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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ungeheurer Durst in jede Faser ihres Seins eingewoben; aber als Presbyterianer empfinden die Schotten ein Bedürfnis, alles, was man als Vergnügen auffassen konnte, zu maßregeln, einzuschränken und einem strengen Stundenplan zu unterwerfen. Das Gesetz beschränkte daher die mittäglichen Schankzeiten auf elf bis halb drei. Am Abend durften die Lokale nur zwischen fünf und halb zehn geöffnet sein. Die Sonntage waren trocken.
    Natürlich gab es alle möglichen Gesellschaftsklubs, denen es gelang, die Schankgesetze zu umgehen, aber allgemein hatten die Schotten gelernt, mit atemberaubender Geschwindigkeit beeindruckend große Mengen Alkohol in sich aufzunehmen. Als ich gegen eins ins Horsehead kam, standen die Leute dicht an dicht, und die Luft brannte zigarettenrauchgesättigt in den Augen. Man sah das übliche Mittagspublikum in einem typischen Pub der Glasgower Innenstadt: vor allem Arbeiter mit flachen Mützen, aber hin und wieder auch jemanden in Nadelstreifen. An der Theke entdeckte ich Jock Ferguson und drängte mich durch das Meer der sich Betrinkenden zu ihm durch. Endlich wurde ich an den Strand des Tresens gespült und stützte mich mit den Ellbogen auf.
    »Wie läuft’s, Jock?«, fragte ich gut gelaunt. Und laut, damit ich im Lärm der anderen Gäste zu hören war. Wir gaben uns nicht die Hand. Wir gaben uns nie die Hand. »Warten Sie schon lange?« Mir fiel auf, dass kein Glas vor ihm stand. Er hatte mit der ersten Runde auf mich gewartet. Ich ging davon aus, dass ich auch die zweite und die dritte bezahlen würde.
    »Ein paar Minuten«, antwortete Ferguson. Damit war sein Repertoire an Small Talk erschöpft.
    Big Bob, der Barkeeper, stand in Zigarettenqualm gehüllt hinter der Theke und arbeitete an den Schankhähnen wie ein Eisenbahner an den Hebeln eines Signalkastens. Wie üblich waren die Hemdsärmel aufgerollt und entblößten seine tätowierten Popeye-Unterarme. Ich suchte seinen Blick, und er zapfte uns zwei große Starkbier.
    »Zwei Pasteten dazu, Bob«, rief ich über die Theke, als er die Biere brachte.
    »Gut«, sagte Ferguson, schlürfte den Schaum von seinem Bier und genoss den Augenblick. »Worum geht’s?«
    »Muss es denn immer einen Grund haben? Rein persönlicher Anlass. Vielleicht möchte ich Ihnen danken, dass Sie mich beim Schutz des Geldtransports empfohlen haben.«
    »Dafür haben Sie mir schon gedankt.« Ferguson sah mich argwöhnisch an, was er aber, da er Detective Inspector der Glasgower Polizei war, so ziemlich bei jedem tat.
    »Haben Sie mit diesem Strachan-Fall zu tun, Jock?«, fragte ich, so beiläufig ich konnte. »Sie wissen schon, die Knochen, die man aus dem Clyde geschaufelt hat.«
    Ferguson stellte sein Glas ab.
    »Warum sollte Gentleman Joe Strachan für Sie von Interesse sein, Lennox? Das war doch alles lange vor Ihrer Zeit.«
    »Na, jetzt ist er ja wieder aufgetaucht! Im wahrsten Sinne des Wortes. Oder täusche ich mich? Wie sicher sind Sie, dass es wirklich Joes Leiche ist?«
    Ferguson wandte sich mir ganz zu. Er drehte noch einmal an den Reglern, die seinen Argwohn steuerten, und an meinen Handgelenken spürte ich einen leichten Juckreiz – ein Vorgefühl auf die Handschellen, die sich gleich um sie schließen würden.
    »Okay, Lennox, jetzt weiß ich, dass es mehr als eitle Neugierde ist. Worin Ihr Interesse an Strachan auch besteht, an Ihrer Stelle würde ich es irgendwo ganz tief vergraben. Dieses Thema liegt sehr vielen Glasgower Polizisten sehr am Herzen.«
    »Oh, das verstehe ich, Jock«, sagte ich und spielte den Naiven. »Aber es ist eine ganz unschuldige und vernünftige Frage: War es Strachan oder nicht?«
    Ferguson seufzte. »Ja, es ist Strachans Leiche.«
    »Viel Leiche kann es aber nicht gewesen sein, nach fast zwanzig Jahren am Grund des Clydes«, sagte ich wieder so beiläufig wie möglich. Laurence Olivier hätte für diese schauspielerische Leistung seinen Oscar an mich abgetreten.
    »Es war genug, um ihn zu identifizieren. Also, muss ich mich wiederholen? Offiziell?«
    »Nur die Ruhe, Jock. Ich bin halt darum gebeten worden zu bestätigen, dass ihr in eurem Schuhkarton im Leichenschauhaus wirklich niemand anderen als Gentleman Joe aufbewahrt.«
    »Und wer möchte das wissen? Ich dachte, Sie hätten diesen Scheiß hinter sich gelassen, Lennox. Arbeiten Sie wieder für die Drei Könige? Hören Sie zu, ich habe für Sie gebürgt. Wenn Sie –«
    Ich unterbrach ihn mit einer nachdrücklich erhobenen Hand und einem Kopfschütteln, das ihm

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