Lensmen 01 - Die Planetenbasis
intraatomare Energie des Eisens, die erstaunlicherweise hundertprozentig genutzt wird – es bleibt also viel zu tun, bis ich meinen Plan fortsetzen kann.«
Roger versank in tiefes Nachdenken, und seine Untergebenen wagten ihn nicht zu stören. Gharlane von Eddore wunderte sich nicht mehr, wie eine solche Entwicklung ohne sein Wissen möglich gewesen war; er wußte es. Seine geistige Bewegungsfreiheit war noch immer von einer mächtigen unbekannten Intelligenz eingeschränkt, einer Intelligenz, die sich ihm bald zum Kampf stellen mußte.
»Ich weiß, was wir tun werden«, fuhr er fort. »Anhand der Unterlagen, die wir zur Verfügung haben, lassen sich die Energiefelder der Unbekannten analysieren – dann trennt uns nur noch ein Schritt von der Lösung der Frage, wie die Energien des Eisenatoms freigesetzt werden können. Wir werden Roboter bauen, mit deren Hilfe bald ein neuer Planetoid entstehen wird. Und dieser Planetoid wird anders aussehen als der erste!«
»Und wo soll das geschehen? Wir sind geschlagen. Die Tarnschirme schützen uns nicht mehr, und die Liga wird uns finden, auch wenn wir uns bis zur Plutobahn zurückziehen.«
»Wir haben das Sonnensystem bereits verlassen und werden auf einem Planeten Station machen, der so weit entfernt ist, daß uns die Spionstrahlen der Liga nicht erreichen können. Unsere Reise wird etwa fünf Tage dauern. Machen Sie es sich also bequem und beschäftigen Sie sich mit den Problemen, die für Sie im Augenblick am dringendsten sind.«
Nach fünfeinhalb Tagen tauchte der Zielplanet unter dem Raumschiff auf. Roger tauchte sofort in seine dichte Atmosphäre ein. Stundenlang suchte er dann nach einem geeigneten Landeplatz, wobei er mit seinen Instrumenten nach geeigneten Metallvorkommen Ausschau hielt, die sein Aufbauprogramm ermöglichen sollten.
Es war eine kalte Welt; ihre Sonne war klein und wärmte kaum. Trotzdem hatte die Vegetation zuweilen phantastische Formen angenommen, und auf groteske Weise waren Blätter und Äste der Pflanzen ständig in Bewegung. Von Zeit zu Zeit befreite sich ein Pflanzenstück von der Mutterpflanze und entwickelte ein Eigenleben. Manche Arten glichen irdischen Farnkräutern, andere Kakteen und Bäumen, aber im allgemeinen war die Vegetation für menschliche Sinne unerträglich. Nicht weniger abstoßend waren die tierischen Lebensformen, die sich in der phantastischen Pseudo-Vegetation am Leben erhielten. Schlangengleiches und fledermausartiges Getier kroch und flatterte durch die undurchdringlichen Dschungel, von zwei Impulsen beherrscht – zu töten und zu fressen. Über diese dunstige Wildnis steuerte Roger sein Schiff, unberührt von ihrer Wildheit und ihrem Schrecken.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß es hier keine Intelligenz gibt«, überlegte er und erkundete die Oberfläche des Planeten mit einem Spionstrahl. Fast augenblicklich erschien eine Metallstadt aus runden, konischen Gebäuden auf dem Bildschirm. Zwischen den Gebäuden bewegten sich amöbenhafte, metallbewehrte Wesen, deren Körper aus einer lederartigen Substanz zu bestehen schien und die offenbar Augen, Ohren, Glieder und sonstige Organe besaßen.
»Kein Zweifel – die intelligenten Wesen dieses Planeten«, dachte Roger. »Leider sind sie völlig ungeeignet für uns«, wandte er sich an seine Männer. »Es würde zu viel Zeit beanspruchen, sie uns zu unterwerfen und für unsere Zwecke zu trainieren. Die nötigen Maschinen hätten wir in der Hälfte der Zeit gebaut.«
Schließlich fand Roger eine Stelle, die seinen Vorstellungen hinsichtlich der Erzvorkommen entsprach, und brachte sein Raumschiff zur Landung. Energiestrahlen vernichteten die Vegetation in einem Umkreis von mehreren hundert Metern, und sofort gingen die Roboter ans Werk – Roboter, die weder Nahrungsmittel noch Ruhepausen, sondern nur Schmiermittel und Energie brauchten –, Roboter, denen die Kälte und die giftige Atmosphäre nichts anhaben konnten.
Aber Rogers Männern wurde es nicht leicht gemacht, auf dem feindlichen Planeten Fuß zu fassen. Bereits kurz nach der Landung begann es sich zwischen den Pflanzen am Rande der künstlichen Lichtung zu regen, und eine Horde metallbewehrter Männer – wenn man sie so nennen konnte – stürzte sich auf die Roboter. Die Angreifer wurden zu Hunderten niedergemäht und stürmten trotzdem in immer neuen Angriffswellen heran. Es schien ihr einziges Bestreben zu sein, an die Roboter heranzukommen und sie mit ihren winzigen Metallplättchen zu berühren.
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