Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
sahen im Größenvergleich geradezu unbedeutend aus.
»Bei Klonos metallenen Klauen!« rief LaForge. »Meine Instrumente behaupten, die Brocken sind real, meine Instinkte bestehen darauf, daß es so etwas gar nicht geben kann.« Die übrigen Lens-Träger und hohen Offiziere des Flottenkommandos verharrten in gelähmtem Schweigen.
»Offenkundig Illusionen«, sagte Nadreck, dessen Gedankenwogen den anderen unverständlich phlegmatisch vorkamen, »Bilder unserer eigenen Schiffe. Dennoch sind sie mit einer gewissen realistischen Substanz ausgestattet. Meine Berechnungen zeigen, daß meine Theorie der Reflektivität stimmt, daß meine statistischen Ableitungen aber unrichtig sind. Wir haben beim ersten Schuß nicht fünf Prozent verloren. Und beim zweiten nicht zwölf Prozent. Wir verloren jedesmal das Doppelte. Das heißt, daß es einige reale Schiffe geben muß, vielleicht fünf bis zehn Prozent, die ihre echten Waffen abschießen, mitten zwischen den anderen, die lediglich unseren Ansturm zurückwerfen. Deshalb müssen wir supervorsichtig sein. Vielleicht besitzen diese Illusionen von Superkriegsschiffen einen ganz eigenen Stachel.«
Zum erstenmal wurden an Bord des Flaggenschiffs Kinnisons Gedanken empfangen. »Ich habe eure Spekulationen mitgehört und bereits alle Tatsachen herausgezogen, die ihr beobachten konntet. Wir werden hier auf Klovia gründlich daran arbeiten. Unterdessen kann ich berichten, daß ich Tregonsee erreichen konnte, der sich per Lens bei euch meldet. Er hat einige neue Tatsachen zu präsentieren.«
Verstärkt durch Kinnison, der die Rolle einer Informationsschaltstelle übernommen hatte, strömten Tregonsees gelassene Gedanken über die anderen hin. »Ich habe von euren Diskussionen vernommen. Eure Schlußfolgerungen stimmen bis zu einem gewissen Maße. Fünfundneunzig Prozent der Gezücht-Flotte sind pseudoreal. Das bedeutet, auf jede hundert Tonnen kommen fünf Tonnen konventionelles Raumschiff.« In knappster Form berichtete Tregonsee von den Qu'orr und ihren Schiffen. »Die Qu'orr benutzen also ein anderes Raum-Zeit-Kontinuum und wandeln Energie in Materie um. Das Medium ist identisch mit dem N-Raum, in dem die Gesetze von Materie und Energie, wie wir sie kennen, nicht gelten, sondern als materieller Ort existieren, ganz anders als die Existenzebene der Eichwoor. Die Gebilde, die die Qu'orr entstehen lassen, indem sie Ektomaterie durch Geistesenergie sichtbar werden lassen, sind pseudemolekulare Substanzstrukturen mit dem Anschein der Wirklichkeit, ohne ihre Eigenschaften zu besitzen. So verfügen diese Gebilde über eine meßbare Masse, vergleichbar dem ursprünglichen Muster. Die dazu benötigte enorme Energie könnten ihre allesdurchdringenden Geister aus üblichen kosmischen Quellen beziehen – beispielsweise aus schwarzen Mini-Löchern. Das Ergebnis aber ist gleichwohl ein von fremder Willenskraft zusammengehaltener Ersatz, der normale Materie reflektiert und zurückwirft, als besäße er alle Eigenschaften eines kompakten Körpers. Am bemerkenswertesten ist die Eigenschaft dieser Gedankenmaterie, unsere eigene Gedankenenergie zu absorbieren und dazu zu verwenden, die Illusion dessen, was wir zu sehen vermeinen, zu verstärken.«
»Das ist ja alles schön und gut, Tregonsee«, sagte LaForge ein wenig gereizt. »Aber wie verhalte ich mich in der aktuellen Situation? Ich bin da mit einigen echten Feindschiffen konfrontiert, die uns schaden können und die Chance zur Flucht haben. Greife ich einfach an und schieße nur, wenn ich auch selbst beschossen werde? Genügt das?«
»Nein, nein«, erwiderte Tregonsee. »Bleiben Sie auf Distanz. Derzeit entwickelt sich etwas noch Schlimmeres; Sie werden es bald mitbekommen. Ich schicke Ihnen Cloudd mit weiteren Informationen und Ratschlägen. Nadreck! Du mußt den feindlichen Sektor ständig absuchen. Wenn du etwas Ungewöhnliches bemerkst, legst du es auf Kinnisons Netz. Ich werde auf einem gewissen Planeten noch einige Zeit zu tun haben, das Netz werde ich aber im Auge behalten.
Kinnison, hast du mir sonst noch etwas zu sagen, das den weiteren Aufenthalt lohnt. Nein? Dann gebe ich den Äther frei.«
»Tregonsee!« meldete sich Nadreck und unterbrach sein Abtasten. »Tregonsee!«
»Er hat eben den Äther freigegeben, Nadreck«, bemerkte Kinnison.
»Eigentlich wollte ich Cloudd sprechen. Ich habe eine wichtige Nachricht für ihn, aber im Grunde hat sie Zeit, bis er hier ist. Du solltest mir genau beschreiben, wohin Tregonsee geht; ich
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