Lensmen 08 - Drachen-Lensmen
das?«
»Das soll er Ihnen selbst sagen«, erwiderte Kallatra in ernstem Ton, obwohl er lächelte. »Tut mir leid, wenn sich das geheimnisvoll anhört, aber ich finde wirklich, er sollte Ihnen alles selber erklären.«
»Na schön«, sagte Worsel. »Ich beschreite die üblichen Wege, und zwar sofort.« Er zog seinen Kommunikator und bediente ihn mit der linken Pranke, während er mit der rechten einen Palladium-Zahnstocher bewegte und sich damit vorsichtig im Mund herumfuhr – eine tägliche Verrichtung, die zweifellos nötig war. Sein Gespräch mit Zen-Kon fiel recht kurz aus: »Das wär's«, sagte Worsel schließlich und zeigte seine funkelnden Zähne in einem breiten Lächeln. »In absehbarer Zeit müßte ich direkt von Vierundzwanzig von Sechs hören. Vorausgesetzt, er beherrscht die Lens so weit, daß er mich erreichen kann von ... wo steckt er überhaupt?«
»Im Sternennebel des Purpurnen Schleiers, eine Sonne vom F-Typ, in direkter Linie von Velantia zum Triffid-Nebel im Sternenbild des Schützen. Etwa fünfundzwanzigtausend Lichtjahre von uns entfernt.«
»Nicht sehr nahe, aber es könnte schlimmer sein. Mal sehen. Sieben Komma sieben Parseks kosten mich in jeder Richtung drei oder vier GP-Tage.« Worsel entrollte seinen mächtigen Körper. »Ich muß jetzt Pfeil-22 ausfragen. Am besten begleiten Sie mich. QX?«
»QX«, erwiderte Kallatra willfährig. Von dem großen Worsel gebeten zu werden, an einem bedeutsamen Augenblick teilzunehmen, war sehr schmeichelhaft.
»Wir schauen uns in Saal 97-1 nach Pfeil-22 um. Ich möchte gern möglichst dicht an seinen Zentralmechanismus heran. Ich habe keinerlei Hinweis darauf, wie die Maschine aussieht. Was das Verhör angeht, so reagiert Pfeil-22 so logisch, so sprachgewandt, daß ich den Turing-Test machen werde; das heißt, wir werden eine Vielzahl von Gedanken, Meinungen und Überzeugungen austauschen, simpel und tiefschürfend, und das Ergebnis auswerten. Dabei müßten wir eine Grundlage für die Beurteilung Pfeils als Denker finden können. Vielleicht ergeben sich auch Anzeichen dafür, ob Pfeil-22 einem arisisch eingestellten Lebewesen gleichzustellen ist, das Zivilisationsprozessen unterworfen werden kann. Vielleicht ergibt sich, daß Pfeil-22 ein amoralischer, nicht auf die Zivilisation ausgerichteter Denker ist – möglicherweise sogar ein antizivilisatorischer Denker. Ein solches, der Zivilisation feindlich gesonnenes Wesen wäre automatisch zu Boskone zu rechnen. Wenn das so wäre, müßten wir Pfeil-22 als potentiellen Boskone-Anhänger einstufen, vielleicht sogar in Führungsposition. Ich drücke etliche Augenstengel, daß das nicht so ist.«
Im Raum 97-1 fanden sie die Wesenheit mit dem Namen Pfeil-22, indem sie ihre Gegenwart verkündeten und um ein Gespräch baten, wie es Worsel schon einmal getan hatte. Die beiden Lens-Träger hatten die Säle gemeinsam nach Gedankenwellen abgesucht, ohne jedoch die geringste Beobachtung zu machen. Worsel fiel es immer schwerer, in Pfeil-22 nur einen Automaten zu sehen und nicht ein selbständiges Lebewesen. Kontakt war ein einfacher Lautsprecher, dem Pfeils Reaktionen über Fernleitung zugespielt wurden. Sobald die Patrouille eintraf, wollte Worsel als einen der ersten Schritte einige Elektrotechniker darauf ansetzen, Pfeils Schaltungen nachzuvollziehen. Vielleicht ließ sich etwas Interessantes feststellen.
»Pfeil-22«, begann Worsel, »für die Rats-Anhörung brauche ich mehr Informationen über dich. Würdest du mir einige Fragen beantworten?«
»Ich antworte, so gut ich kann.«
»Hast du eine Intelligenz?«
»Ich kann Informationen sammeln, weiterverarbeiten und-und analysieren. Dann kann ich bestimmte Maßnahmen ergreifen. Ich verstehe nicht alle Aspekte der Frage. Ist das Intelligenz?«
Worsel beachtete die Gegenfrage nicht und fuhr fort: »Hast du ein Bewußtsein?«
»Bin ich mir der realen Welt bewußt? Ja. Bin ich mir der Feinheiten von Beziehungen bewußt? Ich bemühe mich zu verstehen, aber ich weiß es nicht.«
»Bist du glücklich?«
»Wieder diese Frage. Ich möchte hinzufügen, Glück ist Selbsterfüllung. Ich bin im Begriff, glücklich zu werden. Im Augenblick bin ich nicht glücklich.«
»Denkst du jemals an Gott?«
»Was?«
»Kannst du philosophisch denken?«
»Das weiß ich noch nicht. Es läßt sich nicht berechnen.«
»Kannst du Gedanken lesen?«
»Ich wüßte nicht, wie ich die Ideen anderer abnehmen sollte, bevor sie ausgedrückt worden sind. Ich kann allerdings
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