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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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erwähnen vergaß. Auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen trat er als bleiche Masse nackten Fleisches zwischen einem dünnen jungen Mann, den ich als Paul Downey erkannte, und einem anderen Burschen unter zwanzig in Szene.
    Die dritte Serie, die ich außer der von der kleinen Cocktailparty des Hollywoodstars fand, bereitete mir Kopfzerbrechen. Kein Sex, nichts Illegales, nichts, was mir verriet, wieso jemand einem Erpresser Geld dafür zahlen sollte. Die Fotografien waren simple, aus der Entfernung aufgenommene Schnappschüsse einer Gruppe gut gekleideter Männer, die ein Haus auf dem Land verließen. Von einem Mann gab es vergrößerte Aufnahmen seines Gesichts, mit einem Teleobjektiv geschossen und körnig. Der Mann war Mitte fünfzig und erschien auf eine fremdländische Art aristokratisch. Er hatte einen Spitzbart, und seine Haut wirkte sogar auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen etwas dunkler als die seiner Begleiter.
    »Ist das alles?«, fragte ich Downey.
    Er nickte. Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Ich schwöre es!«, rief er.
    Ich sah wieder auf das Bild des gut gekleideten, vage aristokratisch, vage ausländisch wirkenden Mannes.
    »Worum geht es hier?«, fragte ich. »Wer ist das?«
    »Weiß ich nicht«, flüsterte Downey. Er sagte die Wahrheit: Ich merkte es am Zittern seiner Stimme und der offenkundigen Furcht, ich könnte mich von der Wahrheit nicht überzeugen lassen. »Ich wurde bezahlt, Fotografien von diesen Männern zu machen. Ich musste mich in den Büschen verstecken. Ich hatte den Auftrag, speziell von dem Spitzbärtigen Fotos zu machen. Ich weiß nicht, worum es ging.«
    »Wer hat dich bezahlt?«
    »Ein Mann namens Paisley. Ich glaube aber, er arbeitet für jemand anderen; wen, das weiß ich nicht. Und ich weiß nicht, wieso jemandem diese Fotos das wert sein sollten, was er dafür bezahlt hat.«
    »Du hast sie bereits abgeliefert?«
    Downey nickte.
    »Und wieso …?« Ich machte eine Kopfbewegung zu den Abzügen und Negativen.
    »Wir dachten, wir könnten damit vielleicht noch mehr Geld bekommen. An diesen Bildern war irgendetwas wichtig, und wir dachten, wir könnten damit ein paar Mäuse extra verdienen.«
    »Wo hast du sie aufgenommen?«, fragte ich. Für den Moment schob ich beiseite, dass ich jedes Mal, wenn Downey »wir« sagte, das merkwürdige Gefühl bekam, er könnte damit nicht nur sich und Frank meinen.
    »Auf dem Landsitz des Herzogs. Das Gartenhaus, wo wir auch Macready fotografiert haben.«
    Ich schob die beste Nahaufnahme des Spitzbärtigen in die Tasche. Downey zitterte jetzt wie Espenlaub; der Schock setzte ein. Bei einigen braucht es dafür alles, was ein Schlachtfeld zu bieten hat, bei anderen genügen eine erhobene Stimme und die Androhung von Schlimmerem.
    In der Ecke der Dunkelkammer stand ein Stuhl, und ich befahl Downey, sich hinzusetzen. Ich brauchte weniger als eine Minute, um mir einen Überblick vom Rest der Wohnung zu verschaffen und kurz nach Dornröschen im Flur zu sehen. Wenn ich ehrlich war, machte ich mir ein wenig Sorgen um Frank und beschloss, ihn aufzuwecken, ehe ich wegging. Als ich wieder in die Dunkelkammer zurückkam, schraubte ich die Rotlichtlampe aus der Fassung und setzte die Hundertwattbirne ein, die ich aus dem Badezimmer mitgebracht hatte. Der kleine Raum wurde in gleißende Helligkeit getaucht. Ich drehte jede Schublade und jede Fotoschale um und stellte alles auf den Kopf. John Macready und sein aristokratischer Spielkamerad waren eindeutig nicht die einzigen Musen für Downeys künstlerisches Schaffen gewesen. Ich beschloss, ein wenig Wohltätigkeitsarbeit zu leisten und sammelte alle Abzüge und Negative ein, die ich finden konnte – einschließlich derer, die ich abzuliefern hatte, und die Aufnahme des Spitzbärtigen –, warf alles in eine Entwicklungsschale aus Emaille, die beiden anderen erpresserischen Fotoserien hinterher und entzündete ein kleines Freudenfeuer, um angemessen zu feiern, dass Downey keine fetten Glasgower Geschäftsleute oder ausländisch wirkende Adlige mehr ausnahm.
    »Okay, Paul«, sagte ich, als die Fotografien und Negative brannten, und zog ihn vom Stuhl hoch. »Den Rest nehme ich mit, und damit ist die Sache zu Ende, es sei denn natürlich, du möchtest, dass ich wiederkomme.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber ehe ich gehe, will ich wissen, wie du es eingefädelt hast. Mit dem Gartenhaus und allem. Das war ja eine ausgeklügelte Falle. Hast du das alles selber geplant?«
    »Ich brauchte das Geld. Ich habe Schulden

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