Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
über die Lens, Sir«, wagte sich Maitland hervor. »Die wissenschaftlichen Fortschritte der Verbrecher halten offenbar mit den unseren Schritt. Ich bin bisher immer von der Annahme ausgegangen, daß das, was eine Wissenschaft erdenken kann, von der gleichen Wissenschaft auch nachgemacht werden kann. Es dürfte doch anzunehmen sein, daß mehr als eine Lens in die Hände der Verbrecher gefallen ist.«
»Wenn es sich bei der Lens um eine wissenschaftliche Erfindung oder Entdeckung handeln würde, wäre sie bestimmt schon längst nachgemacht worden«, erwiderte der Kommandant zur Überraschung der jungen Lens-Träger. »Ihre Existenz ist jedoch im Grunde nicht wissenschaftlich, sondern zum überwiegenden Teil philosophisch zu erklären. Sie wurde für uns von den Arisiern entwickelt.
Ja, jeder von Ihnen ist vor kurzem auf Arisia gewesen«, fuhr von Hohendorff fort, als sich seine ehemaligen Schützlinge verblüfft anstarrten. »Was haben Sie von den Arisiern gehalten, Murphy?«
»Zuerst hielt ich sie für Drachen, Sir – Drachen mit einer unvorstellbaren Intelligenz. Ich war froh, als es endlich vorüber war. Sie haben mir große Angst eingejagt, obwohl sie sich kaum zu bewegen schienen.«
»Die Arisier sind eine seltsame Rasse«, fuhr der Kommandant fort. »Sie sind das Sine-qua-non unserer Patrouille und der Zivilisation überhaupt. Ich kann sie nicht verstehen, und ich kenne auch niemanden, der dazu in der Lage wäre. Die Arisier haben uns die Lens gegeben, und doch ist es den Lens-Trägern streng untersagt, diese Tatsache an andere weiterzugeben. Sie passen jedem Kandidaten eine Lens an, und doch hat offenbar jeder Kadett auf Arisia etwas anderes erlebt. Wie dem auch sei, es wird jedenfalls vermutet, daß niemand sie bisher so gesehen hat, wie sie wirklich sind. Jedem, der kein Lens-Träger ist, erscheinen sie als höchst ungesellig, und selbst ein Lens-Träger darf ihren Planeten nur einmal in seinem Leben betreten. Materielle Dinge scheinen ihnen höchst gleichgültig zu sein – obwohl diese Annahme vielleicht ebensowenig zutrifft wie die Gestalt, in der sie sich Ihnen gezeigt haben.
Seit unzähligen Generationen haben sich die Arisier dem Denken verschrieben und sich dabei hauptsächlich mit dem Wesen des Lebens beschäftigt. Sie behaupten von sich, dieses Problem bisher nur in den ersten Anfängen ergründet zu haben; dennoch wissen sie zweifellos mehr darüber als jede andere bekannte Rasse. Obwohl sie normalerweise jeden Kontakt mit Fremden ablehnen, haben sie der Patrouille ihre Unterstützung zugesagt.
Jeder, der zum Lens-Träger gemacht werden soll, wird nach Arisia geschickt, wo eine Lens hergestellt wird, die seinen Lebensimpulsen entspricht. Zwar kann niemand außer einem Arisier die Funktion einer Lens wirklich verstehen, doch wenn Sie sich vorstellen, daß Ihre Lens mit Ihrem Ich synchronisiert ist, daß sie darauf eingestimmt ist – dann dürfte dieses Bild nicht völlig falsch sein. Die Lens hat kein eigenes Leben – in dem Sinne, wie wir diesen Begriff verstehen. Sie ist vielmehr mit einer Art Pseudo-Leben ausgestattet, das ihr jenes starke, auf charakteristische Weise wechselnde Licht verleiht, solange sie in unmittelbarem Kontakt mit dem Lebewesen steht, für das sie bestimmt ist. Das gleiche Pseudo-Leben läßt sie als Telepathie-Träger wirksam werden, mit dessen Hilfe Sie sich mit anderen Intelligenzen in Verbindung setzen können, auch wenn diese keine Sprech- oder Hörorgane besitzen.
Eine Lens kann außer von ihrem Träger nicht vom Arm abgenommen werden. Sie leuchtet, solange sie bei ihrem rechtmäßigen Besitzer ist; wenn er stirbt, erlischt auch ihr Licht, und kurz darauf löst sie sich auf. Außerdem – und hierdurch wird eine besondere Sicherheit erreicht – verlöscht die Lens nicht nur, wenn sie von einem Betrüger getragen wird, sondern sie tötet ihn innerhalb weniger Sekunden. Wenn sie leuchtet – wenn sie also in Verbindung mit ihrem rechtmäßigen Träger steht –, ist sie harmlos; doch in dunklem Zustand gerät sie derart in Konflikt mit jedem Lebewesen, auf das sie nicht eingestimmt ist, daß sie es vernichtet.«
Es folgte ein kurzes Schweigen, während die jungen Männer die verblüffenden Neuigkeiten zu fassen versuchten. Es begann ihnen zu dämmern, welche Überwindung es den alten Lens-Träger kosten mußte, die Rolle zu spielen, die ihm hier zufiel. Ein Mann, der zwar körperlich weitgehend behindert und längst im Pensionsalter war, der seine Gefühle aber
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