Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
Sie räusperte sich und wurde rot. »Sie brauchen mich nicht mit Mrs. White anzusprechen. Nennen Sie mich Fiona.«
    »Wenn das so ist, brauchen Sie mich nicht mit Mr. Lennox anzureden.«
    »Wie soll ich Sie dann ansprechen?«
    »Lennox. Jeder macht das. Die ganze Sache tut mir wirklich furchtbar leid, Fiona.«
    »Das braucht es nicht. Die Mädchen vermissen Sie.«
    »Nur die Mädchen?«
    Eine Sekunde lang spürte ich eine Andeutung des eisigen Trotzes, an den ich mich so gewöhnt hatte. Dann schmolz er dahin.
    »Nein, nicht nur die Mädchen. Warum kommen Sie nicht zurück? Ich glaube nicht, dass eine Gefahr besteht.«
    »Sie haben auch nicht den Kerl gesehen, der mich überfallen hat. Irgendetwas ist in dieser Strachan-Geschichte im Gange, von dem ich nichts weiß. Aber ich bekomme allmählich eine Vorstellung, und diese Vorstellung verrät mir, dass einige sehr gefährliche Leute in die Angelegenheit verwickelt sind. Auf keinen Fall möchte ich Sie oder die Mädchen in Gefahr bringen.«
    »Hören Sie, Lennox, ich habe nachgedacht über das, was Sie zu mir gesagt haben; über Ihre Empfindungen. Es tut mir leid, wenn ich ein wenig … abweisend war. Was ich gesagt habe, sagte ich, weil ich es so meinte. Oder wenigstens meinte ich es so, als ich es sagte. Es ist nur … Ich weiß es nicht, ich bin nur nicht die Sorte Frau, die Sie gewohnt sind. Ich habe keine Erfahrungen mit Männern und verfüge über keinerlei Raffinesse. Als ich Robert heiratete, glaubte ich, er wäre es. Ich sah mein ganzes Leben vor mir; wie es sein würde. Dieses Leben war das, was ich damals wollte. Dann, als er fiel, hatte ich nicht nur ihn verloren, sondern auch mich selbst. Das Leben, für das ich mich entschieden hatte.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Sie es mir nicht glauben werden, Fiona, aber ich weiß ganz genau, was Sie meinen. Viele von uns haben sich im Krieg verloren und sind Menschen geworden, von denen wir niemals geglaubt hätten, dass wir sie sein könnten. Nicht sein wollten. Aber das sind nun mal die Karten, die das Leben an uns ausgeteilt hat. Wir können nichts weiter tun, als das Beste daraus zu machen. Nichts kann Ihren Mann zurückbringen, und nichts kann die Erinnerung an das nehmen, was ich im Krieg getan habe. Aber wir können versuchen weiterzugehen. Etwas Glück zu finden.«
    »Ich finde, Sie sollten zurückkommen.« Fiona blickte auf das Tischtuch. »Ich kann nichts versprechen, kann nicht sagen, dass sich irgendetwas verändern wird. Aber ich hätte gern, dass Sie zurückkommen.«
    »Das möchte ich auch, Fiona, aber das kann ich nicht. Noch nicht. Ich habe in meinem Leben vieles verpfuscht, aber ich will verdammt sein, wenn ich das auch vermassele. Ich komme zurück, sobald ich sicher bin, dass ich nicht sehr viel Ärger mit nach Hause bringe.«
    »Aber nach allem, was wir wissen, glaubt der Mann, der Sie angegriffen hat, nach wie vor, dass Sie zu Hause wohnen. Wir schweben in größerer Gefahr, wenn Sie nicht da sind.«
    »Es steckt mehr als ein Mann dahinter. Sie sind clever und wissen, dass ich nicht mehr bei Ihnen wohne. Ich hoffe nur, dass sie mir nicht dorthin folgen konnten, wo ich jetzt bin.«
    »Die Polizei …«
    »Kann mir nicht helfen. Zumindest nicht offiziell, und ich glaube, aus Jock Ferguson habe ich allen guten Willen bis auf den letzten Tropfen herausgequetscht. Hören Sie, bald ist es vorüber, und ich komme zurück.« Ich bedeckte ihre Hand mit meiner Rechten. Sie verkrampfte sich, als wollte Fiona sie wegziehen, dann entspannte sie sich. »Dann reden wir miteinander.«
***
    Ich kehrte in mein Büro zurück, um ein paar Dinge zu erledigen, ehe ich zu meiner zeitweiligen Unterkunft in der Pension zurückkehrte. Ich nahm gerade meinen Regenmantel vom Kleiderständer, als jemand meine Bürotür aufdrückte, ohne vorher geklopft zu haben. Ich drehte mich um und erstarrte. Plötzlich begriff ich, dass es nur die bescheidenen Grenzen meiner Fantasie aufzeigte, wenn ich mir nicht hatte vorstellen können, dass jemand Schlimmeres als Hammer Murphy meine Gesellschaft suchen könnte.
    Der Mann vor mir war einssechsundneunzig groß und Anfang fünfzig. Er hatte breite Schultern und ein brutales, grausames Gesicht. Er war so ordentlich und absolut fantasielos gekleidet wie bei jeder unserer Begegnungen. In Tweed. Er entschied, das Gewicht von seinen Brogues zu nehmen, ohne darauf zu warten, dass ich ihm einen Stuhl anbot. So wie er nicht an eine Tür klopfte, ehe er hineinging, gehörte das Warten

Weitere Kostenlose Bücher