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Lelord, Francois

Lelord, Francois

Titel: Lelord, Francois Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hector
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und begann schon im selben Moment mit hastigen Erklärungen, die immer
wieder durch Ausbrüche von Heiterkeit unterbrochen wurden.
    Später,
als Hector im Schatten des Waldes auf seinem Elefanten dahinschaukelte und vor
sich die beiden anderen Dickhäuter sah, auf denen die Lady und Maria-Lucia,
Brice und Edouard saßen, fragte er sich, ob das nicht alles ein Traum war.
Vielleicht würde er gleich auf seiner Matte erwachen und einen langen, langen
Tag vor sich haben, an dessen Ende man einen seiner Freunde enthauptet hätte?
    Der
Häuptling der Varak Lao hatte mit dem großen Anführer der Varak verhandelt.
Dieser hatte einen Boten zu Leutnant Ardanarinja geschickt und also auch zu
den Varak-Soldaten in ihrer Begleitung. Man hatte ihnen erklärt, dass keiner
von ihnen das Territorium der Varak lebend verlassen würde, wenn sie
versuchten, einen der fremdländischen Freunde Idwas oder Idwa selbst
mitzunehmen. Und dass ihre Körper mit Ausnahme des Kopfes gegessen würden.
    »Und was
hat man ihm dafür geboten?«, hatte Hector gefragt.
    Edouard
hatte gelächelt und auf das große Haus mit den geschnitzten Stämmen gezeigt.
    Dort würde
der große Anführer der Varak das Wahrzeichen aller königlichen Geschlechter
vorfinden.
     
    Hector kehrt zurück
     
    Im Land der Morgenstille war der Schnee auf den Straßen
der Hauptstadt geschmolzen. Aus dem Fenster der Botschaft konnte Hector
erkennen, dass die ganz nahen Bergkämme aber noch immer schneebedeckt waren -
jene Berge, über die fünfzig Jahre zuvor die Armeen des Nordens in einem Überraschungsangriff
in die Stadt eingefallen waren.
    Während er
gerade im Büro des Gesundheitsattaches war (ein ganz selbstverständlicher
Besuch für einen Psychiater auf Reisen), tauchte plötzlich Jean-Marcel auf, und
der Gesundheitsattache verzog sich unauffällig, um die beiden allein zu
lassen.
    »Sie
hätten mich ja auch benachrichtigen können«, sagte Jean-Marcel.
    »Es war
dort schwierig mit der Kommunikation.«
    Jean-Marcel
zuckte mit den Schultern, als wollte er zu verstehen geben, dass es nur für
Laien schwierig war.
    »Immerhin
habe ich gute Nachrichten für Sie«, sagte er. »Natürlich wird nichts davon in
den Zeitungen stehen. Aber unsere Dienste arbeiten nicht schlecht, das muss man
schon sagen.«
    Zwei Tage
nach Erscheinen des Artikels in Europa war der General bei einer Zeremonie des
Regimes nicht mehr zu sehen gewesen. »Wir wissen, dass er unter Hausarrest
steht. Seine Stellung war längst nicht so gefestigt, wie er gedacht hatte. Das
ist das Problem mit dem Älterwerden - die Freunde sterben dir weg, und die
nächste Generation wartet nur auf eine Gelegenheit, dich vom Thron zu schubsen.
Natürlich hat er den ganzen Ärger nicht etwa bekommen, weil er seine Macht zur
persönlichen Bereicherung eingesetzt hat...«
    »Aber
warum sonst?«
    »Ich
schätze mal, weil er seinen Kumpanen nicht genug abgegeben hat. Sie müssen
gelb vor Neid geworden sein, als sie aus dem Artikel erfuhren, um was für
Summen es ging. Bei Korruptionsgeschichten kommt man fast immer zu Fall, weil
man zu wenig Geld weitergereicht hat...« Jean-Marcel klang so, als würde er
einem blutigen Anfänger das allersimpelste Basiswissen vermitteln. »Genauso ist
es für unsere beiden Parteikader gelaufen, die gleicher waren als die anderen.«
    Auch die
beiden Minister hatten plötzlich auf Tagungen gefehlt, bei denen ihr Erscheinen
angekündigt gewesen war. Jean-Marcel wusste noch nicht, ob sie vor Gericht
gestellt werden würden. »Sie stehen zu weit oben in der Hierarchie, als dass
man sie öffentlich belangen könnte; so etwas würde das ganze System in Gefahr
bringen. Es wird bestimmt irgendein Arrangement geben ... oder einen Unfall.
Auf jeden Fall dürften jetzt so einige Leute wütend auf Ihren Freund sein. Er
sollte von dem ganzen Geld ein bisschen was wieder abgeben, damit Ruhe
einkehrt.«
    »Genau das
habe ich ihm auch gesagt.« Aber Hector fragte sich, ob Idwa das tun würde, was
in Edouards Augen sehr vernünftig gewesen wäre. Wenn die Lady die Nachfolge bei
der Finanzierung von Idwas guten Werken antrat, durfte man zumindest darauf
hoffen.
    »Eines ist
an der ganzen Sache ziemlich spaßig: Ihre kleine Bande hat es unfreiwillig
geschafft, Entwicklungen auszulösen, die wir uns seit Jahren gewünscht hatten.
Unsere eigenen Versuche hatten da nichts gebracht. In ihren jeweiligen Regierungen
waren diese Leute nicht unsere Freunde, sondern die Freunde von anderen
Ländern. Aber mit denen, die

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