Lena - einfach raus und leben
»Meine Frau und meine Tochter haben mich mit ihrer Begeisterung für Lena angesteckt. Und natürlich habe ich mitgefiebert, bis zum Schluss. Ihr Auftritt war unglaublich kraftvoll, frisch und authentisch.«
Und der sonst eher sachlich-zurückhaltende niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff erklärte laut der Nordsee-Zeitung vom 5. Juni 2010 in einer für ihn geradezu euphorischen Art und Weise: »Lena ist grandios und hat das traumhaft gemacht. Sie ist eine ganz besondere Botschafterin für Deutschland: sympathisch, weltoffen, selbstbewusst, lässig, bodenständig und zugleich ein bisschen verrückt.«
Einige Promis konnten es sich jedoch nicht verkneifen, trotz der Lena-Begeisterung und ihres überzeugenden Auftritts zu sticheln. Allen voran der Schlager-Guru
Ralph Siegel. Der Komponist unzähliger Lieder, von denen so einige beim Grand Prix gelandet sind, erklärte in der Berliner Zeitung vom 31. Mai 2010, dass er der einzige deutsche Sieger des musikalischen Wettstreits sei. Denn, so erläuterte Siegel, es handle sich ja »um einen Komponisten- und Texter-Wettbewerb«. Und »Satellite« sei nun mal ein Song aus amerikanisch-dänischer Feder. Den Nicole Sieger-Titel »Ein bisschen Frieden« habe aber er als deutscher Komponist zusammen mit Texter Bernd Meinunger, ebenfalls einem Deutschen, geschrieben. Daher sei er der einzige deutsche Grand-Prix-Gewinner - wobei man dem entgegenhalten könnte, dass Nicole die Bundesrepublik vertreten hat, und dasselbe gilt für Lena.
Aber, so Siegel weiter, natürlich freue er sich für Lena Meyer-Landrut »von ganzem Herzen«, sie sei ein »herzerfrischendes Wesen mit Charme und Witz«. Dann aber kam der Seitenhieb, der wegen seiner vorherigen lobenden Worte umso verletzender wirkte: »Man sieht, dass man heute selbst mit einem kleinen markanten, süßen Stimmchen die Welt erobern kann.«
Zu Wort gemeldet hat sich auch die Burlesque-Tänzerin Dita von Teese, die ebenfalls Eurovisionserfahrung vorweisen kann, wenn auch nur als Randfigur. Sie begleitete als freizügige Tänzerin »Miss Kiss Kiss Bang«, den deutschen Beitrag von Alex Swings Oscar Sings!, beim Finale in Moskau 2009. Über die Kommunikationsplattform Twitter verbreitete sie am Sonntag nach dem Sieg folgenden mäkeligen Glückwunsch: »Deutschland
hat also die Pyrotechnik, Choreographie, freizügigen Kostüme und Brüste weggelassen. Ich kann über den Mangel an Selbstdarstellung nicht hinwegsehen, aber herzlichen Glückwunsch zum Eurovisions-Sieg!« Danach wurde die Tänzerin mit Protesten überschüttet, woraufhin sie sich rechtfertigte: »Ihr habt mich falsch verstanden. Ich habe Deutschland gratuliert.«
Noch drastischer als von Teese reagierten so manche User, die die Senkrechtstarterin offenbar absolut nicht leiden konnten. Einige von ihnen schlossen sich im Internet zu Anti-Lena-Gruppen zusammen. Auf dem Online-Netzwerk Facebook entstanden Zusammenschlüsse wie »Lena Meyer-Landrut … Nein Danke!« (am 23. Juni 2010 mit genau 65 Mitgliedern) sowie etliche ähnliche kleinere »Lena Meyer-Landrut NERVT!«-Gruppen. Weitaus größer war die Facebook-Seite von »Ich finde Lena Meyer-Landrut IMMER NOCH UND TROTZDEM richtig scheiße«, die zu demselben Zeitpunkt 2519 Gegner der Hannoveranerin umfasste.
Ob Lena sich von solchen Aktivitäten beeindrucken lässt, kann man nicht wissen, aber es zeigt zumindest, welchen Stellenwert sie mittlerweile besitzt. Das gilt auch für weitere negativ gestimmte Internet-User außerhalb der Facebook-Gruppen, für die die Sängerin immerhin so wichtig ist, dass sie sich mit ihr beschäftigen. So haben zum Beispiel auf dem Video-Clip-Portal YouTube etliche Kommentatoren auf hochgeladene Clips von Lena reagiert, indem sie an ihr herummaulten.
Ein Beispiel ist »Kitylady«, die folgendermaßen über
Lena lästert: »Die kann nicht singen! Die kann nicht tanzen & Englisch kann sie sowieso nicht & hat es auch gar nicht verdient.« Genauso wenig gönnte »Luckasta3« der Hannoveranerin den ersten Platz: »Ich mag Lena nicht … überhaupt nicht und denke auch nicht, dass sie es verdient hat, den ESC zu gewinnen.«
Ebenso konnte »Sweet Seduction« Antipathien nicht verbergen: »Ich mag Lena nicht. Die … wirkt auch noch voll gekünstelt.«Natürlich reagierte die Pro-Lena-Fraktion auf solche Attacken, und es tobte ein regelrechter Kommentarkrieg auf YouTube. So antwortete »Panda-Cake07« auf die Lästereien, indem sie oder er Lena ermunterte: »Ich find das richtig,
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