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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Taschentuch und ein paar Busfahrscheine und legte alles auf den engen Platz auf der Theke, den wir für uns hatten. Endlich fand er, wonach er gesucht hatte, und seine Augenbrauen erklärten einmal mehr ihre Unabhängigkeit von dem trauervollen Gesicht.
    »Aye … hier ist es. Hier wohnt er jetzt. Dreimal hat er seine Adresse geändert. Nach allem, was ich höre, ist er jetzt ehrlich. Seit seinem letzten Aufenthalt hinter Gittern. Deshalb ist er auch so oft umgezogen: Es ist schwierig, so eine Vergangenheit hinter sich zu lassen.«
    »Wem sagen Sie das«, seufzte ich mehr in meine als in Archies Richtung. Ich sah auf die Adresse. Stirlingshire. »Er hat Glasgow verlassen?«
    »Sie wissen ja, wie es ist, wenn einer von diesen Kerlen versucht, ehrlich zu werden. Das ist, wie wenn man von der Flasche loskommen will. Die meisten knicken ein, aber die, die trocken bleiben wollen, gehen nicht mehr in die Wirtschaft. Ich nehme an, Dunbar musste Abstand von all denen gewinnen, die von seiner Vergangenheit wussten.«
    »Gute Arbeit, Archie«, sagte ich. Seinem Gesicht war nichts anzumerken, aber seine Brauen wirkten zufrieden. »Wollen Sie mitkommen? Bezahlt natürlich?«
    »Also gut«, sagte er stirnrunzelnd. »Ich weiß aber nicht, ob die frische Luft für mich so gesund ist.«
    »Wir lassen die Autofenster zu und rauchen die ganze Zeit. Versprochen. Okay?« Archie nickte trübsinnig. »Ich bin um neun am Büro.«
***
    Wie ich bereits erwähnt habe, hatte Hammer Murphy seinen Spitznamen nicht aufgrund seines außergewöhnlichen Talents als Handwerker verliehen bekommen. Nun, er war ein begnadeter Handwerker, und besonders verstand er sich auf die Arbeit mit dem Hammer, aber nicht, um Bücherregale hochzuziehen. Eher, um einem Widersacher den Schädel zu Brei zu schlagen.
    Alles in allem war Hammer Murphy seit Beginn der Ermittlung der König gewesen, dem ich am ehesten aus dem Weg gehen wollte. Ich mied Murphy genau wie seine Fleischpasteten, die er am Stadtrand von Glasgow in einer riesigen Fleischfabrik produzieren ließ und von denen niemand so genau wusste, woraus sie eigentlich hergestellt wurden. Ein Gerücht besagte – na ja, es war mehr als nur ein Gerücht –, Murphy hätte sich in der Fabrik schon ein paar missliebiger Konkurrenten entledigt und sie im sprichwörtlichen Sinne verwurstet. Auch hörte man immer wieder, dass Murphy gelegentlich Jonny Cohen und Willie Sneddon in seiner Eigenschaft als Haus- und Hofmetzger behilflich war.
    Ich kannte schon nette Leute …
    Einmal war sogar gemunkelt worden, ein paar Burschen, die Murphy ganz besonders großen Verdruss bereitet hatten, wären gefesselt, aber lebend und bei vollem Bewusstsein durch den Fleischwolf gedreht worden. An diesem Tag sank mein Interesse an seiner Gesellschaft genauso schnell wie mein Appetit auf Würste aller Art. An Murphys Fleischfabrik versuchte ich seitdem so selten wie möglich zu denken.
    Sie verstehen, was ich vage andeuten möchte: Hammer Murphy war der gewalttätigste, reizbarste und rachsüchtigste der Drei Könige, jemand, dem man unter keinen Umständen in die Quere kommen sollte.
    Die Geschichte um Gentleman Joe Strachan hatte für mich in dem Augenblick einen üblen Beigeschmack bekommen, in dem Murphys Name gefallen war. Strachan selbst schien mir ein wenig wie eine gespaltene Persönlichkeit: Da war einerseits das Bild von ihm als ›Gentleman-Verbrecher‹, eine Art Glasgower Raffles, falls man sich so etwas überhaupt vorstellen kann, aber direkt daneben hing das Porträt eines kaltblütigen, rücksichtslosen und tückischen Killers.
    Murphys Name auf der Liste von Bekannten bestätigte in meinen Augen Letzteres. Für mich wäre es ein guter Moment gewesen, den Rückzug anzutreten; ich hatte genug herausgefunden, um meine Spesen zu rechtfertigen, und konnte den Zwillingen sagen, dass nicht nur Strachan tot sei, sondern auch jede Spur zu demjenigen, der ihnen das Geld schickte. Immerhin erholte ich mich gerade noch vom warmen Geldregen des Macready-Falls, der sich als geradezu absurd lukrativ erwiesen hatte. Mein Instinkt brüllte mir daher zu, die Strachan-Sache fallen zu lassen und mich meines Lebens auf den Straßen Glagows zu erfreuen, statt mit einem ziemlich geübten Partner einen Two Step im Nebel zu tanzen. Leider schien mein Gehör irreversibel geschädigt, denn mein Instinkt konnte so laut schreien, wie er wollte, ich schien ihn einfach nicht zu hören.
    Daher tätigte ich endlich den Anruf, vor dem ich mich seit

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