Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell

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Arsch!«
    »Nein, ich meine irgendjemanden, der nicht in diese Gruppe gehört. Sie sind herumgekommen, Billy, Sie kennen den Typ – jemand, der nach Ärger aussah.«
    »Kann nicht sagen, dass ich das hätte, wieso?«
    »Herzog Junior hat sich ein bisschen Ärger eingehandelt, das ist alles. Ich habe versucht, es wegen seines Vaters aus der Welt zu schaffen.«
    »Na, das ist dann ja eine ganz andere Geschichte! Wenn ich irgendetwas tun kann, um zu helfen, dann sagen Sie es mir einfach …«
    »Danke, Billy, ich werde daran denken. Aber wie es aussieht, ist die Sache ohnehin erledigt.« Ich stand vom Tisch auf, zückte die Brieftasche und zog die Banknoten heraus. Ich sah, wie Billys Augen aufleuchteten, und ich wusste, dass es doppelt so viel war, wie er erwartet hatte. Ich legte so lange Scheine auf den Tisch, bis es fünfzig Pfund waren.
    Nur zu, Lennox , dachte ich, nimm von den Reichen und gib den Armen.
***
    »Wissen Sie was, der hat Ihnen gerade vielleicht einfach einen Bären aufgebunden«, sagte Archie hilfsbereit, als wir wieder auf dem Weg nach Glasgow waren. »Was meinen Sie, wenn ich Ihnen erzähle, ich hätte Adolf Hitler in Niddrie in einem Wettbüro gesehen, geben Sie mir dann auch fünfzig Mäuse?«
    »Nein, weil es ganz offensichtlich nicht wahr sein könnte: Hitler würde sich eher den Israelis stellen, als in Niddrie zu leben. Ich habe den Ausdruck auf Dunbars Gesicht gesehen, als ich ihm von der Leiche im Clyde erzählte. In dem Moment wusste ich, dass er nicht glaubte, es könnte Strachan sein.«
    »Also glauben Sie allen Ernstes, Strachan ist mit den hohen Tieren auf Du und Du und zum Offizier der Army gemacht worden? ›Na gut, Strachan, alter Junge, vergessen wir diese nachrangigen unerfreulichen Geschichten mit dem Polizisten, den Sie ermordet haben, und dass Sie im Ersten Weltkrieg desertiert sind. Gehen wir lieber ins Kasino und nehmen Tee mit Biskuits‹?«
    »Überlassen Sie den schneidenden Sarkasmus mir, Archie. Ich weiß, dass es auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt. Trotzdem glaube ich, dass Dunbar wirklich gesehen hat, was er behauptet.«
    »Hören Sie, Boss, ich will Ihnen ja nicht Ihre Arbeit erklären …«
    »Das verhüte der Himmel, Archie.«
    »… aber Sie haben ihm ja förmlich mit den Geldscheinen vor der Nase rumgewedelt. Offensichtlich hatte er den Eindruck, er müsste Ihnen etwas sagen. Und dieser Mist, dass Strachan ein Offizier gewesen wäre, war das Beste, das ihm auf die Schnelle eingefallen ist.«
    »Nein, Archie. Das Beste, was ihm hätte einfallen können, wäre gewesen, dass er Strachan in dem Wettbüro in Niddrie gesehen hätte, wo Sie Hitler entdeckt haben, oder auf einer Straße in Edinburgh oder auf einem Bahnhof in Dundee. Was mich veranlasst, ihm zu glauben, ist das Unglaubliche seiner Erzählung. Dunbar ist schon so oft von der Polizei vernommen worden, dass er weiß, sollte er lügen wollen, muss die Lüge simpel und glaubwürdig sein. Sie wissen das selbst.«
    »Und was heißt das für uns? Wie machen wir weiter?«
    »Nun, ich habe ein paar Namen, die Sie überprüfen können, von der Liste, die Isa und Violet mir gegeben haben. Seien Sie aber vorsichtig, wen und wo Sie fragen, Archie. Inzwischen mache ich ein paar Besuche, die ich vor mir hergeschoben habe.«
***
    Ich traf mich mit Fiona White im Cranston’s. Wir saßen in der Art-nouveau-Teestube und bestellten Tee und Lachssandwiches. Sie trug ein modisches Kostüm, in dem ich sie noch nie gesehen hatte, und einen Hut, der neu aussah. Ich bemerkte auch, dass sie einen dunkleren Lippenstift und mehr Schminke als gewöhnlich aufgelegt hatte. Ich fühlte mich geschmeichelt.
    »Wie ist Ihre neue Bleibe?«, fragte sie ein wenig umständlich.
    »Sehr exklusiv«, antwortete ich. »Ich muss ständig aufpassen, dass ich nicht belle, nicht mit irischem Akzent rede oder mich zu stark bräune.«
    Sie machte ein verdutztes Gesicht. Ein hübsches verdutztes Gesicht.
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich komme zurecht. Es ist ein Plätzchen im Trockenen, es sei denn, ich lasse den Zimmerwirt zu nahe kommen, wenn er redet.«
    »Ich verstehe«, meinte sie. »Am Haus war niemand. Niemand Verdächtiges, meine ich. Ich habe bemerkt, dass der Bobby uns im Auge behält, aber es ist nichts geschehen, was mich in irgendeiner Weise beunruhigt hätte.«
    »Das freut mich zu hören. Es tut mir leid, Ihnen Ungelegenheiten bereitet zu haben, Mrs. White.«
    »Fiona …«, sagte sie mit leiser Stimme, die bei der zweiten Silbe brach.