Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
Angelegenheit, die erledigt werden muss.«
    In meiner Wohnung sammelte ich meine Sachen zusammen, schnallte mir das Messer an die rechte Wade, schob den Webley in den Gürtel, verstaute den flachen Gummiknüppel in meiner Innentasche der Jacke und den schweren in einer Außentasche, den Schlagring in der anderen.
    Das war es, was mich an diesem Leben der Gewalt am meisten störte: Es vermasselte einem die Garderobe.
***
    Ich parkte den Atlantic im Stadtzentrum und ging zu Fuß zum Fluss. Wenn ich mit einem Polizisten zusammenstoßen sollte, würde ihm hoffentlich nicht verdächtig vorkommen, dass ich einen Revolver, ein Messer, einen Schlagring und zwei Totschläger dabeihatte.
    Als ich Queen’s Dock erreichte, wurde es dunkel. Ein Nachtwächter begann gerade seine Schicht am Haupttor, und ich ging auf der anderen Seite der Kopfsteinpflasterstraße vorbei. Den Pfützen aus Laternenlicht wich ich aus. Weiter vorn lag ein offener Kai mit etlichen gestapelten Kisten, die mir Deckung gaben. Ich war am Morgen über eine Stunde zu früh zu meiner Verabredung mit Fraser gekommen, damit ich mir die Umgebung genau ansehen konnte. Ich hatte die gleiche Überlegung angestellt wie Provan und seine Kumpels vor achtzehn Jahren. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, wie es für sie ausgegangen war.
    Strachan fuhr in einem glänzenden Triumph Mayflower vor. Er war nur zehn Minuten zu früh, und ich war überrascht, wirklich überrascht, dass er allein kam.
    Ich war beeindruckt. Da stand er auf einem düsteren Glasgower Kai, der in Gorbals geborene und aufgewachsene Joe Strachan, und hätte nicht noch stärker fehl am Platze wirken können. Nichts an ihm verriet ihn als Glasgower; er war so groß wie ich, und als er ohne Mantel aus dem Wagen stieg, sah ich, dass er makellos wie ein Gentleman vom Lande gekleidet war. Seine Kleidung wirkte nicht so robust, formlos und leicht geschmacklos wie typisch britische Landklamotten, und ich vermutete, dass sein Sportsakko und die Flanellhose italienischer oder französischer Herkunft waren, was zu dem vagen Eindruck eines ausländischen Adligen passte, den mir die Fotografie vermittelt hatte. Dass er der Mann auf dem Bild war, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Strachan musste Ende fünfzig sein, aber er hatte die Physis eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes. Das war kein alter Knacker.
    Er stand am Ende der Pier und betrachtete den Clyde, wie er schnell und tintig im Dunkeln vorbeizog. Ich fragte mich, ob Strachan darüber nachdachte, wie es sein musste, am Grund des Flusses im tiefen, dunklen Schlaf zu liegen.
    Ein zweites Auto kam, und ich musste mich hinter die Kisten ducken, damit ich nicht ins Scheinwerferlicht getaucht wurde. Der Wagen hielt am Landende der Pier, und Fraser stieg aus. Er ging direkt an meinem Versteck vorbei. Als er sich Strachan näherte, blickte er nervös hin und her.
    Aus meinem stillen, beschatteten Versteck beschwor ich Fraser wortlos, mit dem hektischen Hin- und Hergegucke aufzuhören. Er gab Strachan damit ein Zeichen, das genau so deutlich war, als hätte er gerufen: ›Lennox! Lennox! Wo Sie auch sind, kommen Sie raus!‹
    Als er Strachan erreichte, schüttelten sie einander die Hand. Fraser bewegte sich noch immer abgehackt und wirkte höllisch steif. Ich konnte nicht verstehen, was sie zueinander sagten, aber ich hoffte, dass Fraser sich an die Absprache hielt, die wir im Auto getroffen hatten, nachdem wir von der Finniestoner Fähre gefahren waren. Fraser sollte Strachan sagen, ich wäre gekommen, weil ich einen Handel schließen wollte. Ich wolle aus der ganzen Sache aussteigen und fordere nur die Sicherheit, dass man mich in Ruhe lassen würde. Fraser sollte die Botschaft überbringen, dass ich ein umfassendes Dossier über Strachan hätte, das Informationen über seine neue Identität und die Fotografie enthielt, die Paul Downey aufgenommen hatte; sollte mir etwas zustoßen, ginge es automatisch an die Polizei und so weiter und so fort. Ich hatte den Anwalt angewiesen, zu erwähnen, dass ich zudem einen Augenzeugen in Sicherheit gebracht hätte. Den Augenzeugen, den sie eigentlich hatten töten wollen. Das war natürlich alles kompletter Blödsinn – außer dass ich Paul Downey auf einem Campingplatz in Largs versteckt hielt –, und Strachan würde es merken, aber Fraser sollte ihn damit nur ablenken, bis ich eine Gelegenheit erhielt, Strachan zu überrumpeln. Ohne seine Commando-Gorillas wäre das noch immer ein gefährliches Spiel, aber

Weitere Kostenlose Bücher