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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Er hat die ganze Sache eingefädelt, um sich Geld für etwas zu beschaffen, worüber er mit seinem blaublütigen Daddy nicht sprechen konnte. Downey bekam wegen seiner Schulden bei Kredithaien die Hölle heißgemacht, und Iain stand vielleicht unter ähnlichem Druck. Er nahm an, dass Sie jede Summe zahlen würden, um zu verhindern, dass die Fotografien den falschen Leuten in die Hände fallen. Also allen außer Ihnen.«
    »Haben Sie dafür einen Beweis?«, fragte Fraser.
    »Downey hat es mir gestanden. Und glauben Sie mir, Paul Downey besitzt weder genügend Verstand noch Mumm, um sich so etwas auszudenken. Nun kann ich den Sohn eines Angehörigen des britischen Hochadels wohl kaum grün und blau prügeln, aber wenn Sie wollen, dass ich mit Iain rede, dann tue ich es.« Ich klopfte auf den Umschlag in der Innentasche meines Jacketts. »Sie haben bei mir noch Guthaben.«
    »Was halten Sie davon, Mr. Macready?«, fragte Fraser.
    Der amerikanische Schauspieler war tief in Gedanken versunken. Zu erfahren, dass man in bösartiger Absicht in die Falle gelockt worden war, ist nicht besonders schön.
    »Wozu würden Sie mir denn raten, Mr. Fraser?«, fragte er schließlich ein wenig müde.
    Fraser machte das Gesicht, das Anwälte machen, um einem zu sagen, dass sie denken und besser nicht gestört werden, weil sie sich die Nutzung ihres Hirnschmalzes teuer bezahlen lassen. »Ich würde vorschlagen, wir lassen die Angelegenheit auf sich beruhen, Mr. Macready – zumindest vorerst. Wir haben die Fotografien und die Negative, die nun vernichtet werden können. Damit sollte die Sache beendet sein. Und angesichts des Standes und des Einflusses von Iains Vater könnte weiteres Vorgehen weitaus mehr Schwierigkeiten verursachen, als es wert ist.«
    »Schlafende Hunde?«
    »So könnte man es ausdrücken«, sagte Fraser. »Zumindest bis auf Weiteres. Mr. Lennox, dürfen wir in dieser Angelegenheit auf Ihre Dienste zurückgreifen, sollten wir unsere Meinung ändern?«
    »Wie gesagt, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Ich teile Mr. Macreadys Einschätzung, Mr. Lennox: Sie haben diesen delikaten Fall mit äußerster Geschwindigkeit und Effizienz bewältigt. Ich darf doch in Zukunft auch bei anderen Angelegenheiten auf Ihre Dienste zurückgreifen?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, sagte ich, und während ich ihm die Hand schüttelte, gelang es mir irgendwie, nicht hinzuzufügen: du salbungsvoller kleiner Drecksack. Eines meiner Mantras verbietet mir, Menschen zu beleidigen, die mir größere Geldsummen aushändigen.
    Leonora Bryson schüttelte mir ebenfalls die Hand, mit der Warmherzigkeit eines Totengräbers. Sie war wirklich eine Dame mit vielen Gesichtern.

8
    Ich war recht zufrieden mit mir. Mit dem erledigten Macready-Fall und mehr Geld, als ein einfacher Arbeiter im Laufe seines ganzen Lebens ansparen konnte und das mir ein Loch in die Tasche brannte, gab es für mich auch genug guten Grund, zufrieden mit mir zu sein.
    Jetzt konnte ich mich voll und ganz auf Isas und Violets Frage konzentrieren, wer ihnen jährlich eine hohe Summe Geld schickte. Dass die Sendung immer eintraf, wenn sich der Überfall auf die Empire-Ausstellung von 1938 jährte, maximal um einen oder zwei Tage zu früh oder zu spät, schrie geradezu danach, dass es vom lange verschollenen Paterfamilias kam.
    Die Polizei dagegen war sich absolut sicher, dass die ausgebuddelten Knochen von Gentleman Joe stammten. Während Archie in den nächsten Tagen beharrlich die halbe Stadt abklapperte, um Billy Dunbar zu finden, machte ich ebenfalls die Runde und stellte Fragen. Ich erwartete aber nicht, etwas wirklich Entscheidendes herauszufinden, denn die Glasgower Unterwelt war eine eingeschworene Gemeinde. Ein Dorf der Diebe.
    Ich bin ein großer Leser. Ich verbringe viel Zeit mit dem Versuch, das geheimnisvolle Wirken der Welt zu verstehen, was hauptsächlich daran liegt, dass mich meine Teilnahme daran so benebelt. Lesen bringt einen auf viele Ideen: Ein paar davon sind gut, ein paar sind schlecht. Und ziemlich viele sind dumm.
    Ich hatte einmal gelesen, dass die Physiker glaubten, allein die Beobachtung wirklich kleiner Teilchen ändere ihr Verhalten. Sie nannten es den ›Beobachtereffekt‹. Ich hatte beschlossen, das Prinzip des Beobachtereffekts auf die kriminellen Klassen Glasgows anzuwenden: Stellte man an der richtigen Stelle die richtigen – oder falschen – Fragen, setzte man damit meistens Ereignisse in Gang.
    Seit unserer kurzen Begegnung im Smog hielt ich

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