Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
Vom Netzwerk:
Soldat ist ein Held der Heimat. Der Feind ist heimtückisch und gerissen. Zum Beispiel haben deren Maschinengewehrschützen versucht, an unsere hinter einer Kuh versteckt heranzukriechen, hinter einer echten, gewöhnlichen Kuh. An einem anderen Ort hat sich der Feind hinter einer Gruppe von Soldaten versteckt, die als Frauen verkleidet waren. Unsere Soldaten reagieren darauf mit einer unglaublichen Tapferkeit, mit Heldentum. Der Feind kämpft nicht gerne offen, er geht listig vor, er stellt heimtückische Fallen.
    Schon drei Ju 88-Besatzungen sind fahnenflüchtig geworden wie auch viele Soldaten. Und es werden weitere zu uns überlaufen.
    2. Juni [Juli]
    An allen Fronten werden erbitterte Kämpfe geführt. Unsere Verteidiger halten an vielen Orten mit unglaublicher Tapferkeit den Vormarsch des zahlenmäßig überlegenen Feindes auf oder schwächen diesen. Der Feind ist bis an die Zähne bewaffnet. Der Feind ist bestens ausgebildet und ausgestattet. Die faschistische Truppenführung nimmt keine Rücksicht auf mögliche Opfer, um ihre Ziele zu erreichen. Die Faschisten haben ihren Plan, ihre Taktik. Bislang ist es ein sehr ge­fähr­licher Feind. Aber egal, was kommt, wir werden siegen.
    Gerade eben sind Greta, Ira und Schenja gefahren. Ira und Schenja sind begeistert, weil etwas Außer­gewöhn­liches geschieht.
    Unsere Armee hat Lwow 24 aufgegeben.
    5. Juli
    Die Deutschen nähern sich Smolensk, obwohl sie große Verluste hinnehmen müssen. In Moskau und Leningrad wird ein Volksaufgebot rekrutiert. Vor Kurzem ist Stalin im Radio zu hören gewesen. Auf den Straßen sieht man Truppen von Freiwilligen.
    Gestern war ich bei Wowa. Wie toll er doch wirkt, jung, gesund, lebensfroh. Er träumt davon, auf die Karelische Landenge überzusetzen. Macht pausenlos Witze. Wie sehr ich ihn liebe.
    Habe heute drei Stunden lang (von zwölf bis drei) einen Frachtkahn mit Ziegelsteinen entladen. Das ist mein Arbeitsdienst. Ist nicht schwer, die Arbeit. Nur schade, dass ich kein Geld dafür bekomme.
    Bald trete ich irgendwo eine richtige Arbeitsstelle an. Es ist an der Zeit. Ich muss Mama helfen.
    Im Ausland wachsen der Hass auf den Faschismus und die Sympathie zu uns, zu meiner großen Heimat.
    Ach, Wowka! Ich würde alles geben, um dich jeden Tag, die ganze Zeit zu sehen. Zeilen können nicht das Gefühl wiedergeben, das ich für ihn hege.
    Worte können das nicht ausdrücken. Und ich würde es so gerne ausdrücken.
    Nur das Herz kann es ausdrücken!!!! …
    11. Juli
    In der letzten Tagen gab es elf Mal Fliegeralarm.
    Am 7.: vier Fliegeralarme.
    Am 8.: drei Fliegeralarme.
    Am 10.: drei Fliegeralarme.
    Am 11.: bislang ein Fliegeralarm.
    Die Stadt verwandelt sich in ein Kriegslager. Autos mit Soldaten und Ausrüstung, mit Munition rasen sowohl in Richtung Newski-Prospekt als auch in die andere Richtung vorbei, Tankwagen mit Treibstoff sind unterwegs, Feldküchen, morgens Geschütze, Panzer, Panzerwagen. Sie sind alle so mit Zweigen und Ästen getarnt, dass die Soldaten in manchen Autos wie in einem echten Wald sitzen.
    Am 9. habe ich vier Stunden lang Gräben auf dem Obwodni­kanal ausgehoben.
    17. Juli
    Am 12. Juli sagte man mir, ich solle in die Schakt kommen. Mama ist hingegangen, um herauszufinden, was los war. Denn nach dem letzten Erlass haben Schüler mit der Schakt nichts mehr zu tun. Bald kam Mama sehr aufgeregt zurück.
    »Nun, Lena, pack deine Sachen, ihr fahrt für drei Tage irgendwohin. Sie sagten, ihr sollt viel Brot, ­Zucker und anderen Proviant mitnehmen.«
    Um zwölf Uhr ging ich zur Schakt. In der einen Hand meine Schultasche, in der anderen ein Paket mit Decke und Kissen. Außer mir hat die Schakt fünf Leute geschickt: zwei Mädchen – Alja und Soja, sie sind vor Kurzem 16 geworden – und drei Jungen: Jura Bekker, Petja und Achmed.
    Wir sind alle zum Haus der Bäckereiindustrie auf der Prawdastraße gegangen, von dort aus sind wir zum Witebsker Bahnhof gelaufen und haben uns dort in den Zug gesetzt. Dieser Zug bestand aus Regionalzugwaggons. Ich setzte mich ans offene Fenster. Wir fuhren fünf Stunden und stiegen an der Station Tarkowitschi aus. Es war zehn Uhr abends. Die Sonne hatte sich hinter den Wald gesenkt. Uns wurde gesagt: Teilt euch in Brigaden auf, und lasst euch erst mal hier nieder, im Gebüsch. Macht kein Feuer, es kann jederzeit einen Luftangriff geben. Wir warteten nicht lange, verteilten uns auf die Büsche und begannen, einen kleinen Imbiss einzunehmen. Wir, das heißt, unsere Schakt verband sich

Weitere Kostenlose Bücher