Lenas Tagebuch
ich in mein Zimmer zurückkehren, hier wohnen und dann hier auch Arbeit finden. Jetzt aber macht das Arbeiten hier keinen Sinn, und Geld habe ich noch.
Im diesem Moment sitze ich, und ich kann nicht aufstehen. Erstens hat mich das Feuerholz geschafft, vielleicht habe ich mich sogar verhoben, und zweitens habe ich mich satt gegessen. Einen Teller der Suppe von gestern habe ich gegessen, 200 g Brot, einen halben Teller Sülze und zwei Tassen Tee. Ich habe mir bei Tante Sascha einen Teelöffel Zucker ausgeliehen und ausgezeichneten Tee getrunken.
17/II
Ich bin nun ganz reich geworden. In einem Glas habe ich Hirse, in einem anderen Perlgraupen, in einem dritten Buchweizen, in der Schachtel ein paar Erbsen, am Fenster liegen 125 g Fleisch. Nur mit Zucker habe ich kein Glück. Gestern hatte ich zu Mittag zuerst Erbsensuppe, als Hauptgang Buchweizenbrei mit Fett, zum Abendessen Graupenbrei mit Fett.
Das Brot heute für 1,25 Rubel ist sehr lecker, trocken, sehr gut.
Schon den dritten Tag höre ich Radio. Das tut so gut, ich spüre gar nicht die Einsamkeit.
Geld habe ich – 105 Rubel. Feuerholz habe ich, Lebensmittel auch. Was brauche ich noch? Ich bin völlig zufrieden.
Heute ist es kalt. Der Himmel ist wolkenlos, die Sonne scheint.
25/II
Gerade habe ich gut zu Mittag gegessen, trinke jetzt heißen Kakao und esse Brot dazu. Das habe ich heute gegessen: zwei Teller Mehlsuppe und Reisbrei mit Baumwollöl. Jetzt werde ich einheizen, im Zimmer ist es ganz kalt: nur + 6 Grad.
Jetzt bin ich seit über einem halben Monat Waise. Und ich kann einfach nicht daran glauben, dass ich Mama nie wieder sehen werde, die lebendige Mama, so wie sie auf der Fotografie zu sehen ist.
Die Lebensmittelversorgung hat sich verbessert. Ich habe jetzt eine Nährmittelkarte für die Kantine, außerdem habe ich Erbsen, Linsen und Trockengemüse: Zwiebeln, Rote Beete und Kohl. Mamas Marken musste ich noch nicht abgeben 80 .
Jeden Tag gehe ich zu ein Uhr in die Schule und bekomme dort ein Mittagessen. Die Suppe gibt es jetzt auf Marken, Gelee gibt es keins, deshalb gehen verhältnismäßig wenige Leute hin. Von unseren Leuten treffe ich in letzter Zeit Lida Solowjowa und … Ljowa Sawtschenko. Ja, Ljowa, seine Spezialschule wurde schon evakuiert, aber da war er gerade krank und 81
27/II
Jetzt wird es allmählich besser. O Gott, wie schade, dass weder Aka noch Mama bis heute am Leben geblieben sind.
Möge dieser Krieg schnell zu Ende gehen.
Nein, die Leute hatten unrecht, die gesagt haben, dass wir Leningrader unserer Regierung egal seien, dass es ihr gleich sei, ob es vier- oder fünftausend Leningrader weniger gäbe. Nein, ich habe es immer gewusst, dass unsere Regierung und Genosse Stalin persönlich in jeder Minute an uns denken und sich bemühen, unsere Lage, so gut es geht, zu erleichtern.
Um die Wahrheit zu sagen, ich bin jetzt vollkommen glücklich.
Jetzt ist es acht Uhr abends. Ich sitze am Tisch mit einer guten Funzel, schreibe an meinem Tagebuch und höre dabei Radio. Im Zimmer ist es warm und gemütlich. Ich bin satt, erst vor Kurzem habe ich gegessen, heute Mittag hatte ich zuerst Suppe mit Nudeln, das heißt Nudelsuppe, und als Hauptgang einen ganzen Teller Nudeln und zum Nachtisch süßes heißes Wasser mit Kakaopulver und Brot dazu. So sieht’s aus.
In letzter Zeit stehen uns für die vierte Marke Nährmittel zu, Fleisch, Moosbeeren und 150 g Zucker. Außerdem bekommt man pro Karte einen Viertelliter Petroleum. Gerade heute habe ich einen halben Liter Petroleum gekauft, außerdem, so sagen die Leute, wird man noch diesen Monat für die achte Marke Stockfisch bekommen. Die neuen Karten erfreuen angeblich auch das Auge. Viel Nährmittel, nicht nur 12,5 g je Marke wie bisher, sondern je 20 g. Die Leute sagen auch, es werde in den Kantinen wieder Suppe ohne Marken geben. Außerdem wird mit einer Erhöhung der Brotration gerechnet.
Ich möchte noch erwähnen, dass das Essen in unserer Kantine besser geworden ist: Jetzt gibt es jeden Tag Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch. Die Suppen sind sehr dick, es gibt verschiedene Arten von Brei, die Portionen sind groß, und was Fleischprodukte betrifft, so gibt es Bockwürste und Frikadellen von guter Qualität, kein Pferdefleisch mehr. Es sei daran erinnert, dass die Suppen noch vor ganz kurzer Zeit eigentlich nur aus Wasser bestanden, dass die Breiportionen selbst Katzen zum Weinen gebracht hätten und dass die Fleischportionen ebenfalls winzig waren. Auch die
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