Lenas Tagebuch
einen Meter breit. Unter den Arbeitenden sind viele Intelligenzler.
In fast allen Hinterhöfen ist Baumaterial aufgehäuft, werden Gasschutzunterstände gebaut. In viele Hinterhöfe wurde Sand gebracht.
Heute sollten wir um Punkt fünf in der Schule sein.
Ich war um fünf in der Schule, im blauen Saal. 60 – 69 waren da, die meisten Mädchen. Der Direktor erklärte uns kurz, dass unsere Kräfte gebraucht werden. Aus unserer Klasse waren Mischa Iljaschew, Janja, Wowa Kljatschko, Tamara, Bella Kazman, Galja Wirok, Lida Solowjewa und Soja Belkina da.
Wir, alle Anwesenden, wurden schnell in Brigaden eingeteilt. Zwei Brigaden mit Jungen, fünf Brigaden mit Mädchen. Unsere Anführerin wurde Maja Tschebotarjowa. Wir werden alle Aufträge des Stabs 17 ausführen.
Ich gehe schlafen. Man weiß nicht, wie heute die Nacht wird!
25. Juni
Die Nacht über blieb es ruhig. Am Tag gab es zweimal Fliegeralarm. Während des Fliegeralarms war ich mit den anderen Mädchen im Luftschutzkeller der Schule. Das kam so: Morgens hatte mich Maja angerufen und mich informiert, dass wir die Fenster in der Schule bekleben müssen. Also haben wir gearbeitet. Wir waren 20 Mädchen. Von uns waren da: Maja, Tamara, Lida Solowjewa, Nina Alexandrowa. Als der zweite Alarm vorbei war, ging ich nach Hause, ich sagte, wir würden singen, und dann käme ich zurück. Aber ich ging nicht mehr hin. Es gab nur noch wenig zu kleben, höchstens zwei bis drei Klassen. Da entschied ich, dass die anderen auch ohne mich zurechtkommen, und suchte mir eine andere, nützlichere Arbeit. Mit der Frauenbrigade unseres Hauses schleppte ich Bretter vom Dachboden in den Keller. Wir arbeiteten 40 Minuten ohne Pause, bildeten eine Kette, arbeiteten sehr schnell. Dann ging ich mich erholen, und um sechs machte ich mich wieder an die Arbeit. Die Arbeit ist sehr schwer. Sie passt zu starken Kerlen. Aber wir Frauen kamen zurecht, schwere Bretter hoben wir zu zweit.
Um acht Uhr abends fand in der Schakt 18 eine Versammlung der Bewohner unseres Hauses statt. Nach dem Vortrag des Agitators des Raikom 19 wurden alle wichtigen Fragen besprochen. Meine Mama wurde Mitglied der Sanitätsgruppe unseres Hauses. In der Gruppe sind sechs Leute.
Morgen wird wieder ein harter Tag. Jetzt muss ich noch die Wohnung kontrollieren und dann schlafen gehen.
Wie wird die Nacht?
25. [26.] Juni
Morgens wurde ich in die Schule gerufen. Dort wurden wir in Gruppen eingeteilt. Ich wurde Mitglied der Feuerwehr. Dann schleppten wir Sand auf den Dachboden. Danach ging ich nach Hause, da ich völlig entkräftet war. Wahrscheinlich habe ich mich gestern überanstrengt.
Jeden Tag um sechs Uhr morgens wird ein Bericht des Informbüro 20 gesendet. An der Front wird die ganze Zeit erbittert gekämpft. Wir sind in der Übermacht. Die deutschen Soldaten ziehen betrunken in den Kampf. Im Rücken der rumänischen Soldaten steht die faschistische Artillerie. Und doch gehen die feindlichen Soldaten bei erster Gelegenheit in unsere Gefangenschaft. Deutschlands wirtschaftliche Lage wird mit jedem Tag schlechter. Um ihre Armee und ihre Arbeiter in Deutschland selbst wenigstens irgendwie zu versorgen, pressen sie aus den von ihnen besetzten Ländern die letzten Lebensmittelvorräte heraus. In Holland, Belgien, Jugoslawien, Bulgarien, Frankreich, Rumänien, Norwegen, Dänemark und anderen Ländern wächst die Unzufriedenheit, staut sich der Hass gegen diese blutrünstigen Unmenschen an. Und trotz des fürchterlichen Terrors, und obwohl für jedes Wort, jedes verdächtige Lächeln Gefängnis, Tod durch Erschießen und Konzentrationslager drohen, trotz alledem äußern die versklavten Nationen immer öfter offen ihren Hass. Im Rücken haben die Deutschen einen gefährlicheren Feind als an der Front: die hungrigen, vom faschistischen Regime zum Äußersten getriebenen Volksmassen. Und die Faschisten wissen das sehr genau. Der Überfall auf die Sowjetunion – das ist der verzweifelte Versuch eines Ertrinkenden, sich an irgendetwas festzuhalten, der verzweifelte Versuch eines Menschen, der zu ersticken droht, Luft zu holen.
Mit dem Überfall auf die Sowjetunion wollten die Faschisten, die irrtümlich glauben, ihre Armee sei unbesiegbar, ihre Wirtschaft in Ordnung bringen, indem sie die Ukraine, Weißrussland und andere Gebiete unserer Heimat besetzen. Aber die Feinde haben sich verrechnet, selbst wenn ihre Armee sehr viel besser bewaffnet wäre als unsere, selbst dann würden wir siegen, denn der
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