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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Donald Fraser und Leonora Bryson klebten am Polster fest. Zuerst dachte ich nur ans Geschäft, aber Leonora trug ein Kleid aus blauer Seide, das aussah, als hätten die Seidenraupen es direkt auf ihre Haut gesponnen. Das Haar trug sie hochgesteckt, um den schlanken Hals schmiegte sich eine vierreihige Perlenkette. Sie rauchte ebenfalls und sah mich desinteressiert an, oder uninteressiert, vielleicht aber auch beides. Ich musste sofort an den Abend in dem Zimmer oben denken, und mich überfiel der Drang, zu ihr zu gehen und ihr die Seide vom Körper zu reißen, aber wahrscheinlich galt das bei geschäftlichen Besprechungen als unhöflich.
    »Sind Sie auf Schwierigkeiten gestoßen?« Fraser zeigte auf das Pflaster an meiner Wange.
    »Nein … das hatte nichts damit zu tun. Alles lief mehr oder weniger so, wie ich es mir gedacht hatte.«
    »Sie haben die betreffenden Affekte?«, fragte Fraser. Ich reichte ihm die Tartan-Dose.
    »Nein, ich dachte, ich bringe unseren amerikanischen Gästen lieber ein bisschen Shortbread als Souvenir aus Schottland mit.«
    Mit seinen stechenden Augen sah er mich an. Da ich gerade kein Wörterbuch zur Hand hatte, in dem ich ihm die Definition des Wortes ›Humor‹ zeigen konnte, beschloss ich, es mit Ernst zu probieren.
    »Sie sind da drin«, sagte ich und nickte in Richtung Blechdose.
    »Alle?«, fragte Leonora.
    »Alle«, sagte ich.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Fraser.
    »Ich bin mir sicher. Downey hatte viel zu große Angst, um etwas zurückzuhalten, und ich habe mir den Laden genau angesehen. Alle Negative sind in der Dose. Und nur um sicherzugehen, habe ich jedes Stück Filmmaterial verbrannt, das ich finden konnte.« Ich wandte mich dem Schauspieler zu. »Es ist vorbei, Mr. Macready. Sie können wieder ruhig schlafen.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Mr. Lennox.« Er lächelte mich an, aber ich bekam nicht das volle Profilächeln. »Wirklich. Wenn ich Ihnen je behilflich sein kann, bitte lassen Sie es mich wissen. Mr. Fraser, halten Sie es für möglich, Mr. Lennox einen kleinen Bonus zu zahlen? Immerhin hat er die Sache für uns sehr rasch geregelt.«
    Dieses Ansinnen traf Fraser völlig unvorbereitet. Im ersten Moment war er ganz durcheinander, dann griff er in die Innentasche seines Jacketts und holte einen verheißungsvoll dicken beigefarbenen Umschlag hervor.
    »Hier ist Ihr Honorar, Mr. Lennox. Viertausend Pfund. Nicht schlecht für einige Tage Arbeit. Ich bin sicher, Ihnen ist klar, dass einiges davon als Schweigegeld zu verstehen ist. Über diese Angelegenheit dürfen Sie niemals mit irgendjemandem reden.«
    »Das ist klar.«
    »Und wir zahlen in bar. Der Auftrag braucht gar nicht in Ihren Büchern vorzukommen. Ich bezweifle, ob das Finanzamt Ihnen glauben würde, dass Sie diese Summe bei einem Auftrag verdient haben, der Sie keine volle Woche beschäftigte.«
    »Dann versuche ich gar nicht erst, die Leute zu überzeugen.« Ich hielt den Umschlag hoch, ehe ich ihn in meine Innentasche steckte, nahe an meinem Herzen, wo sich für Geld immer ein Plätzchen fand. »Und machen Sie sich keine Gedanken wegen eines Bonus, Mr. Macready – das ist mehr als genug.«
    So viel Geld hatte ich, ehrlich gesagt, noch nie auf einen Schlag verdient. Es war das Dreifache meiner Gesamteinnahmen im vergangenen Jahr.
    Macready erhob sich erneut und schüttelte mir wieder die Hand. Die Besprechung war vorbei.
    »Da wäre noch eine Sache«, sagte ich, ohne aufzustehen.
    »Aha?«
    »Wie ich bereits mit Miss Bryson besprochen habe, kam es mir immer merkwürdig vor, wie diese Bilder aufgenommen wurden, wenn man bedenkt, dass Ihr Besuch in Iains Gartenhaus aus dem Moment heraus erfolgt sein sollte. Als ich Sie fragte, ob Sie sich vorstellen könnten, wie die Fotografien entstanden sein können oder wo sich Ihrer Ansicht nach der Fotograf versteckt haben muss, meinten Sie, es sei Ihnen ein Rätsel. Ihrer Vermutung nach seien sie aber durch ein Fenster aufgenommen worden.«
    »Richtig …«
    »Schärfe und Qualität der Bilder wiesen allerdings darauf hin, dass sie von irgendwo im Gartenhaus aufgenommen worden sein mussten. Und so war es auch. Es gab einen falschen Spiegel, der von einer Seite durchlässig ist. Die Kamera und der Fotograf verbargen sich dahinter im Nebenzimmer.«
    Macready zündete sich eine Zigarette an und zog an ihr, ehe er antwortete.
    »Sie behaupten also, dass Iain oder jemand aus dem Umfeld des Landsitzes mit Paul Downey unter einer Decke steckte.«
    »Downey zufolge ja. Es war Iain.

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