst noch Kummer, sie bald verlassen zu müssen,
und er versuchte sogar, Valerie und Maria-Lucia zu trösten. Und die Lady, die
von der Tragik der Situation ergriffen war, sagte kein Wort mehr und schien
sich ganz im Hintergrund halten zu wollen.
Sie hatte
sich, nachdem sie mit Idwa unter vier Augen gesprochen hatte, schon bereit erklärt,
sein Werk weiterzuführen. »Ich habe verstanden, dass mich das Leben genau aus
diesem Grund hierher geführt hat«, hatte sie voller Leidenschaft zu Hector
gesagt.
Die Stunde
des Abschieds war gekommen. Die Lady warf sich Edouard zu Füßen, und
Maria-Lucia tat es ihr nach.
Er gab
ihnen lächelnd ein Zeichen, sich wieder zu erheben, und dann wandte er sich
Hector zu. »Bis bald, mein Freund.«
Für Idwa
bedeutete das: »Auf Wiedersehen in diesem Leben oder in einem anderen.«
Valerie
wollte ihn in die Arme schließen, aber Edouard schob sie sanft zurück, und so
ließ auch sie sich zu seinen Füßen sinken. »Ich verlasse euch doch nicht«,
sagte er.
Um sie
herum aber knieten die Varak Lao, alle in Tränen und erfüllt vom Feuer ihres
Glaubens.
Hector
fühlte sich von seinen Emotionen emporgetragen: Er stellte sich vor, dass er
Edouard vielleicht nie wiedersehen würde, aber andererseits hatte er das
Gefühl, dass da mit den ersten Sonnenstrahlen etwas hinaufstieg, das größer war
als sie alle zusammen. War es möglich, dass er zum ersten Mal jene spirituelle
Dimension spürte, an der es ihm nach Edouards Worten seit jeher gänzlich
gefehlt hatte? Gott im Himmel, dachte er, mach, dass wir alle gerettet werden.
Plötzlich
hörte man vom anderen Ende des Dorfes her einen Schrei. Drei Männer kamen
angerannt, und ihre Leichtfüßigkeit verriet, dass sie es gewohnt waren, die
Hügel zu überwinden und den Dschungel zu durchstreifen.
Alle Varak
Lao erhoben sich mit einem freudigen Raunen. Es war ihr Häuptling, begleitet
von zwei seiner Getreuen. Er lief auf Edouard zu, grüßte ihn mit gefalteten
Händen
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